Elektrogeräte nicht gleich wegwerfen

Reparieren Sie selbst! Wir zeigen, dass das einfach ist und Ihnen viel Geld spart

Jessica Kliem, dpa

Matthias Niese

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20.8.2022, 05:55 Uhr
Geht doch! Oft ist die Technik simpler, als man denkt - hier in einem alten Bügeleisen.  

© Florian Schuh/dpa Geht doch! Oft ist die Technik simpler, als man denkt - hier in einem alten Bügeleisen.  

Der Haartrockner läuft heiß, der Staubsauger lässt die Krümel liegen, der Trockner quietscht, der Fernseher zeigt kein Bild mehr: alles ärgerlich. Aber nicht immer ein Grund, das defekte Elektro- oder Haushaltsgerät sofort zu entsorgen und ein neues anzuschaffen.

Denn meist ist auch eine Reparatur möglich. Und die lohnt sich aus Umweltsicht so gut wie immer – statt eines Neukaufs. Darauf weist sogar das Umweltbundesamt extra hin.

Denn bei der Herstellung von Elektro- und Haushaltsgeräten wird nicht nur Energie verbraucht, sondern auch natürliche Ressourcen – die selbst bei sachgerechter Entsorgung nicht vollständig zurückgewonnen werden können.

Gemeinsam basteln

Die gute Nachricht: Wer sein defektes Gerät reparieren lassen möchte, muss nicht immer mit hohen Kosten rechnen. Kleinere Bagatellreparaturen bekommen Sie oft selbst hin.

Gehen Sie der Ursache auf die Spur – prüfen Sie etwa zuerst das Stromkabel oder die Schalter, auch ein Blick ins Innere – bei gezogenem Stromstecker (!) – zeigt ihnen manchmal, ob an irgendeiner Stelle ein Bauteil durchgeschmort oder undicht ist oder komische Geräusche macht.

Fotografieren Sie es ab oder bauen Sie es aus. Anhand des Herstellernamens und einer Kennnummer finden Sie oft günstigen Ersatz beim Händler oder im Internet. Der Einbau ist oft leicht.

Manche Reparaturen können sogar mit Hilfe der Bedienungsanleitung selbst durchgeführt werden. Wer ungeübt ist, sieht sich vorher auch auf Onlineportalen wie Kaputt.de oder iFixit um. Hier gibt es für viele Geräte kostenlose Anleitungen und Reparaturvideos – außerdem können Sie den Namen des Gerätes und das Wort "reparieren" googeln und stoßen auch auf anderen Portalen auf Videos.

Bei größeren Reparaturen rät die Umweltbehörde, mehrere Kostenvoranschläge einzuholen und unabhängige Reparaturbetriebe in Betracht zu ziehen. Diese seien mitunter günstiger als die Werkskundendienste der Hersteller, haften aber gemäß Werkvertragsrecht ebenso für eine mangelfreie Reparatur.

Für ehrenamtlich geführte Repair-Cafés gilt dies übrigens nicht. Die Reparaturinitiativen, bei denen gemeinsam mit Fachleuten gewerkelt wird, können aber bei leichteren Reparaturen eine kostengünstige Alternative zur Profireparatur sein.

Aber Vorsicht: Solange Gewährleistungs- oder Garantieansprüche bestehen, sollte besser nicht in Eigenregie repariert werden. Sonst können die entsprechenden Ansprüche verloren gehen. Besser: Mit dem Hersteller oder Händler klären, ob es sich um einen Garantiefall handelt, bevor der Schraubendreher in die Hand genommen wird.

Dabei gilt generell: Die Gewährleistungsdauer bei neu gekauften Waren beträgt zwei Jahre. Bei der Garantie gibt es keine einheitlichen Vorgaben. Sie ist eine freiwillige Leistung zum Beispiel des Herstellers.

Auch Gewährleistungsrechte lassen sich übrigens besonders umweltfreundlich nutzen. Denn hier kann gewählt werden, ob das Produkt lieber repariert oder durch ein neues ersetzt werden soll. Klar: Auch hier ist eine Reparatur die umweltfreundlichere Alternative. In beiden Fällen trägt der Verkäufer übrigens die Kosten für den Transport, die Arbeitsleistung und Materialien.

Schon vor Kauf auf Reparierbarkeit achten

Sollte weder eine Reparatur möglich sein noch ein neues Gerät geliefert werden, können Verbraucher entweder vom Verkaufsvertrag zurücktreten oder eine Kaufpreisminderung wählen. Kann man sich mit einem kleineren Mangel arrangieren, ist es laut Umweltbundesamt ökologisch sinnvoll, das Produkt zu behalten und den Preis zu mindern.

Schon beim Kauf sollte übrigens darauf geachtet werden, dass sich Elektro- und Elektronikgeräte im Zweifel gut reparieren lassen. Das Umweltbundesamt rät, den Händler oder Hersteller vor dem Kauf etwa zu fragen, wie lange Ersatzteile verfügbar sind, welche Reparatur- und Wartungsangebote es gibt und welche Reparaturen auch selbst umgesetzt werden können.

Außerdem: Sich selbst fragen, ob die Neuanschaffung wirklich sein muss. Viele Elektro- und Elektronikgeräte wie Bohrmaschinen kommen im Haushalt nur selten zum Einsatz. Eine umweltfreundliche Alternative zum Kauf können dann Leihgeräte sein, etwa aus dem Baumarkt oder von Nachbarschaftsinitiativen.

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