Regent in Weißenburg muss endgültig schließen

18.5.2019, 06:00 Uhr
Die Weißenburger Traditionsfirma Regent schließt im August endgültig ihre Türen.

Die Weißenburger Traditionsfirma Regent schließt im August endgültig ihre Türen.

 Die aktuell noch knapp 40 bei Regent verbliebenen Beschäftigten erhielten am Freitag ihre Kündigung. "Es ging einfach nicht mehr", stellte Insolvenzverwalter Hartmut Krüger fest. "Auch wenn man noch so lange rechnet, kommt man in diesem Marktumfeld nicht mehr auf die laufenden Kosten."

Nach drei Insolvenzen in fünf Jahren samt einem chaotisch verlaufenen rückabgewickelten Verkauf mit einem dubiosen Investor muss man nun einsehen, dass in Deutschland produzierte Herrenmode auch im Luxussegment keine Chance mehr hat. "Wir werden jetzt noch eine Last Order machen, schauen, dass wir unsere Lagerbestände an den Mann kriegen und dann ist Ende August Schluss", stellt Insolvenzverwalter Krüger fest.

Dann wird der Besitz der Firma zu Geld gemacht. Für die spezialisierten Maschinen liegen Anfragen vor und wahrscheinlich ist auch, dass es den Markennamen Regent weiter geben wird. Auch der ist Teil der Insolvenzmasse und sogar einiges Geld wert. Mit Weißenburg, wo das Unternehmen 1946 von zwei zuvor auf der Festung Wülzburg inhaftierten Kriegsgefangenen gegründet wurde, wird die Marke dann allerdings nichts mehr zu tun haben.

Vorbei die Zeit, als der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß mit dem Hubschrauber anflog, um sich bei Regent Maß nehmen zu lassen. Vorbei auch die Bestellungen von Stars, Sternchen und Königshäusern, die in Weißenburg über Jahrzehnte hinweg eingingen. 2013 etwa ließ sich der holländische Prinz Willem den Anzug zu seiner Königskrönung in Weißenburg schneidern.

Schon damals allerdings blätterte der Lack der einstmals glänzenden Marke. Und das war nicht nur am in die Jahre gekommenen Firmengebäude zu sehen. Die Marke war angestaubt, hatte ein paar Trends verschlafen, an Marketing und Vertrieb wurde gespart, die Anzugträger wurden weniger, die Kosten dafür immer höher.

Immobiliensituation ist problematisch

"Wir könnten hier vielleicht 20 Anzüge pro Tag machen", erzählt Insolvenzverwalter Krüger. "Es sind aber tatsächlich nur ein oder zwei im Moment." Da können die Anzüge noch so großartig und teuer sein, davon lässt sich kein Unternehmen mit Dutzenden Mitarbeitern über Wasser halten. Eines von vielen Problemen ist die Immobiliensituation.

Bei einer der vorangegangenen Insolvenzen ging dem Unternehmen sein Firmengebäude verloren, das man nun teuer anmieten musste. "Das ist einfach zu groß hier", stellt Krüger fest. "Man muss sich mal überlegen, dass hier mal 400 Leute gearbeitet haben. Darauf ist das ausgelegt."

Branche ist in Schwierigkeiten

Nun zog der Insolvenzverwalter die Reißleine und kümmert sich nun um die Abwicklung des Betriebs. Für Schnäppchenjäger bedeutet das wohl, dass man sich auf den letzten Metern einen vergleichsweise günstigen Edel-Anzug schneidern lassen kann. Für die Stadt bedeutet es, dass man sich von einem Unternehmen verabschieden muss, dass eine schillernde Geschichte hat und für ein wenig Glanz und Glamour sorgte.

Dass nun nichts mehr zu machen war, liegt aus Sicht des Insolvenzverwalters auch daran, dass die gesamte Branche Schwierigkeiten hat. "Vor zwei Jahren hatten wir noch viel mehr Interessenten. Davon ist einer heute schon selber insolvent und viele andere haben erheblich zu kämpfen." Das tut Regent schon seit mehr als einem Jahrzehnt, am Ende ohne Erfolg.

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