Die Wärmestube: Anlaufstelle in größter Not

6.8.2019, 10:02 Uhr
Die Wärmestube: Anlaufstelle in größter Not

© Horst Linke

"Früher habe ich drei Telefonate geführt, dann hatte ich eine Wohnung für einen Klienten", erinnert sich Wolfgang Sperber, Leiter der Fürther Wärmestube. "Heute kann es durchaus drei Wochen dauern." In den vergangenen Jahren haben sich auch etliche junge Leute an ihn gewandt, weil sie trotz eines Ausbildungsplatzes keine Wohnung in der Kleeblattstadt finden können. Neben der Hilfe bei der Wohnungsvermittlung bietet die Wärmestube, die am Samstag ihr Sommerfest feierte, auch eine Soziale Beratung und den für alle offenen Treffpunkt an.

"Wir könnten unser Angebot noch ausweiten, es müssen nur Leute mit Ideen kommen", sagt Sperber. "Eine Schafkopfrunde, regelmäßige Tischtennisspiele oder Ähnliches wären zeitlich auf jeden Fall drin." Seit dem Umzug vor drei Jahren gehören auch die Platzprobleme der Wärmestube der Vergangenheit an. Besonders der Innenhof und der große Saal sind eine Bereicherung. "Der Saal kann auch von anderen sozialen Einrichtungen mitgenutzt werden", erklärt Thomas Bergsch, Abteilungsleiter im Sozialamt. "Das muss sich noch alles entwickeln. Grundsätzlich sind wir aber offen für alle."

Ein wichtiges Angebot der Wärmestube ist es, Menschen bei ihren Energieschulden zu helfen. Durch ein Darlehen kann die ausstehende Summe an die infra überwiesen werden und die Betroffenen entgehen der Gefahr, dass ihnen der Strom abgestellt wird. "Wie viele unserer Angebote finanzieren wir das über Spenden", sagt Sperber. "Die Stadt zahlt zwar unsere Personalkosten, aber ohne die Spenden könnten wir das so nicht stemmen."

Die Rechnung wird ignoriert

In der Wärmestube weiß man gut, was es bedeutet, in eine soziale Notlage zu kommen. Viele Betroffene zahlen dann erst einmal die Stromrechnung nicht mehr, um das Geld anderweitig verwenden zu können: "Es wird ja nicht direkt nach einer ausbleibenden Zahlung der Strom abgedreht", erklärt Sperber. "Über die Soziale Beratung und die Energieschuldenhilfe bekommen wir den Zugang zu den Leuten und können sie dann bei weiteren Problemen unterstützen."

Wer einmal an der Hirschenstraße 37a vorbeigelaufen ist, dem ist vermutlich aufgefallen, dass viel mehr Namen an den Briefkästen stehen, als Leute in dem Haus wohnen können. Es sind teilweise 150 Namensschilder – bei nur neun Wohnungen im Vorderhaus und der Wärmestube als zehntem Mieter. Das mag Verwirrung stiften, hat aber einen einfachen Grund: Viele Klienten lassen sich eine Postadresse von der Wärmestube geben, damit sie Leistungen vom Jobcenter bekommen können.

Die Wärmestube: Anlaufstelle in größter Not

"Wir sammeln dann hier die Briefe für alle Leute, die uns als ihre Postadresse angegeben haben", erklärt Sperber. "Zweimal die Wochen können sie vorbeikommen und ihre Post abholen." Wer seine Briefe öfter nicht einsammelt und auch nicht reagiert, dessen Name verschwindet wieder von den Postkästen.

Gerade die großen Schaufenster der Fundgrube, des Sozialladens der Wärmestube, haben die Sichtbarkeit der Einrichtung erhöht. "Der Laden wird wirklich sehr gut angenommen, sowohl von Kunden als auch von Spendern", sagt Sperber. Auch dieses Angebot ist eher als Nebenprodukt der eigentlichen Arbeit entstanden. "Wir hatten irgendwann mehr Sachspenden, als wir verteilen konnten", erinnert sich der Leiter. "Also haben wir den Laden aufgemacht, damit wir die überzähligen Artikel trotzdem unter die Leute bringen konnten."

Hier werden vor allem Kleidungsstücke, Bücher oder Spiele verkauft, größere Sachen, wie Möbel, kann das Team der Wärmestube zum Gebrauchtwarenhof in Bislohe bringen. Von dort aus werden sie weiterverkauft – die Wärmestube kann sie aber auch umsonst zurückbekommen, falls Klienten einen Kühlschrank oder Stühle brauchen.

Die einzige Wärmestube in kommunaler Hand

Die Wärmestube in Fürth ist die einzige Wärmestube in ganz Bayern, die in kommunaler Hand ist. Das heißt, das Gebäude in der Hirschenstraße 37a gehört der Soziales Wohnen Fürth GmbH, die Mieter müssen nur die Nebenkosten zahlen. Außerdem werden die Gehälter von Wolfgang Sperber und seinen Kolleginnen und Kollegen von der Stadt übernommen. "Das ist eigentlich unser Hauptproblem: Die Stadt tut sich schwer damit, die Mitarbeiter zu finanzieren", fasst Sperber zusammen. "Eine weitere Vollzeitstelle in der Verwaltung wäre wünschenswert. Jemand, der sich um Raumvermietung, Organisation von Festen oder den Einkauf kümmern kann. Die Stadt erfüllt ihre Pflichtaufgaben hier wirklich gut, nur für alles andere müssen wir immer Überzeugungsarbeit leisten."

Gerade weil immer wieder neue Klienten mit neuen Problemen kommen und nicht alles über Spenden gedeckt werden kann, wünscht sich Sperber mehr Personal. "Ohne die Unterstützung der Stadt wäre unsere Arbeit in der Innenstadt nicht möglich, aber eine Vollzeitkraft mehr würde uns das Leben sehr erleichtern."

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