Messerattacke im Jobcenter Rothenburg: Mitarbeiter stirbt

3.12.2014, 19:53 Uhr
Ein Jobcenter-Mitarbeiter wurde in Rothenburg von einem 28-Jährigen mit einem Messer angegriffen und tödlich verletzt.

© News5 / Grundmann Ein Jobcenter-Mitarbeiter wurde in Rothenburg von einem 28-Jährigen mit einem Messer angegriffen und tödlich verletzt.

Die Tat ereignete sich kurz vor 12 Uhr in der Ludwig-Siebert-Straße. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei war der 61-jährige externe Gutacher im Jobcenter von einem 28-Jährigen mit einem Messer angegriffen worden. Mehrmals stach der Mann auf ihn ein. Trotz intensiver Wiederbelebungsversuche des Notarztes erlag das Opfer noch vor Ort seinen schweren Verletzungen. Medienberichten zufolge war der Gutachter keiner der sieben festen Mitarbeiter des Jobcenters, sondern wurde nur in manchen Einzelfällen hinzugezogen.

Der Täter, der nach dpa-Informationen einen Termin im Jobcenter hatte, konnte durch Beschäftigte der Behörde überwältigt und anschließend von einer Polizeistreife festgenommen werden. Dabei verletzte sich der 28-Jährige an der Hand und wurde zunächst in die Würzburger Universitätsklinik gebracht. Sein Motiv ist noch völlig unklar. Die Staatsanwaltschaft Ansbach beantragte Haftbefehl gegen den Mann, Notfall-Seelsorger kümmerten sich um die Beschäftigten der Rothenburger Einrichtung.

Eine Obduktion der Leiche des 61-Jährigen am Rechtsmedizinischen Institut in Erlangen soll am Donnerstag Erkenntnisse über die genauen Tatumstände bringen. Fest steht bislang nur, dass Täter und Opfer aus dem Landkreis Ansbach stammen. Ob sie sich vorher schon einmal begegnet sind, muss noch geklärt werden.

Bundesweite Bestürzung

"Die Tat hat uns fassungslos gemacht", sagte Rothenburgs Oberbürgermeister Walter Hartl. "Unser Mitgefühl gehört jetzt den Beschäftigten und Angehörigen." Auch Landrat Jürgen Ludwig (CSU), dessen Behörde das Jobcenter unterstellt ist, sagte: "Wir sind absolut betroffen und bestürzt."

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) zeigte sich ebenso betroffen: "Es schockiert mich zutiefst, dass wir in den letzten Jahren immer wieder Übergriffe auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Jobcentern erleben mussten, die nun schon zum dritten Mal sogar ein tödliches Ende genommen haben." Sie sicherte zu, alles dafür zu tun, jene zu schützen, die sich dafür einsetzen, dass Menschen den Weg zurück in Arbeit finden. "Es darf nicht sein, dass sie zur Zielscheibe aggressiver Übergriffe werden."

Sicherheitsvorkehrungen vernachlässigt?

Trotz der schrecklichen Tat sprachen sich Hartl und Ludwig gegen verschärfte Sicherheitsmaßnahmen aus. „Man muss aufpassen, dass man die Kunden der Jobcenter nicht unter Generalverdacht stellt“, sagte Hartl. Das Sicherheitsproblem gelte schließlich für alle Behörden, in denen Menschen mit Menschen arbeiten, ergänzte der Landrat.

Dennoch müssen die Politiker jetzt auch der Frage nachgehen, ob die Rothenburger Einrichtung ausreichend gegen potenzielle Gewalttäter geschützt war. Die Bundesagentur für Arbeit hatte nach einigen Vorfällen im vergangenen Jahr mit einem verbesserten Sicherheitskonzept darauf reagiert.

Dazu gehört beispielsweise eine Weiterentwicklung des IT-gestützten Notrufsystems. Zudem wurden viele Jobcenter-Büros baulich umgestaltet. Mitarbeiter sitzen jetzt häufiger als früher mit dem Rücken zu einer Fluchttür. Sicherheitsschleusen an den Eingängen - wie in Gerichten nach den tödlichen Schüssen im Amtsgericht Dachau im Jahr 2012 üblich - lehnt die Bundesagentur dagegen weiter ab.

Bundesweit kommt es immer wieder zu blutigen Gewalttaten in deutschen Amtsstuben: Hass, Rachsucht oder Ärger mit der Justiz – wenn wütende Bürger bei Behörden die Beherrschung verlieren, kann es Verletzte und auch Tote geben. Hier finden Sie eine Chronik der jüngsten Fälle.

Video in Kooperation mit frankenfernsehen.tv: