Nacktfotos im Netz: Experte erklärt, wie man Kinder schützt

19.1.2020, 16:44 Uhr
Tik-Tok, Whatsapp, Snapchat: Über die sozialen Medien erschleichen sich Täter das Vertrauen ihrer Opfer.

Tik-Tok, Whatsapp, Snapchat: Über die sozialen Medien erschleichen sich Täter das Vertrauen ihrer Opfer.

Laut einer Statistik nutzen 91 Prozent aller Jugendlichen täglich ihren Internetzugang. Davon rund 85 Prozent per Smartphone. Kriminalhauptkommissar Roland Mücke erklärt: "Es ist umso wichtiger, unsere Heranwachsenden vor Cyberkriminalität zu schützen! Dies tun Sie am besten, indem Sie mit Ihren Kindern reden, sich als Ansprechpartner zur Verfügung stellen und nach Absprache zusammen deren Handy zu prüfen. Das setzt natürlich eine eigene Medienkompetenz voraus. Sie schicken Ihr Kind ja auch nicht in ein Rotlichtviertel."

Verstörende Fälle

Dass dies sinnvoll ist, wird im Vortrag schnell klar. Alle Fälle, die geschildert werden, sind echt und so im Nürnberger Raum passiert. Generell rät der Experte mehrmals, das Gespräch mit den Jugendlichen zu suchen: "Die Frage 'Wo gehst du hin?' wird sicher häufig gestellt. Es ist sinnvoll, auch zu fragen: Wo bist du drin?"


So erkennen Sie, ob Ihr Kind Social-Media-süchtig ist


Roland Mücke hält hauptberuflich Vorträge zum Thema Cyberkriminalität. Im Nürnberger Land, dem Landkreis Roth und Schwabach erklärt der Kripo-Beamte mit verschiedenen Themenschwerpunkten Schülern ab der sechsten Klasse bis hin zu Erwachsenen, wie man sich selbst und seine Kinder vor Cyberkriminalität schützen kann.

Ein Nacktfoto für 50.000 Follower

Bei Cybergrooming geht es um sexuelle Anbahnung im Internet. Mücke zeigt, wie einfach es ist, sich auf Kinder- und Jugendplattformen mit einer erfundenen Identität anzumelden. Täter nutzen diesen perfiden Weg, um an Nacktaufnahmen von Kindern zu gelangen.

Roland Mücke spricht vor rund 70 Zuhörern in der Bürgerhalle. Sein Appell an alle Eltern im Saal: "Reden Sie mit Ihren Kindern!".

Roland Mücke spricht vor rund 70 Zuhörern in der Bürgerhalle. Sein Appell an alle Eltern im Saal: "Reden Sie mit Ihren Kindern!".

Er schildert einen echten Fall, der sich auf der Plattform Tik-Tok ereignet hat. Der Täter verspricht den Kids bis zu 50.000 Fans, die das eigene Profil favorisieren. Der Täter loggt sich mit einem gefälschten Account ein und nimmt Kontakt zu Kindern und Jugendlichen auf. Er verspricht ihnen, Fans zukommen zu lassen, wenn sie ihm zuerst ein Nacktfoto von sich senden. Im von Mücke geschilderten Fall dauerte es sieben Minuten, bis der Täter das Nacktfoto eines elfjährigen Mädchens erhalten hatte.

Mücke rät erneut: "Reden Sie mit Ihren Kindern! Erklären sie ihnen, dass sie nicht vertrauensselig sein dürfen und im Netz so wenig wie möglich von sich Preis geben." Die Kids sollten sich mit einem Spitznamen und falschem Alter im Benutzernamen anmelden. Und falls sie komische Nachrichten erhalten, dies gleich den Eltern oder Lehrern anvertrauen.

Sexting und Cybermobbing

Unter Cybermobbing versteht man Mobbing, das zum Beispiel in einem Whats-App-Chat oder auf Facebook abläuft. Kaum ist ein unschönes Foto der betreffenden Person in einem Chat mit mehreren Mitgliedern eingestellt, geht die Hänselei los und wird zum Selbstläufer.

"Hinzu kommt, dass das Netz nichts vergisst. Und es teilt." So könne Cybermobbing ein Leben ruinieren. Weiter erklärt er den Begriff Sexting. Hierbei geht es um die Verbreitung erotischen Bildmaterials des eigenen Körpers. Gefährlich wird es, wenn Jugendliche oder Erwachsene ihre intimen Körperbereiche fotografieren und die Aufnahme per Whats-App an die Partnerin oder den Partner senden. Gelangen diese brisanten Fotos zum Beispiel in den Klassenchat, ist die betroffene Person mehr als bloßgestellt.

Finanziellen Vorteil wollen Täter bei der Sextortion erzielen. Das Wort steht für die Erpressung mit eigenen Bildern und Videos mit sexuellem Inhalt auf dem eigenen Rechner. Es werden immer wieder Erpressermails verschickt, deren Inhalt besagt, dass der eigene Computer angeblich gehackt wurde und der Hacker somit Zugriff auf brisante persönliche Fotos und Videos habe. Der Hacker droht, diese im Netz zu verbreiten, wenn nicht eine bestimmte Geldsumme an das genannte Girokonto überwiesen werde. Diese Mails solle man ignorieren, keinesfalls Geld überweisen und Anzeige erstatten, rät Mücke.

Tipps zur Mediensicherheit bieten die Internetseiten Klicksafe und die Beratung der Polizei. Vor unerwünschten Internetseiten mit sexuellen oder rechtsradikalen Inhalten bieten der Google Family Link und die Funktion Safe Search eine gewisse Sicherheit.

Keine Kommentare