Auernheim: Windpark ade, Kanalbau tut weh

3.4.2017, 06:05 Uhr
Auernheim: Windpark ade, Kanalbau tut weh

© Patrick Shaw

Auernheim schrumpft. Ob des Rückgangs um zwölf auf aktuell 605 Einwohner erklärte Baum, er hoffe, dass das Dorf „nicht nächstes Jahr die 600er-Marke unterschreitet“. Das benachbarte Schlittenhart hat dagegen mit 44 um einen Bewohner zugelegt.

Die Einwohnerzahl spielte auch beim Hauptthema des Abends eine Rolle: der Abwasserentsorgung. Bis 2022 sollen Auernheim an die Treuchtlinger Kläranlage angeschlossen und das Leitungsnetz auf ein Trennsys­tem umgestellt sein. Das Wasserwirtschaftsamt hatte die Pläne vergangenes Jahr um vier Jahre vorgezogen (wir berichteten). Laut Baum gibt es zuvor aber für jeden Grundstücks­eigentümer die Möglichkeit einer individuellen Beratung vor Ort. „Man wird nicht jedes Rohr trennen können und müssen“, so der Bürgermeister.

Mehrere der über 90 Versammlungsteilnehmer äußerten dennoch Unmut. „Die Stadt setzt sich über unseren Willen hinweg. Ohne Satzung muss hier niemand etwas aufgraben“, so eine Bürgerin. In Dörfern unter 1000 Einwohnern sei es auch zulässig, die bestehende Kläranlage zu erhalten, Der Ortsausschuss solle „sich wehren“.

Die Abwassertrennung sei „Gesetzeslage“ und er „gehe davon aus, dass wir dies rechtssicher umsetzen“, entgegnete das Stadtoberhaupt. Der Anschluss Auernheims an die Zent­ralkläranlage sei „wirtschaftlich geprüft worden und die günstigere Variante“. Zudem entscheide darüber nicht der Ortsausschuss, sondern „das Gesetz und der Stadtrat“.

Irritierte Nachfragen gab es an dieser Stelle auch deshalb, weil derzeit im Dorf an der Glasfaser-Verkabelung gearbeitet wird und in einigen Jahren die Dorferneuerung ansteht. Ob dann die Straßen zwei- oder gar dreimal aufgegraben würden und wer das bezahle, wollten die Bürger wissen.

Dem Rathauschef zufolge sind die DSL-Trassen jedoch nicht identisch mit dem Kanalverlauf. Die Gräben seien längst wieder verfüllt, bevor es in vier bis fünf Jahren mit dem Kanalbau losgehe. Zahlungen kämen auf die Auernheimer nur bei Arbeiten auf dem eigenen Grundstück sowie indirekt zu, da die Kosten für das Trennsystem auf die Abwassergebühren umgelegt würden. Straßenausbaubeiträge würden lediglich fällig, wenn eine Straße komplett erneuert werde.

Dies ist allerdings im Zuge der Dorf­erneuerung durchaus möglich. Das Verfahren dafür soll laut Baum in Verbindung mit dem Kanalbau Ende 2019 anlaufen. Bereits im vergangenen Jahr habe das Amt für ländliche Entwicklung die „besondere Dringlichkeit“ anerkannt, sodass Auernheim voraussichtlich 2018 im Förderprogramm berücksichtigt werde. Baubeginn sei dann frühestens im Jahr 2022.

Schnelleres Internet mit mindestens 30 Megabit pro Sekunde bekommt das Dorf nach Worten von Max Filser bis Ende dieses Jahres. Die Stadtwerke seien gerade dabei, die Leerrohre zu verlegen, um sie dann an die Firma M-net zu vermieten, so der Werkleiter. Derzeit versorgt die Firma ­Felkatec Auernheim per Funk. Künftig haben die Bürger dann die Wahl zwischen beiden Anbietern, sodass Filser auch mit günstigeren Preisen rechnet. Schlittenhart bleibe dagegen vorerst abgehängt, es gebe aber Chancen, den Ort ebenfalls via Funk zu versorgen.

Vogelschutz schlägt Energiewende

Zum geplanten Bürgerwindpark und dessen Scheitern am Rotmilan (wir berichteten) konstatierte Baum: „Wir alle wissen, dass sich das Thema erledigt hat. Der Vogelschutz steht offenbar über der Energiewende.“ Er danke allen, die „da viel Freizeit und Engagement reingesteckt haben“. Die Auernheimer seien „mit einem Modellprojekt angetreten, und jetzt kriegen wir gar nichts“.

