Auernheim wird zur Großbaustelle

7.3.2018, 06:04 Uhr
Auernheim wird zur Großbaustelle

© NN-Infografik/Landesvermessungsamt

Vergangenes Jahr hatte es um den vom Wasserwirtschaftsamt um vier Jahre vorgezogenen Anschluss des Hahnenkammdorfs an die Treuchtlinger Kläranlage samt Trennung von Schmutz- und Regenwassersystem noch richtig Ärger gegeben. „Die Stadt setzt sich über unseren Willen hinweg“, hieß es da, denn in Dörfern unter 1000 Einwohnern sei es zulässig, die bestehende Kläranlage zu erhalten. Baum hatte jedoch betont, dass der Anschluss an die Zent­ralkläranlage die günstigere Variante sei und die Stadt diese „rechtssicher umsetzen“ werde.

Diesmal ging es ruhiger zu – und auch längst nicht mehr um die Grundsatzfrage, sondern bereits um den konkreten Ablauf der Baumaßnahme. Bauamtsmitarbeiter Charly Bösel erklärte, wie das Schmutzwasser künftig im Ort gesammelt, per Druckleitung zum höchsten Punkt am Sportplatz befördert und dann im Freispiegelkanal über Windischhausen nach Treuchtlingen abgeleitet werden soll. Das Regenwasser soll später größtenteils in den alten Mischwasserkanälen abfließen und zum Teil in der alten Auernheimer Kläranlage gereinigt werden (die dafür umgebaut wird), zum Teil unterhalb des Dorfs versickern.

Gebaut wird laut Bösel in vier Abschnitten in den Jahren 2019 bis 2022. Los geht es im Neubaugebiet ganz im Westen des Orts, wo bereits teilweise ein Trennsystem besteht. Danach arbeiten sich die Kanalverleger Stück für Stück Richtung Osten vor. Über vier Millionen Euro nimmt die Stadt dafür in die Hand.

Auf die Auernheimer kommen allerdings keine so hohen Kosten zu. Der Umbau des öffentlichen Teils der Kanalisation bis zu den Grundstücksgrenzen ist über die Abwassergebühr abgedeckt. Diese wird in Treuchtlingen bislang noch nicht gesplittet für Schmutz- und Regenwasser berechnet (Baum: „Das wird aber kommen müssen“), sondern in einer Mischkalkulation. Drei Euro pro Kubikmeter Wasser zahlen die Bürger derzeit. Weitere Gebühren für versiegelte Flächen oder Ergänzungsbeiträge gibt es nicht.

Kanalanschluss oder versickern lassen?

Aufkommen müssen die Anlieger lediglich für ihre neuen Hausanschlüsse, von denen sie künftig zwei brauchen. Glück hat, wer eine Zis­terne nutzt oder das Wasser von Dach und Pflaster auf seinem Grundstück versickern lassen kann. Dann reicht weiterhin der alte Anschluss fürs Schmutzwasser. Allen anderen sicherte Bösel die Beratung des Bauamts zu, wie die Umstellung im Einzelfall möglichst einfach und günstig umzusetzen sei.

Bedenken äußerten einige Bürger wegen der Ableitung des gesammelten Regenwassers vor Ort sowie in ein Versickerungsbecken am Hang südlich des Dorfs. Ob dabei nicht für die tiefergelegenen Anwesen Wasserschäden drohten? Bürgermeister Baum versicherte, dass dies ordentlich geprüft werde. Bis zur Ausschreibung vergehe voraussichtlich noch ein Dreivierteljahr, bis zum Baubeginn wahrscheinlich sogar mehr als ein ganzes. Das sei „viel Zeit, um alle Fragen zu klären“.

Neben dem bevorstehenden Kanalbau gingen das Stadtoberhaupt und seine Mitarbeiter auch auf die bereits abgeschlossenen Auernheimer „Baustellen“ ein. So hatte es vergangenes Jahr Irritationen über den vermeintlichen Unwillen der Stadt gegeben, Fenster, Fassadendämmung und Anstrich des örtlichen Kindergartens zu erneuern. Nach einem Ortstermin hat der Stadtrat dafür nun 150.000 Euro locker gemacht.

