1. Prunksitzung der KGT

6.2.2012, 08:03 Uhr
1. Prunksitzung der KGT

© Sieghard Hedwig

Nach der Begrüßung der Gäste, der Ehrengäste sowie der hiesigen Polit-Prominenz und der exponierten KGT-Honoratioren gingen auch schon die unterschiedlichen Abteilungen der Narrenjugend aus dem Verein mit schwungvollen Tanzdarbietungen zur Sache. Dabei kamen die Kindergarde und die Juniorengarde ebenso zu Ehren wie die Tanzpaare Lea Faser/Markus Schwegler und Janine Dorenkamp/Kai Hermann. Im Laufe des Abends bewiesen zudem die beiden Tanzmariechen Romina Gsänger und Linda Reißlein Schwung und Beweglichkeit auf dem Parkett.

Einer flog über das Narrennest

Thomas „Schnucki“ Stechhammer eröffnete als verkrachter und halbblinder Jumbo-Pilot den Reigen der Büttenreden. Er fliegt bei jedem Wetter, weil er sowieso kaum etwas sehen kann, und benutzt die ohnehin schon reichlich ramponierte Kirchturmspitze nahe dem Flughafen als Orientierungspunkt: „Wenn’s wieder kracht, bin ich auf dem richtigen Kurs“. Während des Fluges werden stets Rosenkränze an die Flugreisenden verteilt. Manchmal bleibt auch eine Tür offen, was zuweilen zu gewissen Verlusten bei Reisenden und Personal führt. Und weil bei der Landung stets die Bahn zu kurz ist, parkt er seinen Vogel immer gleich direkt vor dem Restaurant.

Nach der hochoffiziellen Begrüßung durch die Tollitäten Katja I. und Roland II. sowie einer Reihe von Ordensverleihungen und Gardetänzen setzte die Ulknudel Bernhard Ottinger – ein Profi-Comedian aus Fürth – die Reihe der urkomischen Büttenreden fort. Er erzählte einige lachmuskelrelevante Schwänke aus seinem bunten Taxifahrer-Leben, verballhornte seine Heimatstadt und machte sich auch über seine Frau lustig, die sehr groß ist, aber „von Ost nach West“, und 65 Kilogramm wiegt – dies jedoch mit jeder einzelnen Körperhälfte. Zudem schwärmte er von alten Zeiten, als die Mädels noch kochten wie ihre Mütter: „Heute saufen sie wie ihre Väter“. Mit ein paar Blödel-Gstanzln landete er auch zum Schluss seines Auftritts noch einige Brüller und wurde erst nach einer Zugabe vom Publikum von der Bühne entlassen.

1. Prunksitzung der KGT

© Sieghard Hedwig

Im Anschluss an einen Showtanz der Juniorengarde, die ein schmissiges Nena-Medley betanzte, berichtete die alteingesessene Bütten-Größe Elke Schwegler von ihrem Herzallerliebsten, der zur Steigerung des Liebesglückes ein paar Viagra-Pillen eingeworfen hatte. Da es sich aber um ein ausländisches Produkt mit überbordender Wirkstoff-Konzentration handelte, blieb die gewünschte Wirkung nicht allein auf den Liebesakt beschränkt, sodass die reichlich Klagende für längere Zeit mit einem „dreibeinigen“ Mann leben musste. „Hat der ‘nen Besen gefressen oder will er als Sportler Stabhochsprünge mit eigenem Sti(e)l machen?“ – so hörte man die Rednerin lamentieren. Ihr Fazit: „Die Moral von der Geschicht: auch mit Viagra geht es nicht.“

Zwischendurch gab es zu Klängen von Stefan Peters einige Bewegungsübungen fürs närrische Sitzungsvolk in Form von Schunkelrunden. Schließlich traten Markus Bartel, Jürgen Scheuer, Thomas Stechhammer und Mike Moosrainer als „Musketiere“ in einer imposanten Bühnenshow mit filmischem Auftakt in 3D auf den Plan. Das Herzstück einer jeden Prunksitzung diente auch diesmal als Plattform für kritische Seitenhiebe auf die lokale und auch „große“ Politik. Allerdings machte das mit Degen bewehrte Quartett dabei keine großen Umschweife und verzichtete weitgehend auf irgendwelche verschmitzten Anspielungen oder zweideutigen Formulierungen – nein, die Klagen kamen „hieb- und stichfest“ und im Klartext über die Bühnenrampe. Treuchtlingen sei zwar politisch „bunt“ (und eben nicht „braun“), ansonsten sei es jedoch mit der Farbenfrische in der Altmühlstadt nicht weit her.