Geringfügige Hoffnungen macht sich der Rathauschef noch darauf, dass das Landratsamt den Bauantrag nicht ablehnt, sondern nur auf unbestimmte Zeit „auf Eis legt“. Dem schloss sich Hauptinitiator Wilfried Wiedemann an. Wenn sich in Zukunft die Gesetzeslage ändere, hätte die Bürgergenossenschaft so noch die Hand auf den Flächen. Bei einer Ablehnung müssten die Auernheimer dagegen wie ein Schießhund aufpassen, dass ihnen beim Wegfall des Milans und der „10H-Regel“ als Hinderungsgründe nicht Privatinvestoren zuvorkämen. Den Naturschutzbehörden unterstellten einige Bürger wegen des in ihren Augen hanebüchenen Eingreifens offen Korruption.

Ein Thema, das die Bürger in allen Ortsteilen umtreibt, ist der Umbau der Altmühltherme in Verbindung mit dem leeren Stadtsäckel. „Macht das Ding zu, wenn es sich nicht trägt“, war mehrfach zu hören, auch wenn Bürgermeis­ter Baum mantrahaft erklärte, dass so gut wie kein kommunales Bad kostendeckend sei. Die Therme zu schließen, sei „zu kurz gedacht“. Immerhin sei sie „eines der größten Kurbäder Deutschlands“, an dem mehr als 70 Arbeitsplätze sowie große Umsätze im Gastgewerbe hingen.

Er solle „seine Flughöhe überdenken“, riet dem Stadtoberhaupt eine Bürgerin. Das Problem liege nicht an den externen Besuchern, sondern an der mangelnden Attraktivität und Vermarktung vor Ort. Dies bestätigte Baum sogar teils. Das Bad sei eine „eierlegende Wollmilchsau“ ohne klare Richtung. Das werde sich nun ändern. Stadtwerke-Chef Filser räumte ein, dies „vielleicht noch nicht richtig an den Mann gebracht zu haben“.

Wenn die Stadt beim Bad schon nicht sparen wolle, „wo dann?“, wollte ein anderer Bürger wissen. Bei der von der Stadtrats-CSU geforderten „Sparliste“ dürfe es keine Denkverbote geben. Auch liebgewonnene, aber unzeitgemäße Angebote wie die Bücherei müssten zur Disposition stehen. Bürgermeister Baum verwies indes auf die Funktion Treuchtlingens als „Mittelzentrum“. Dennoch werde sich der Stadtrat „Gedanken über punktuelle Einsparungen machen“.

Sparen will die Stadt auch in Auernheim. So hat sie laut Baum jüngst einen „überzogenen Lösungsansatz“ für die dringend nötige Sanierung der Kirchhof-Mauer verworfen. Statt komplizierter Abstützungen für über 50.000 Euro habe er mit Pfarrer Rüdiger Schild und der Baufirma entschieden, die Mauer abschnittsweise prüfen und reparieren zu lassen.

Funkmast kommt nicht

Froh sind die Auernheimer, dass der 45 Meter hohe Mobilfunkmast am Sportplatz, der im vergangenen Jahr im Gespräch war, nun nicht kommt. Nach einer Unterschriftensammlung und dem Beschluss des Stadtrats, dem TÜV Rheinland dafür kein Grundstück zu überlassen, herrsche hier seit Mai 2016 Funkstille, erklärte Baum.

Kleinere Themen waren schließlich noch die Sanierung der Degersheimer Straße, die wegen überlasteter Baumfirmen noch bis Anfang Juli dauern wird, der Wunsch nach einem Verkehrsspiegel für die Kurve in der Frankenstraße sowie einige defekte Straßenlaternen. Als unnötig befand der Bürgermeister eine zusätzliche Ausschilderung der Mehrzweckhalle.

Darüber hinaus interessierten sich die Auernheimer für die energetische Sanierung des Kindergartens und einen Lagerplatz für Grüngut. Der kürzlich aufgegrabene Weg vom Wasserhaus zum Sportplatz soll nochmals angefasst werden, da der Schotter dort laut Bürgern so grob ist, dass man darauf kaum laufen könne. Die Reparatur der Straßen im Dorf werde die Stadt dagegen mit Blick auf den baldigen Kanalbau „auf den Mindestunterhalt beschränken“, so Baum.

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