Radschnellwege sollen Verkehr um Nürnberg revolutionieren

9.10.2017, 12:01 Uhr
Besonders im Pendlerverkehr möchten die Verantwortlichen noch mehr Autofahrer zum Umsteigen auf das Fahrrad motivieren.

© Swen Pförtner/dpa Besonders im Pendlerverkehr möchten die Verantwortlichen noch mehr Autofahrer zum Umsteigen auf das Fahrrad motivieren.

Schon jetzt steigen täglich Pendler aufs Rad, um vom Nürnberger Land zu ihrer Arbeit in Nürnberg oder umgekehrt zu gelangen. Doch der Weg ist streckenweise beschwerlich, weil Radwege zu schmal sind, mit Fußgängern geteilt werden müssen oder durch Ampeln und Straßeneinmündungen unterbrochen werden. Ein durchgängiges, schnelles und sicheres Fahren ist unmöglich, obwohl das Interesse am Fahrradpendeln in Zeiten steigender E-Bike-Verkäufe so groß ist wie nie.

Radfahren als echte Alternative

Deshalb haben die Städte Nürnberg, Erlangen, Fürth, Herzogenaurach und Schwabach sowie die Landkreise Nürnberger Land, Erlangen-Höchstadt, Roth und Fürth eine Machbarkeitsstudie für Radschnellwege in Auftrag gegeben. Die Ziele: Radfahren für Berufspendler durch eine hohe Reisegeschwindigkeit als Alternative zum Auto ­etablieren; Radfahren sicherer ­machen; Staus und Parkplatzknappheit entgegen wirken und etwas Gutes für Natur und Gesundheit tun.

Insgesamt 24 Trassen wurden unter die Lupe genommen, drei davon im Nürnberger Land. Doch die Trassen nach Feucht und Altdorf hätten sich schnell als ungeeignet entpuppt, erläuterte Gernot Steinberg vom Büro Planersocietät aus Dortmund im Kreisentwicklungsausschuss Nürnberger Land. Dabei wäre eine Verbindung in den Landkreissüden aufgrund der hohen Einwohnerzahlen durchaus sinnvoll. Nur technisch sei sie kaum umsetzbar.

Und so fiel die Wahl der Planer auf die Trasse zwischen Nürnberg und Lauf – mit zwei möglichen Varianten: eine über Röthenbach entlang der Staatsstraße 2241 und eine über Schwaig und Rückersdorf entlang der Bundesstraße 14. Eine dritte Route entlang der Pegnitz wurde wegen des Naturschutzes verworfen.

Radschnellwege sollen Verkehr um Nürnberg revolutionieren

© Grafik: Planersocietät

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Bis zu 5000 Radpendler am Tag

Das Planerkonsortium bevorzugt die nördliche Variante an der B14 entlang. Hier sei die direkteste Routenführung möglich und es gibt nur wenige Knotenpunkte, die den Radfahrer ausbremsen, erklärte Steinberg. Bis zu 5000 Radler am Tag, so die Prognosen, könnten hier unterwegs sein. Sie könnten die Strecke in etwa 33 Minuten zurücklegen, sofern sie mit 30 Stundenkilometern fahren. An solche Geschwindigkeiten kämen allerdings nur Rennrad- und E-Bike-Fahrer heran.

Doch auch die B14-Strecke ist nicht ideal. Sie erreicht die hohen Standards für Radschnellwege nur zu 47 Prozent – andere Trassen schaffen 70 bis 80 Prozent. Und so könnten weite Teile der Strecke nur als "Radhauptverbindung" gezählt werden, für die niedri­gere Standards gelten.

Eines der Hauptprobleme ist, dass die für Radschnellwege vorgegebene Mindestbreite von drei Metern (vier Meter sind es im Zweirichtungsverkehr) an etlichen Stellen nicht umsetzbar ist. Eine große Schwierigkeit stellen zudem die vielen Querungen und Einfahrten innerhalb der Ortschaften dar. Vor allem Rückersdorf sei eine "große Herausforderung". Eine Möglichkeit wäre eine südliche Umfahrung des Ortskerns. Doch die würde nicht nur mehr Geld kosten – unter anderem müsste eine Brücke gebaut werden –, sondern auch natürliche Flächen versiegeln.

Kosten: rund 18,3 Millionen Euro

Der Ausbau der insgesamt 16,3 Kilometer langen Strecke zwischen dem Laufer Marktplatz und dem Nürnberger Ring würde rund 18,3 Millionen Euro kosten – etwas mehr als eine Million Euro pro Kilometer. "Das ist deutlich günstiger als bei vielen anderen Trassen", betonte Steinberg. Trotzdem bleibt es eine stolze Summe, die so manchen Kreisrat hörbar durchschnaufen ließ.

Man müsse die Kosten in Relation beispielsweise zu einer teuren Stadt­umlaufbahn sehen, betonte der Planer. Landrat Armin Kroder erinnerte an die "17 Millionen Euro plus X" für die Untertunnelung von Reichenschwand. Er merkte aber auch an, dass ein Großteil der Finanzierung über den Freistaat laufen müsse. "Bleibt es ganz an den Kommunen hängen, sehe ich keine großen Chancen für eine Umsetzung."

Neben der Finanzierung müssen als nächstes planungsrechtliche Fragen geklärt werden. Vor 2020 sei mit einer Umsetzung des Radwegs jedenfalls nicht zu rechnen, hieß es in der Sitzung. Und erst dann könnte man auch über eine Verlängerung nach Hersbruck nachdenken.

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