"Wie Heimkommen": Michael Dietsch ist Fürths neuer Kripo-Chef

29.5.2020, 21:00 Uhr

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Es war, corona-bedingt, eine Amtseinführung im kleinen Kreis, als Kriminaloberrat Michael Dietsch (48) am Freitag zum neuen Leiter der Kriminalpolizeiinspektion Fürth ernannt wurde. Mittelfrankens Polizeipräsident aber fand große Worte für seinen Wunschkandidaten: Von einer "charakterstarken, authentischen Persönlichkeit mit hoher sozialer Kompetenz" schwärmte Roman Fertinger, von 2006 bis 2011 Chef der Polizeiinspektion Fürth, und von einem "Mann mit Profil und Herzblut".

Beim Pressegespräch in seinem künftigen Büro – offiziell beginnt sein Dienst am 1. Juni – erklärte Dietsch, die Amtseinführung fühle sich an wie "ein Heimkommen". Das hat zwei Gründe: Zum einen ist der verheiratete Vater einer sechsjährigen Tochter waschechter Fürther. Zum anderen war sein Vater früher Polizeichef hier.

Geboren und aufgewachsen in der Kleeblattstadt, besuchte Michael Dietsch die Friedrich-Ebert-Schule und das Helene-Lange-Gymnasium, ehe er 1991 in Erlangen ein Studium der Rechtswissenschaften begann. Das brach er kurz vor dem Examen nach einem Schicksalsschlag ab. Seine Lebensgefährtin und Studienkollegin war durch einen Unglücksfall umgekommen.

In den Fußstapfen des Vaters

Michael Dietsch orientierte sich beruflich neu, schlug die Polizeilaufbahn ein und trat in die Fußstapfen seines Vaters. Wilfried Dietsch, heute ehrenamtlicher Leiter des Kriminalmuseums, stand von 1996 bis 2001 an der Spitze der Fürther Polizei. "Er hat meine neue Laufbahn nie bewusst forciert", sagt der Sohn, "er hat mich immer laufen lassen, und nun freut er sich, dass ich es aus eigener Kraft geschafft habe."

Auf seinen Start beim Unterstützungskommando der Bayerischen Bereitschaftspolizei in Nürnberg 2001 folgten Stationen als Streifenpolizist im Schichtdienst (Erlangen), in der Spurensicherung beim Kriminaldauerdienst (Nürnberg), als Dienststellenleiter der Polizei in Dinkelsbühl und seit 2015 als Leiter des für schwere Delikte wie Mord und Totschlag zuständigen Kommissariats K11 (Nürnberg).

Er war auch Leiter der Soko "Johannis"

Michael Dietschs spektakulärste Fälle: Er war in leitender Funktion an den Ermittlungen der Soko "Juli" zum islamistischen Terroranschlag von Ansbach 2016 beteiligt; leitete die Soko "Himmel", die 2017 in Nürnberg den Mörder zweier Prostituierter schnappte, und die Soko "Johannis" nach den Messerattacken auf drei Frauen im gleichnamigen Nürnberger Stadtteil.

Dietsch wird Schulter an Schulter mit Michael Dibowski arbeiten, dem Chef der Fürther Polizeiinspektion. Dibowskis Team, rund 170 Beamte und Angestellte, nimmt schutzpolizeiliche Aufgaben im Bereich Verkehrs- und Veranstaltungsüberwachung sowie Kleinkriminalität wahr; die sieben Kommissariate der Kripo sind mit ihren rund 80 Leuten bei Tötungs- und Sexualdelikten gefragt oder etwa bei Einbruch, Raub, Erpressung, Betrug oder Cybercrime.

Martina Sebald wechselt nach Nürnberg

Dietsch löst Kriminaloberrat Patrick Weeger ab, der die Kripo seit dem Weggang von Martina Sebald im Februar vorübergehend geführt hat. Die 51-Jährige war sechs Jahre Kripo-Chefin und hat als Kriminaldirektorin in Nürnberg die Leitung des Kriminalfachdezernats II übernommen, das zuständig ist für Eigentums- und Vermögensdelikte sowie Cybercrime. "Ich gehe mit leichtem Herzen", erklärte sie nun, ihr Nachfolger habe "das ganze Handwerkszeug drauf".

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