Rechter Fackelmarsch: CSU will beteiligtes Mitglied ausschließen

1.4.2019, 13:20 Uhr
Rechter Fackelmarsch: CSU will beteiligtes Mitglied ausschließen

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Sie zogen komplett in schwarz gekleidet und mit Fackeln über das ehemalige Reichsparteitagsgelände, vorbei an der Flüchtlingsunterkunft in der Beuthener Straße, dann posierten sie auf der Steintribüne: Ein Marsch von Neonazis sorgte Ende Februar für heftige Kritik. Die Mitglieder der Gruppierung "Wodans Erben Germanien" hatten den Protest nicht angemeldet. Für Wirbel sorgte auch, dass die Polizei den Marsch nicht unterbunden hatte, Zivilpolizisten beobachteten die Männer und Frauen sogar. Das Präsidium Mittelfranken räumte Fehler ein. 

Jetzt wurde bekannt: Ein CSU-Mitglied lief wohl Seite an Seite mit den Rechten. Zuerst hatte der Bayerische Rundfunk (BR) darüber berichtet. "Das hat sich so ergeben", zitiert der öffentlich-rechtliche Sender den jungen Mann. "Man kann das als Provokation sehen, wollten wir eigentlich nicht. (...) Wir haben gedacht, wenn man es mit Knicklichtern macht, das bringt nicht so viel Aufmerksamkeit mit sich – deswegen waren es halt dann die Fackeln." Der 22-Jährige bleibt in dem BR-Artikel anonym.

Frieser spricht von "widerwärtiger Entgleisung" 

Jetzt reagiert Markus Blume, Generalsekretär der Christsozialen, auf die Medienberichte. "Eine solche Aktion ist mit unseren Grundwerten nicht vereinbar, wir verurteilen sie aufs Schärfste", sagt der CSU-Politiker. "Wer sich daran beteiligt, hat in unserer Partei jegliche Mitwirkungsmöglichkeit verwirkt." Bislang habe man weder von der Polizei noch von der Staatsanwaltschaft belastbare Aussagen gehabt, dass es sich bei dem Mann um ein CSU-Mitglied handle. Man werde, heißt es in einer Stellungnahme die nordbayern.de vorliegt, in Zusammenarbeit mit dem Bezirksverband Nürnberg-Fürth-Schwabach "alles in die Wege leiten, um dieses Parteimitglied schnellstmöglich aus der CSU auszuschließen". 

Bei dem 22 Jahre alten Mann, das betonen die Christsozialen in ihrer Stellungnahme, handelt es sich um keinen Funktionär, sondern ein normales Parteimitglied. Er ist Anhänger des Bezirksverbandes Nürnberg-Fürth-Schwabach. "Gerade in Nürnberg dürfen wir solche widerwärtigen Entgleisungen nicht zulassen", sagt auch Michael Frieser, Vorsitzender des Bezirkes, "und werden eine eventuelle Mitgliedschaft in unseren Reihen mit allen Mitteln beenden." In der kommenden Woche werde das Gremium darüber entscheiden.

Die Rechten versammelten sich Anfang Februar vor einer Flüchtlingsunterkunft und zündeten dort Fackeln an. Später posierten sie auch auf der Zeppelintribüne, auf der einst Adolf Hitler gesprochen hatte. Unmittelbar nach den Vorfällen äußerte sich auch Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly. Der SPD-Politiker lehnt eine Einzäunung des Geländes ab. Eine Absperrung sei "die Einladung dazu, die Mystifizierung des Geländes als ikonischen Ort der NS-Zeit erst recht zu befördern". Auch gegen Videoüberwachung sprach sich das Stadtoberhaupt aus.

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