Viele Pläne und keine Resultate

Teure Visionen, zahlreiche Stabsstellen und Planungen, viele angedachte Projekte und jede Menge Gutachten – aber außer voller Schubladen kein Geld im Stadtsäckel, kein neues Hotel, keine Umgehung und auch sonst keine vorweisbaren Resultate, so war da aus dem an das Rathaus adressierte und geballte Kritik-Paket herauszuhören. „Und das alles nur, weil der Stadtrat alles versiebt“, trällerten da die vier in Leder gewandeten Spaßmacher. Statt irgendwelcher Wallmüllerplatz-Fantasien oder des Einkaufsmarkt-Herumgeeieres gehöre z.B. endlich ein Baumarkt in die Stadt, auf dass die in Treuchtlingen bitter verdiente „Knete“ auch hier bleibe und nicht in die Nachbarstadt wandere.

Die „Friedensangebote“ der (nicht immer ganz so) lustigen Vier folgten allerdings auf dem Fuße, und so besangen sie – gemäß der Devise „Nach dem Schmerz kommt das Herz“ – Treuchtlingen sogleich auch als liebenswerte und eigentlich schönste Stadt in (Mittel-)Franken.

Und um die Stimmung zugunsten der leidenden CSU hier und auch in Bayern ein wenig zu befördern, holten die vier Degenhelden eine „Franz-Josef-Strauß-Gedächtniskanone“ an die Bühnenfront, um auch einen Christian Ude als möglichen SPD-Ministerpräsidenten in weitere Ferne rücken zu lassen. Allerdings ließen die vier kampfeslustigen Mannen an so manch anderer Polit-Prominenz ebenfalls kein gutes Haar. Karl Theodor zu Guttenberg als Erfinder des Kopierverfahrens werde mit der verkrachten Latex-Frontfrau Gabriele Pauli wohl bald eine eigene Partei gründen, und Bundespräsident Christian Wulff sei von der Rating-Agentur „Standard & Poor’s“ ohnehin schon längst auf Ramsch-Niveau heruntergestuft worden.

Der Euro-Rettungsschirm EFSF sei wohl eher der Nachfolger des EHEC-Erregers, sorgten doch beide für reichlich Erregung. Und der wirtschaftliche Untergang Griechenlands „ist nun die Quittung dafür, dass wir all die Jahre den Ouzo beim Griechen immer umsonst bekommen haben.“ Bleibe nun noch zu hoffen, dass die „MS Merkozy“ nicht ebenfalls so kläglich havariere wie jüngst vor Italien das Kreuzfahrt-Schiff „Costa Cordalis“ (oder wie der Pott heißt). Jedoch auch mit Blick auf Europa holten die Musketiere ihren alten Wahlspruch aus der Mottenkiste: „Einer für alle und alle für einen!“.

Sein ungeahntes Entertainer-Talent brachte Stadtrat und Sprachwissenschaftler Prof. Joachim Grzega auf die Bühnenbretter, der mit ulkigen und spitzfindigen Wortspielchen ebenso gekonnt zu amüsieren wusste, wie er das Publikum mit leichtfüßigen Stepptanz-Einlagen und einer eher beiläufig verkauften, aber unerwartet guten und sonoren Johannes-Heesters-Parodie begeisterte. Dazwischen gab es – zusammen mit Assistentin (und Lebensgefährtin) Bea – noch einen herzerfrischenden Sprachkurs in Sachen Fränkisch und Niederrheinisch. Kurzum: eine tolle Überraschung an diesem ohnehin schon gelungenen Abend und eine echte Bereicherung. Auf ein Wiedersehen darf man gespannt sein.

„Tierisch“ gut

Richtig „tierisch“ wurde es dann noch einmal mit der „Wilden Herde“. Als solche fegte nämlich die Prinzengarde in ihrem Showtanz übers Parkett. Alle Akteure hatten dabei im Wortsinn „ein dickes Fell“.

Den fulminanten Abschluss der Veranstaltung markierte der Showtanz des Elferrates nebst Frauen, der sich – aufwendig und liebevoll kostümiert sowie toller Choreografie präsentiert – einiger Themen aus dem Grimm’schen Märchenbuch bediente. Allerdings waren die Interpretationen der weltbekannten Märchenklassiker doch recht frei gehalten und ließen somit Raum für jede Menge „Jux und Dollerei“ – also ein Ohren-, Augen- und Zwerchfellschmaus zugleich.

Nach dem traditionellen Finale, bei dem sich stets alle Protagonisten nochmals auf der Bühne versammeln, war die „offizielle Tagesordnung“ der 1. Prunksitzung – eine Sitzung mit weit mehr als nur vorzeigbaren Ergebnissen – erfolgreich „abgearbeitet“. Danach konnten die Narren zu schmissigen Klängen von Entertainer Stefan Peters tanzenderweise noch bis in die Morgenstunden den Stadthallenboden polieren oder sich in der Bar zur „Mundspülung“ einfinden.

 

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