Ehrenbotschafter übergibt Auszeichnung

Neustadt/Aisch steht nun auf einer Stufe mit London und Paris in der "Fair-Trade-Champions League"

30.5.2022, 13:57 Uhr
Wenn schon Champions League, dann auch entsprechender Jubel bei der Übergabe der „Fairtrade-Urkunde“ vom Ehrenbotschafter Manfred Holz (Dritter von rechts) an Bürgermeister Klaus Meier (links) und die Steuerungsgruppe.

© hjm Wenn schon Champions League, dann auch entsprechender Jubel bei der Übergabe der „Fairtrade-Urkunde“ vom Ehrenbotschafter Manfred Holz (Dritter von rechts) an Bürgermeister Klaus Meier (links) und die Steuerungsgruppe.

Neustadt an der Aisch spielt nun etwa mit Amsterdam, Brüssel, London, Paris oder Rom, München oder Dortmund in der „Champions League“. In diesen Rang hob der Fairtrade-Ehrenbotschafter Manfred Holz Neustadt mit der offiziellen Ernennung zur „Fairtrade-Stadt“. Ein spezieller „Regional, bio, fairer ThemenMarktPlatz“ sollte mit Darbietungen von Kindern sowie einer großen Ausstellung dazu einen eindrucksvollen Rahmen bieten.

Bürgermeister Klaus Meier konnte seine Freude über die offizielle Auszeichnungsfeier mit einer großen Gästekulisse teilen, die von Mädchen und Jungs des Schlosskindergarten sowie der Kinderkrippe „Hasennest“ musikalisch willkommen geheißen wurde.

Welt ohne Armut und Hunger

Für eine saubere und gesunde Welt, in der Hunger und Armut kein Thema mehr dürften, sangen die „schlafenden Riesen, die jetzt aufstehen“, und dabei auch die Friedensflagge hissten. Kinder setzten mit einer Modenschau auch den Schlusspunkt des Festaktes, nachdem viele Stände mit fairen Produkten und eine Galerie faszinierender Arbeiten ein imposantes Schaufenster der „Fairtrade-Stadt“ öffneten; Nummer 223 in Bayern sowie Nummer 792 in Deutschland unter international über 2000 Botschaftern einer fairen Welt.

Dass man einen solchen Titel nicht geschenkt bekomme, sondern recht hoch gestellte Anforderungen erfüllen müsse, machte Ehrenbotschafter Manfred Holz bei der Auszeichnung mit dem Kompliment deutlich, dass dies „Neustadt mit Bravour geschafft“ habe. Die Auszeichnung sei indes nicht allein das Ziel, sondern Anfang und Auftrag für weitere Aktivitäten nach dem Motto „Visionen ohne Aktionen bleiben Illusionen“.

Fairer Handel, das sagte Holz, lebe vom Handeln, für das er in Neustadt „jede Menge Kreativität“ ausmachte. Vom Rathaus über das Landratsamt bis zu den Vereinen, Kirchengemeinden, Schulen, Kitas, Betrieben und Geschäften stellte er „geballtes Engagement“ fest, von dem sich der Mitbegründer der Fairtrade-Bewegung in Deutschland beeindruckt zeigte.

Fairtrade-Titel keine "Ablassplakette"

Ebenso wie von Bürgermeister Meier galt die besondere Anerkennung der „Steuerungsgruppe“ für ihr enormes ehrenamtliches Engagement. Der Ehrenbotschafter mahnte, dass das "Gütesiegel“ nicht als Beruhigungsmittel für das eigene Gewissen missverstanden werden dürfe, Solidarität wieder ein moderner Begriff sein müsse. Wenn auf der Welt so viel geteilt würde, wie bei Facebook, gäbe es keine Armut, sagte Manfred Holz mit der Aufforderung, mit dem Einkauf dafür zu sorgen, „dass diejenigen, die uns täglich den Tisch decken, auch selbst satt werden“.

