Unterfarrnbacher Wäldchen weicht Häusern

25.5.2020, 06:00 Uhr
Unterfarrnbacher Wäldchen weicht Häusern

© Wolfgang Händel

Rückblick: Im Dezember 2018 hatten sie im Rathaus die ersten Anträge auf Bebauung des gut 100 Meter langen und 50 Meter breiten Grundstücks an der Ecke von Iltis- und Falkenstraße eingereicht. Weil es sich bei dem kleinen Wäldchen aber um ein wertvolles Biotop handelt, das Fledermäusen, Höhlenbrütern und vielen Insektenarten ein Zuhause bietet, tat sich die Stadt lange Zeit schwer, grünes Licht zu geben. Und das, obwohl das Rechtsamt frühzeitig signalisiert hatte, dass das Rathaus hier auf verlorenem Posten kämpfe.

Seit 1971 besteht Baurecht für das Areal. Und dieses Recht zu entziehen, so die Meinung der Juristen, sei ein "unverhältnismäßiger Eingriff in das Privateigentum". Die Stadt müsste sich in diesem Fall auf "begründete Schadenersatzansprüche" einstellen.

Um das Biotop zu schützen, kam sogar die Idee auf, den Eigentümern ein anderes Grundstück zum Tausch anzubieten. Allerdings hatte die Stadt nichts Passendes in ihrem Besitz. Stattdessen arbeitete die Verwaltung einen Kompromiss mit den Bauherren aus, der zwar einer Bebauung den Weg ebnet, aber deutlich mehr Bäume bewahren würde als die ursprüngliche Planung.

Der Bund Naturschutz und die Grünen meldeten dennoch erhebliche Zweifel an. "Wie viel Ehrlichkeit steckt in diesem Kompromiss, wie viele Bäume bleiben wirklich erhalten?", fragte Grünen-Fraktionssprecher Kamran Salimi im Bauausschuss. Sein Parteikollege Felix Geismann kritisierte scharf, dass die Stadt die Meinung des eigenen Rechtsamts veröffentlicht hatte – und damit nach seiner Ansicht die eigene Verhandlungsposition geschwächt habe. "Man muss die gefühlte Chancenlosigkeit nicht gleich schwarz-weiß auf den Tisch legen", pflichtete Salimi bei.

Für die SPD betonte Fraktionssprecher Sepp Körbl, "Vertrauen" in die Stellungnahme des Rechtsamts zu haben. Maurice Schönleben machte klar: "Wenn wir dem Kompromiss nicht zustimmen, werden wir scheitern."

Nach den Worten von Christine Lippert hatten die Bauherren durchblicken lassen, gegen die Stadt klagen zu wollen, sollte ihr Vorhaben abgelehnt werden. CSU-Fraktionschef Max Ammon räumte zwar ein, dass es sich bei dem Grundstück "um einen sensiblen Bereich" handle. Das Rechtsgutachten spreche aber eine deutliche Sprache. Zudem brauche es dringend Klarheit, da die Eigentümer schon seit 17 Monaten auf eine Entscheidung warteten.

Gehölzstreifen bleibt

Am Ende gab der Bauausschuss mehrheitlich grünes Licht für die Bebauung und den erarbeiteten Kompromiss, demzufolge ein "durchgehender Gehölzstreifen im hinteren Teil" des Areals verschont bleibe.

Während die einen den Verlust der alten Bäume bedauern werden, dürften einige Anwohner aufatmen. Sie hatten in vergangenen Jahren unter den Raupen des Eichenprozessionsspinners zu leiden, die dort Bäume befallen hatten. Die Härchen, vom Wind verteilt, lösen allergische Reaktionen wie Hautreizungen aus.

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