"Es tut richtig weh": Die Fürther Stadthalle gerät unter Druck

9.11.2020, 06:00 Uhr

© Foto: Hans-Joachim Winckler

"Es tut richtig weh", sagt Robert Steinkugler. Als Geschäftsführer von Fürths guter Stube, die – normalerweise – mit gut 2500 Quadratmetern Veranstaltungsfläche bis zu 3500 Besucherinnen und Besuchern Platz bietet, hat er in diesem Jahr ohnehin eine ganz neue Arbeitsweise kennengelernt: Lücken füllen.


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"Zeitweise war das wie Tetris spielen." Denn schon im Frühjahr wurde klar, dass geplante Tourneen wegen Corona nicht starten würden. Unter anderem muss Fürth vorerst auf Jan Delay oder Max Giesinger verzichten.

Wahlen sind gestrichen

So galt es, frei gewordene Termine neu zu besetzen – selbstverständlich mit einem angemessenen Hygienekonzept und dementsprechend wesentlich weniger Plätzen. Steinkugler: "Trotzdem war der Oktober eigentlich ganz gut besetzt."

Das weitläufige Raumangebot der Stadthalle kam etwa Eigentümerversammlungen unter Pandemie-Bedingungen zugute, sorgte für sichere Prüfungen, Seminare, Fortbildungen, Tagungen. Auch eine Hochzeitsmesse konnte noch über die perfekte Ausstattung für das große Ja informieren.


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So hätte es im November weitergehen können. "Der Monat war sogar relativ voll", sagt der Stadthallen-Chef. Daraus wird nun nichts. Gestrichen werden müssen auch Wahlen, so hatte zum Beispiel der Behindertenrat der Stadt Fürth ursprünglich für den 19. November zur Abstimmung in den großen Saal der Halle geladen – inzwischen wurde der Termin auf den 17. Dezember verschoben. Vorläufig zumindest.

Olaf Schubert gestrichen

Zu denen, die im November eigentlich auf der Bühne gestanden hätten, zählt Pullunder-Comedian Olaf Schubert. Sein Auftritt entfällt ebenso wie die Weinmesse Vinessio. Aufs kommende Jahr vertagt wurde der Tournee-Stopp von "Eisbrecher".

Und schon jetzt sieht es im Dezember auf dem Veranstaltungskalender nicht viel besser aus. Im März steht allerdings Rapperin Juju auf dem Programm. Für die Verantwortlichen ist die Planung längst ein Puzzle mit ungezählten Teilen geworden: "Wir haben es mittlerweile schon mit der Verlegung der Verlegung zu tun, die wieder verlegt werden muss."

Den Umsatzrückgang seit Anfang 2020 beziffert Steinkugler auf rund 60 bis 70 Prozent, das gilt auch für das Parkhaus. Voraussichtlich bis Ostern, befürchtet er, wird sich an der Lage nichts ändern. "Natürlich kann niemand in dieser Situation mit Sicherheit Buchungen machen oder feste Termine vereinbaren."

Ungewohnte Arbeitszeiten

In Sachen Verwaltung ist der Stadthallen-Chef auch für das benachbarte Kulturforum verantwortlich. Insgesamt gibt es 21 Mitarbeiter. Dazu gehören sechs Techniker in der Stadthalle und drei im Kulturforum, sie alle sind in Kurzarbeit.

"Zunächst wurden Überstunden abgebaut, das gab es bisher noch nie, dass jetzt überhaupt keine Überstunden mehr notiert sind." Die übrigen Beschäftigten machen Homeoffice beziehungsweise mobiles Arbeiten.

Dazu kommen eine ganze Reihe von Dienstleistern, zu denen Reinigungskräfte gehören, Security oder "Umbestuhler", die sich um den Auf- und Abbau der Sitzgelegenheiten kümmern. Für sie ist die Auftragslage während des zweiten Lockdowns natürlich wieder ein kompletter Ausfall.


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Steinkugler hält in seinem Stadthallen-Büro die Stellung und erlebt derzeit ungewohnte Arbeitszeiten: "Ohne laufenden Betrieb habe ich plötzlich abends und an den Wochenenden Zeit." An seinem Schreibtisch bleibt freilich genug zu tun, und tatsächlich sieht der 64-Jährige einen wichtigen Punkt, der optimistisch stimmt: "Der Bau des Hotels an der Stadthalle kommt voran, unter normalen Umständen wäre es garantiert ziemlich chaotisch geworden mit der Baustelle und großen Veranstaltungen. Aber so klappt das gut."

Im kommenden Mai steht für Robert Steinkugler selbst ein wichtiger Termin im Kalender: Er geht in den Ruhestand. "Für meinen Nachfolger wird das eine richtig schöne Sache, wenn das Hotel startet und ganz neue Kooperationen möglich sind."

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