Historischer Pavillon an der Friedenstraße: Abriss droht

25.2.2021, 06:00 Uhr
Historischer Pavillon an der Friedenstraße: Abriss droht

© Hans-Joachim Winckler

Aufgefallen ist das kleine, charmante Holzgebäude am Beginn der Friedenstraße nahe der Ludwigsbrücke wohl nur den wenigsten Fürthern. Ältere Zeitgenossen können sich aber noch daran erinnern, dass hier bis in die 1970er Jahre Blumen verkauft wurden. Die Lage zwischen der Innenstadt und dem Friedhof war dafür wie geschaffen. Doch die Tage des Pavillons scheinen gezählt. Der Fürther Baubehörde liegt ein Antrag auf Abrissgenehmigung vor.

Der kleine Bau wurde 1907 nach Plänen des bekannten Fürther Architekten Leo Gran errichtet und diente einst als Grabsteinlager eines Steinmetzbetriebs. Dass das Landesamt für Denkmalpflege dem Häuschen nun seinen Schutz verweigert, erzürnt Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz.

In seiner Stellungnahme attestiert die Münchner Behörde dem mit einem so genannten Krüppelwalmdach versehenen Holzbau "eine qualitätsvolle Gestaltung", die die Hand eines renommierten Baumeisters verrate. Für die Aufnahme in die Denkmalliste hat das aber nicht gereicht: Von der ursprünglichen Nutzung als Grabsteinlager seien keinerlei bauliche Spuren erhalten, erklären die Denkmalschützer.

Auch lasse die heutige Umgebung nicht mehr erkennen, dass hier ehemals Zulieferbetriebe des Friedhofs beheimatet waren. Somit könne "dem auch seiner historischen Ausstattung verlustig gegangenen handwerklichen Nebengebäude keine Denkmaleigenschaft zuerkannt werden".

Das sieht Jungkunz allerdings anders. Sie wirft dem Landesamt vor, in seiner Expertise "wieder ausschließlich auf die innere Ausstattung verwiesen zu haben." Aus ihrer Sicht, und dabei beruft sie sich auf das Bayerische Denkmalschutzgesetz, sei die historische Ausstattung nur einer von vielen Aspekten. "Das Gebäude hat durchaus städtebauliche Bedeutung", sagt die Stadtheimatpflegerin. Solch kleine Pavillons seien für die Nahversorgung früher ganz wichtig gewesen.

Beim Gedanken an den bevorstehenden Abriss des Holzbaus mit seinen beiden markanten trapezförmigen Schaufenstern hat sie ein regelrechtes Déjà-vu: Gerade mal ein Jahr ist es her, dass in der Ludwigstraße mit "Karls Geburtshaus" eines der ältesten Häuser der Südstadt einem Neubauprojekt weichen musste. Auch dort lehnte die Denkmalbehörde den Erhalt mit Verweis auf Umbauten vergangener Jahrzehnte ab.


"Karls Geburtshaus": Abbruch ist in vollem Gang


Dass das Landesamt dem Holzpavillon die Denkmalwürdigkeit abspricht, stößt auch bei Fürths Baureferentin Christine Lippert auf Unverständnis: "Aus stadtheimatpflegerischer Sicht wäre es wünschenswert, solche Relikte aus vergangener Zeit zu erhalten." Im Gespräch mit dem Bauherrn strebt sie nun eine einvernehmliche Lösung an – wohl wissend, dass diese einzig auf Freiwilligkeit basieren kann.

Wiederaufbau an anderer Stelle?

Die Grünen stellen in der heutigen Stadtratssitzung einen Dringlichkeitsantrag. Daran fordern sie die Stadt auf, von einer Abbruchgenehmigung Abstand zu nehmen. Auch wollen sie wissen, warum das Gebäude überhaupt abgerissen werden soll.

Anders als das Landesamt sehen die Grünen einen deutlichen "städtebaulichen und stadtgesellschaftlichen Zusammenhang zu den denkmalgeschützten Anlagen am nahen Friedhof" – ebenso zu den dort angesiedelten Steinmetz-Betrieben.

Noch in der Sitzung des Baukunstbeirats im Herbst habe der Architekt des Bauträgers, der auf dem Grundstück ein mehrgeschossiges Gebäude mit Mietwohnungen errichten will, den Erhalt des Pavillons zugesichert. Das alte Wohnhaus an der Erlanger Straße wurde bereits abgerissen. Mit dem Neubau auf dem Grundstück in exponierter Lage soll im Herbst 2021 begonnen werden.

"Man kann sich nicht immer nur auf die Stellungnahme des Landesamtes zurückziehen", sagt Karin Jungkunz. Die Denkmalstadt Fürth habe auch eine gewisse Verantwortung. Sie wünscht sich von der Stadt, dass das Gebäude erhalten wird. "Und wenn es doch zu einer Abrissgenehmigung kommen sollte, fordern wir die Stadt auf, dass es abgebaut und woanders wieder aufgebaut wird."

Auch die Grünen verlangen zumindest, den Pavillon zu versetzen. Im Baureferat stoßen sie damit an sich auf offene Ohren: Von der Größe her sei das vorstellbar, so Lippert. Doch könne die Stadt selbst das momentan wohl kaum finanzieren.

Die Stadtheimatpflegerin hätte schon zwei neue Standorte im Blick: den städtischen Friedhof mit dem dort schon etablierten rollenden Café oder den Stadtpark.

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