Waldarbeiten in Ungelstetten: "Das grenzt an Arroganz"

9.2.2021, 12:18 Uhr
Waldarbeiten in Ungelstetten:

© Walter Kolb

Walter Kolb ärgert sich. Wieder einmal würden die Bayerischen Staatsforsten vor seiner Haustür in Ungelstetten "den Lärmschutz nicht einhalten und die Durchforstung des Bannwaldes bis auf 150 Meter an die Ortschaftsgrenze betreiben". Bereits vor rund zweieinhalb Jahren hatte sich Kolb an die Redaktion des Boten gewandt, um auf die Tätigkeiten der Staatsforsten aufmerksam zu machen. "Nachdem damals zwischen der Autobahn und der Ortschaft Wald gerodet wurde, gingen die Bewohner auf die Barrikaden", erinnert er sich. Daraufhin habe es mit der verantwortlichen Försterin Bettina Knappe Gespräche gegeben, die in einer Vereinbarung mündeten. "Sie hat uns damals zugesichert, künftig hier nur noch notwendige Maßnahmen durchzuführen. So wie im Sommer des vergangenen Jahres, als Bäume wegen des Borkenkäfers gefällt wurden. Das haben wir verstanden und auch mitgetragen", sagt er.

Tatsächlich hätten sich die Staatsforsten in der Folgezeit zurückgenommen, fährt Kolb fort. Doch der Sprecher der Bürgerinitiative zur Rettung des Bannwaldes sieht sich nun übergangen. "Als ich vor wenigen Tagen in den Wald gegangen bin, waren 150 Meter vor der Ortschaft schon wieder Teile des Waldes ausgedünnt", kritisiert er. Alles ohne Rücksprache mit der BI beziehungsweise den Bürgern Ungelstettens. Förtserin Bettina Knappe erklärt: "Es gab jetzt keine Rücksprache mit der Bürgerinitiative, weil wir meiner Meinung nach überhaupt nicht in den Lärmschutz eingegriffen haben."

Kein Kahlschlag, nur Nachlichtung

"Wir machen keinen Kahlschlag, sondern führen nur notwendige Nachlichtungen durch", entgegnet Johannes Wurm, seit 2018 Forstbtriebsleiter des Nürnberger Reichswaldes. Aufgrund des Kilmawandels und der trockenen Jahre 2018, 2019 und 2020 sei es wichtig, langfristig den Wald umzustrukurieren und vermehrt Misch- und Lichtbaumarten einzubringen. Dazu zählen unter anderem Buche, Hainbuche und Eiche. "Allen voran die Eiche braucht viel Licht, um gut gedeihen zu können. Deswegen müssen wir auch regelmäßige Nachlichtungen durchführen, damit diese Bäume auch vernünftig wachsen können. Langfristig gesehen tragen wir damit zum Lärmschutz bei. Wir brauchen auf lange Sicht eine Waldstruktur, die der Trockenheit trotzt und die im besten Falle den Lärmschutz steigert", stellt Wurm klar.

Ansichten, die Walter Kolb nicht teilen mag. Seiner Meinung nach entschuldigt der Klimawandel längst nicht alle Maßnahmen der Staatsforsten. "Wenn die Maßnahmen 150 Meter vor der Ortschaft nicht halt machen, dann grenzt dies an Arroganz. Auf der Homepage der Bayerischen Staatsforsten ist zu lesen: Die Bedürfnisse der Bevölkerung mit den betrieblichen Belangen in Einklang zu bringen, stellt für uns jeden Tag eine Herausforderung dar. Doch das sind nur leere Worte. In Ungelstetten wohnen rund 250 Menschen, deren Gesundheit auch von einer intakten Natur abhängig ist. Die wirtschaftlichen Interessen der Staatsforsten sollten dem nicht Vorrang eingeräumt werden", fährt Kolb schwere Geschütze auf.

Wirtschaftliche Interessen?

Stehen wirtschaftliche Interessen also über der Gesundheit der Bevölkerung Ungelstettens? "Natürlich nicht", sagt Bettina Knappe. Die Försterin ist zuständig für 2700 Hektar Wald und versucht zu beruhigen: "Dort, wo der Wald bereits verjüngt wurde, lichten wir immer wieder nach, um einen stufigen Waldbau zu erreichen. Das ist ein ganz normaler Vorgang und das werden wir auch weiterhin tun. Natürlich machen wir auch Holz und verkaufen es, aber das ist meiner Meinung nach ein ganz normaler Forsthieb.

"Nächster Streitpunkt: Walter Kolb will bei seinem Spaziergang auch sogenannte Rückegassen entdeckt haben, die auf der ortszugewandten Seite liegen. Den hier als Lärmschutz dienenden Wald sieht er akut in Gefahr. "Es ist natürlich davon auszugehen, dass der Harvester hier auch bald wieder durchfährt", befürchtet er. Bettina Knappe widerspricht: "Das sind keine neuen Gassen, die wir jetzt neu anlegen, sondern alte Gassen, auf denen bereits 2009 Holz gemacht wurde."Auf die große Maschine angesprochen, die Kolb fotografiert hat, antwortet sie: "Ich verstehe wirklich jeden Menschen, der es nicht als schön empfindet, wenn so eine große Maschine im Wald steht und dort seine Arbeit macht. Aber irgendwie müssen wir das Holz nun mal aus dem Wald bekommen", sagt Knappe. Sie betont, dass ihre Planungen immer auf ein Jahrzehnt ausgelegt sind. Ein Funke Hoffnung für Walter Kolb, dass schon bald für die nächsten Jahre wieder Ruhe einkehrt.

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