Ärger über Pfarrer ist verraucht

Ein Happy End gab es auch bei der Sanierung der Kirchhofmauer, über die sich Bürgermeister und Pfarrer in die Haare geraten waren. Mittlerweile sind der wuchernde Efeu weg, die Mauer instandgesetzt, und Ortspfarrer Rüdiger Schild hat sich bei der Stadt ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit bedankt. „Wenn’s da mal geraucht hat, ist das jetzt längst verraucht“, so Baums Fazit.

„Aus Ansbach nichts Neues“ gibt es dem Rathauschef zufolge bei der Dorf­erneuerung. Das Verfahren soll in Verbindung mit dem Kanalbau Ende 2019 anlaufen, die eigentlichen Arbeiten sollen 2022 starten. Das Amt für ländliche Entwicklung (ALE) hat sogar die „besondere Dringlichkeit“ anerkannt. Aktuell tue sich aber wenig.

„Funkstille“ herrscht im Dorf auch in Sachen Mobilfunk. Nachdem die Auernheimer 2016 den Bau eines 45 Meter hohen Funkmasten am Sportplatz per Unterschriftensammlung und Stadtratsbeschluss gekippt hatten, habe er vom damaligen Interessenten nichts mehr gehört, erklärte Baum. Allerdings werde es wohl bald ein neues Förderprogramm für Mobilfunknetze geben. „Da müssen wir dann aufspringen“, so das Stadtoberhaupt.

Geld aus München könnte es auch für einen neuen Radweg von Auernheim über Freihardt, Ober- und Unterheumödern nach Treuchtlingen geben. Allerdings habe diese Strecke wegen des geringen Verkehrs keine hohe Priorität, dämpfte Baum die Erwartungen. „Ihr könntet ja auch einfach die Straße breiter machen“, schlug ein Bürger vor, woraufhin der Rathauschef auf die gemeinsame Ausbau-Resolution aller Anlieger-Kommunen der Staatsstraße 2216 von Juli vergangenen Jahres verwies. Die einzige Reaktion der Staatsregierung darauf sei bislang „der Eingangsstempel“.

Kopfschütteln über Winterdienst

Emotionaler wurde es nochmals beim Thema Winterdienst. Laut Baum gibt es dafür zwar keine einheitliche Regelung. Wenn aber die Schneepflugfahrer vor dem Feuerwehrhaus sogar noch zusätzliche Haufen auftürmen, „dann, mit Verlaub, müssen das Deppen sein“, so Baum deutlich. Auch Klagen über ungeräumte Schneemassen an vielen anderen Stellen nahm der Bürgermeister entgegen.

Des Weiteren wünschten sich die Auernheimer von der Stadtverwaltung eine bessere Befestigung des Schotterplatzes für die Altglascontainer („ein einziger Sumpf und Schuttplatz“) sowie des noch ungeteerten Bereichs der Straße „Im Feldle“. Für das neue Trafohaus der Stadtwerke vor dem Kindergarten könnten sich die Dorfbewohner ein Satteldach und eine Begrünung vorstellen – genauso wie vor wenigen Tagen schon von den Bürgern in Haag angemahnt.

Erneut geschrumpft ist Auernheims Einwohnerzahl. Mit 599 liegt sie erstmals unter der 600er-Marke (Vorjahr: 605). Das kleine Schlittenhart hält sich wacker bei 43 Bewohnern (Vorjahr: 44). Acht bis neun Bauplätze für Neubürger wird es laut Baum voraussichtlich demnächst auf den bisherigen Obstwiesen in der Frankenstraße unweit des Sägewerks geben. Interessenten sollen sich bei der Stadt melden. Vorerst zurückgestellt hat die Stadt dagegen den Kauf des ehemaligen Krauß-Anwesens. Mit den Besitzern gebe es nur „lose Verhandlungen“.

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