Fürther Bätz-Gelände ist verkauft: Autoarmes Quartier könnte entstehen

16.2.2021, 16:00 Uhr
Fürther Bätz-Gelände ist verkauft: Autoarmes Quartier könnte entstehen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

2004 musste die Fürther Innenstadt einen schweren Rückschlag hinnehmen: Mit Bätz, einem Familienunternehmen mit 70-jähriger Tradition und 70 Beschäftigten, gab nach Fiedler ein weiteres großes Modehaus auf. Der Grund, den Inhaber Wolfgang Bauereiß für seinen Entschluss nannte, war ebenso schlicht wie einleuchtend: "Die Konsumzurückhaltung der Verbraucher hat uns in den vergangenen Jahren besonders hart getroffen."


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Trotz aller Bemühungen um ein hochwertiges, breites Angebot, um solide Beratung, offensive Werbung und Aktionen im Haus sei es nicht mehr möglich, kostendeckend zu arbeiten. Besonders stark habe sich die Euro-Umstellung ausgewirkt.

Das Unternehmen war einst von Bauereiß’ Großvater August Bätz als Textil-Großhandel gegründet worden und lange eine der ersten Adressen in der Kleeblattstadt, wenn man sich mit Mode aus dem gehobenen Markensegment einkleiden wollte und konnte. Höhepunkt für Stammkunden waren die Modenschauen zwei Mal im Jahr.

Zuletzt hat das geräumige Gebäude ein Outlet von Schuh Mücke beherbergt. Eigentlich ist die Kommune zur Stärkung der Fürther Wirtschaft bestrebt, solche Gewerbeflächen nicht in Wohnungen umzuwandeln. Im Fall des ehemaligen Bätz-Geländes aber rückt man davon ab: Das Grundstück sei doch ziemlich abgelegen vom Zentrum, findet Wirtschaftsreferent Horst Müller. Man habe bisher am Einzelhandel hier festgehalten, weil es "schon immer so war".

Mit dem Verkauf des Areals an die P&P-Gruppe, die in Fürth zurzeit das frühere City-Center zum Einkaufszentrum Flair umbaut, sieht der Referent nun eine gute Möglichkeit für innerstädtisches Wohnen. Die vorgesehene Mischung aus geförderten, frei finanzierten und für Studenten vorgesehenen Wohnungen sowie zehn Prozent Gewerbe für kleine Läden hält er für passend. Einen Steinwurf entfernt plant P&P außerdem den Hornschuch-Campus, ebenfalls mit Studentenwohnungen.

Was Müller an den Plänen fürs Bätz-Gelände "extrem gut findet": Es handelt sich um eine durch Bahn und ÖPNV bestens erschlossene Lage. "Hier kann ein autoarmes Viertel entstehen." Für "befruchtend" hält er auch die Nähe zum Hornschuch-Center an der Gabelsbergerstraße. Diesem dürfte es durchaus gut tun, wenn bald 180 weitere Haushalte zu den potentiellen Kunden gehören.

Keine Schmuddelecke mehr

Müllers Fazit: "Das Projekt ist eine gute Ergänzung in der Gebhardtstraße", die sich in den letzten Jahren von der Schmuddelecke zur Vorzeigestraße entwickelt habe. "Noch vor fünf Jahren hat es auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs zum Teil übel ausgesehen. Jetzt sind fast alle Grundstücke bebaut oder verkauft." Interessante Firmen hätten sich angesiedelt – angefangen vom Kino ("ein jahrzehntelanger Herzenswunsch") über das Apotheken- und Pharmaunternehmen ABF bis hin zum Hotel "The Niu".


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Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz fordert, die Stadt müsse frühzeitig die Weichen dafür stellen, dass sich die Fassade des neuen Quartiers in seine Nachbarschaft einfügt. Hier befinden sich etliche Häuser, die Denkmalstatus haben.

Auflagen für den Denkmalschutz

Laut Stadtbaurätin Christine Lippert hat man genau das vor: Man werde schon in den ersten Gesprächen mit dem Bauherrn und seinen Architekten klarmachen, welche Auflagen in Sachen Denkmalschutz erfüllt werden müssen. "Wir haben rechts und links von dem Gelände eine geschlossene Häuserzeile mit Sandstein- und Klinkerfassaden, auf die man Rücksicht nehmen muss."

Sie sieht gute Chancen, dass an dieser prägnanten Stelle etwas Ansprechendes entsteht. "Die Gebhardtstraße ist eine wichtige Ausfallstraße, die stark wahrgenommen wird. Den Weg, hier attraktive Gebäude anzusiedeln, müssen wir konsequent weitergehen."

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