Mit dem Kauf von Fairtrade-Produkten gebe man keine Spende oder Almosen, sondern leiste man einen nachhaltigen Beitrag zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen und bekämpfe somit aktive eine der Fluchtursachen: „Das Fairtrade-Siegel ist also keine Ablassplakette.“

Bauernmarkt immer samstags

„Wir setzen mit der Unterstützung der Kampagne offiziell ein Zeichen für globales Handeln auf lokaler Ebene. Nachhaltiges Handeln und bewusstes Einkaufen beginnt hier und jetzt bei jedem einzelnen und gewinnt aktuell zum Glück auf allen Ebenen ganz stark an Bedeutung“, führte Bürgermeister Meier aus. Der regionale Bauernmarkt mache es seit mehr als 20 Jahren jeden Samstag vor, dass regionale Produkte außerordentlich beliebt seien und immer mehr an Beliebtheit gewinnen würden.

Fairer Handel knüpfe hier an und solle zeigen, dass vor allem für Produkte, die nicht regional beschafft werden könnten, eine Auszeichnung wichtig ist, denn sie stünden für gerechte Preise und menschenwürdige Arbeitsbedingungen, partnerschaftliche und langfristige Beziehungen. Sie verbiete ausbeuterische Kinderarbeit und stärke weiterhin die Rechte der Frauen.

Pakt zur nachhaltigen Beschaffung

Seit vielen Jahren schenke die Stadt Neustadt bereits ausschließlich fairen Kaffee aus dem Weltladen aus und achte auf regionale Beschaffung von Lebensmitteln. Im vergangenen Jahr sei die Stadt dem „Pakt zur nachhaltigen Beschaffung“ der Metropolregion Nürnberg beigetreten und nutze als ersten Schritt nun mindestens 80 Prozent Recyclingpapier mit dem Blauen Engel, erklärte Meier. Der Steuerungsgruppe zur „Fair Trade Stadt“ dankte er, es geschafft zu haben, selbst in Pandemiezeiten die Kriterien für die Auszeichnung zur Fairtrade-Stadt zu erfüllen.

Mit ihrer Modenschau machten die Kids deutlich, dass man in faire Produkte buchstäblich hineinwachsen kann.

Mit ihrer Modenschau machten die Kids deutlich, dass man in faire Produkte buchstäblich hineinwachsen kann. © hjm

Des Rathauschefs Dank galt auch zahlreichen Einzelhändlern für die Unterstützung der Kampagne, besonders dem „Weltladen“, seit mehr als 30 Jahren „das Herzstück des Fairen Handels ist hier in Neustadt“. Ein druckfrisch vorgestellter Flyer bündelt alle Informationen über die nach Scheinfeld und Uffenheim dritte „Fairtrade-Stadt“ im Landkreis, in dem Markt Erlbach den Titel der „Faitrade-Gemeinde“ trägt – Partner, die den Festtag mitgestalteten.

Kunstwerke und Schokofrüchte

Da die Bildungsarbeit zum Fairen Handel bei den Kindern und Jugendlichen beginne, freute sich das Stadtoberhaupt, dass an diesem Tag auch die Kindergärten und Schulen vertreten waren. Der Schlosskindergarten sowie die Kinderkrippe „Hasennest“ brachte sich mit dem Liedbeitrag, selbstgefertigten Kunstwerken in der Ehrenhalle sowie einem „wunderbare Kinderprogramm“ ein.

Die Grundschule Neues Schloss, die sich dieses Jahr ebenfalls auf den Weg gemacht hat, „Fairtrade-Schule“ zu werden, bot, unterstützt vom Elternbeirat, an einem Stand faire und regionale Schokofrüchte, faire Schoko-Muffins und regionale Schorle an. In der Ehrenhalle des Rathauses lud das Friedrich-Alexander-Gymnasium zu einer sehenswerten Ausstellung ein und konnte sich über die Erneuerung des Titels „Fairtrade-Schule“ sowie die Anerkennung freuen, „in der Stadt eine gewisse Vorreiterrolle übernommen“ zu haben.

Titel soll ein Ansporn sein

Den gelungenen Start mit dem von zahlreichen Akteuren vielfältig gestalteten, bunten ThemenMarktPlatz wertete Bürgermeister Klaus Meier als Signal „für noch viele nachhaltige Projekte in der Zukunft“. Er bat „ganz eindringlich darum, das Einkaufsverhalten in Sachen fairer Handel und Regionalität immer wieder aufs Neue zu überprüfen, denn nur wir alle als Verbraucher können hier für die dringend notwendige Wende sorgen“. Der Titel der „Fair-Trade-Stadt“ solle Ansporn sein, „zukünftig in vielen Dingen noch besser zu werden“.

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