Schliemann-Altbau könnte zum vierten Gymnasium werden

14.6.2019, 13:30 Uhr
Schliemann-Altbau könnte zum vierten Gymnasium werden

© Wolfgang Händel

Der Oberbürgermeister verhielt sich auffällig unauffällig, als neulich im Stadtrat die Wogen in der Debatte um einen Neubau für das Heinrich-Schliemann-Gymnasium hoch gingen. Der ist auf dem Areal der Wolfsgrubermühle unterhalb des Sozialrathauses geplant, und weil der Platz dort arg eng wird, kam der Vorschlag auf dem Tisch: Man könnte Teile des Komplexes in das angrenzende Landschaftsschutzgebiet rücken, hinein in einen prächtigen Grüngürtel der Talauen am Pegnitzufer.

Mit SPD-Mehrheit wurde durchgedrückt, sich diese Option zumindest offen zu halten – doch angesichts des heftigen parteiübergreifenden Widerstands gegen das Überschreiten der roten Linie in puncto Naturschutz konnte niemand glücklich damit sein. Und der OB machte im Nachgang kaum ein Hehl daraus, dass er es ebenfalls nicht ist.

Inzwischen ist auch im zuständigen Schulreferat seines SPD-Parteifreunds, Bürgermeister Markus Braun, Nachdenklichkeit zu spüren. Man habe den Architekten im gerade angelaufenen Wettbewerb für das Vorhaben jüngst in aller Deutlichkeit vermittelt: Erste Priorität muss es haben, den Baukörper zu platzieren, ohne die Landschaftsschutzgrenze zu verletzen, so Braun auf FN-Nachfrage.

Eine Überschreitung ist demnach zwar weiterhin nicht gänzlich ausgeschlossen. Doch man darf davon ausgehen, dass sie niemand wirklich möchte, weil das der Öffentlichkeit in Zeiten intensiver Klimaschutzdiskussionen kaum zu vermitteln sein wird.

Man hat die Sprengkraft unterschätzt

Braun räumt ein: Man habe sich auf ein optimales Ergebnis im Interesse der Schule konzentriert und dabei die Sprengkraft unterschätzt, die ein – auch nur geringer – Verstoß gegen das Gebot des Landschaftsschutzes in sich birgt.

Morgenluft wittert nun die örtliche CSU, die seit jeher für eine Erweiterung des Gymnasiums am jetzigen Standort an der Königstraße plädiert – unter Einbeziehung der angrenzenden Feuerwache, die nächstes Jahr geräumt wird. Jeglichen Eingriff in die Talauen lehne man entschieden ab. Man wünsche sich eine "realistische Lösung für das Schliemann, und zwar in absehbarer Zeit", so CSU-Fraktionschef Dietmar Helm.

Das will auch Braun. Doch gerade die Option Feuerwache hält er mittlerweile für noch unrealistischer als vor einigen Jahren. Denn auf die Idee mit dem Landschaftsschutzgebiet sei man ja nur gekommen, weil inzwischen die Rückkehr zum neunstufigen Gymnasium beschlossen wurde und das Ministerium kürzlich die prognostizierten Schülerzahlen stark nach oben korrigiert hat.

Es wird mehr Raum benötigt als gedacht

Weit mehr gymnasialer Schulraum als angenommen sei deshalb nötig – und den bekomme man bei einer Erweiterung im Schliemann-Altbestand mangels Masse gleich gar nicht, ist Braun überzeugt.

Den Schulstandort an der Königstraße hat er aber ohnehin für andere Zwecke im Visier: In fünf bis sechs Jahren, wenn der Schliemann-Neubau an der Wolfsgrubermühle stehen könnte, sei die nächste Schülerschwemme zu erwarten. Dann benötige man definitiv ein viertes Gymnasium.

Politische Forderungen, dafür einen weiteren Neubau, etwa auf freien Flächen im Westen von Fürth, hochzuziehen, hält der Schulreferent indes für nicht umsetzbar: Die Stadt könne das logistisch und finanziell unmöglich stemmen. Im dann leerstehenden Altbau an der Königstraße hingegen könne man in Ruhe Jahrgang für Jahrgang eines neuen Gymnasiums aufbauen und das Gebäude parallel sanieren.

Keine Begehrlichkeiten

Kurzum: Das alte Schliemann-Areal bliebe in Reserve und würde als neuer, vierter Gymnasium-Standort in Fürth reaktiviert. Jeglichen anderen Begehrlichkeiten in Bezug auf den historischen Schulkomplex an prominenter Stelle der Innenstadt – die manche Skeptiker gern unterstellen – erteilt Braun eine kategorische Absage. Er werde "keinen Quadratmeter Schulraum hergeben".

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