Keine Lust aufs Reisen: Viele Jungstörche bleiben hier

2.5.2019, 07:53 Uhr
Keine Lust aufs Reisen: Viele Jungstörche bleiben hier

© Foto: Christian Gold

Schon durch seine schiere Größe ist der Storch eine Ausnahme unter den heimischen Vögeln. Dieser Exklusivitätsanspruch verblasst allerdings zunehmend. Der einfache Grund: Es werden immer mehr Tiere.

Nicht weniger als 28 Störche haben sich am vergangenen Freitag zum Frühstück im Wiesengrund am Solarberg getroffen. Solche Ansammlungen gab es bislang nur im Spätsommer: Vor dem Aufbruch ins Winterquartier im wärmeren Süden suchten die Tiere Reisegefährten und schlugen sich noch mal ordentlich die Bäuche voll.

Die Regnitzwiesen nahe der Zennmündung sind auch nun ein beliebter Treffpunkt, weil sie noch regelmäßig bewässert werden. Das Wasser schreckt Mäuse auf und zieht Amphibien an. Auf diese Kleintiere haben es die Störche abgesehen. Die Frühstücksgesellschaft vom vergangenen Freitag ist in Fachkreisen schon bekannt. "Es sind Jungstörche, die schon länger hier herumziehen", sagt Rainer Poltz, Kreisvorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz (LBV). "Wenn einer von ihnen irgendwo etwas zu fressen findet, dann verbreitet sich die Nachricht in der Gruppe so schnell wie auf Facebook", merkt der Fürther Naturschutzwächter Herbert Schlicht an.

Was Schlicht und Poltz feststellen: Immer mehr Störche sparen sich die lange und beschwerliche Reise zum Überwintern nach Spanien oder Afrika. "Sie finden auch hier noch genug zu fressen", erklärt Poltz diese seltsamen Trägheit.

Wozu noch weite Reisen unternehmen?

Die Ursache wiederum sei der Klimawandel. In den warmen Wintern versiegen die Nahrungsquellen nicht. Auch immer mehr Kraniche bleiben nach den Erkenntnissen des LBV-Sprechers während der kalten Jahreszeit in Deutschland.

Gedeckt ist der Tisch nicht nur im Wiesengrund. "Am Kompostplatz Burgfarrnbach hocken die Störche reihenweise auf den Straßenlaternen, um sich auf die dort verbreiteten Mäuse und Ratten zu stürzen", berichtet Herbert Schlicht. Sorgen bereitet ihm die Unruhe, die von den herumziehenden Jungstörchen ausgeht. Obwohl sie selbst noch nicht brüten, veranlassen sie die älteren Tiere, ihre Nester zu verteidigen. Dabei könnten später auch Eier zu Bruch gehen oder noch flugunfähige Jungvögel in Gefahr geraten.

Regelrechte Luftkämpfe hat der Vacher Dieter Lersch dieser Tage rund um den Nistplatz vor Ort mit der Kamera dokumentiert. Auch in der Innenstadt macht sich die Zunahme der Storchenpopulation bemerkbar. So übernachteten kürzlich mehrere Großvögel auf Hauskaminen in der Oststadt und sahen sich neugierig in einem Hinterhof um.

Dass sich auch der Bestand der selteneren Waldstörche wieder erholt, freut den LBV-Mann Poltz. Es gebe inzwischen wieder so viele Tiere wie seit 100 Jahren nicht mehr. Eine Entwicklung, die Poltz auf das Artenschutzprogramm zurückführt. Doch es gibt auch bedenkliche Entwicklungen. Dazu zählt der LBV-Vertreter den in diesem Winter zu beobachtenden Schwund bei Gartenvögeln. Die Ursache sieht Poltz im Verarmen der Agrarlandschaften als ihr natürlicher Lebensraum.

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