Blutspenden in Corona-Zeiten: So läuft es ab

27.4.2021, 06:01 Uhr
Blutspenden in Corona-Zeiten: So läuft es ab

© Foto: Jürgen Leykamm

Nichts im öffentlichen Leben ist einfach in Corona-Zeiten. Das gilt auch für das Blutspenden. So darf Sabrina Aisenbrey, die seit heuer die Aderlass-Aktionen des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) Treuchtlingen leitet, "Türsteherin" im Adventure-Campus spielen. Um jeden Teilnehmer mit dem Hygienekonzept vertraut zu machen, damit die Beteiligung eben nicht zu einem großen Abenteuer für alle wird.

Der große Ansturm bleibt diesmal aus, dafür aber lassen sich viele Erstspender verzeichnen. Melanie Graf nennt sich eine von ihnen. "Das wollte ich schon länger machen", sagt die Altmühlstädterin. Just eine Woche nach ihrem 19. Geburtstag hat sie sich nun endlich ein Herz gefasst. Keine hohe Inzidenz konnte sie davon abhalten.

Teilnahme hängt von Inzidenz ab

Das gilt auch für Uwe Schneider aus Solnhofen, der über langjährige Erfahrungen beim Hergeben des unersetzlichen Körpersaftes verfügt. "Angst habe ich keine", bekennt er. "Ich bin aber auch kein Corona-Leugner", fügt er vorsichtshalber hinterher. Was zeigt, wie extrem hoch mittlerweile auch die Sensibilitätswerte im öffentlichen Pandemie-Diskurs sind. Immer öfter wird die Vorsicht zur Mutter der Porzellankiste. Das spüren auch die Helfer bei der jetzigen Blutspende-Aktion.

Sie haben noch den Rekord vom Februar vor Augen. In jenem Monat "hatten wir rund 200 Teilnehmer, das war der höchste Wert seit Jahren", weiß Aisenbrey. Dieses Mal ist die Teilnahmezahl etwa eine Stunde vor Ende gerade einmal auf die Hälfte hiervon geklettert. "Aber ich kann verstehen, dass bei einer hohen Inzidenz die Leute lieber zuhause bleiben", so die Leiterin: "Wir sind aber für jede Spende dankbar!" Hinter dieser Dankbarkeit steckt bitterer Ernst.

Spenderblut ist knapp

Seit zwei Jahren lässt der BRK in Treuchtlingen fünf- statt wie zuvor viermal jährlich zur Ader. Grund ist die Knappheit an Spenderblut. Sie droht sich durch Covid-19 zu verfestigen. Dabei greifen viele Befürchtungen gar nicht. "Corona ist durch eine Blutspende nicht übertragbar!", unterstreicht etwa Kai Schraven von der Sondereinsatzgruppe des Weißenburger Rotkreuz.

Auch die Gefahr, sich auf anderen Wegen im Rahmen der Blutspendeaktion anzustecken, "ist bei den extremen Vorsichtsmaßnahmen verschwindend gering" , so sagt es Hans-Jürgen Aisenbrey. Der Vater der Aktionsleiterin verteilt kleine Geschenke und Lunchpakete am Ausgang. "Meine Tochter hat mich rekrutiert", schmunzelt er.

Im Einbahnstraßen-System

Doch das Lob für das ausgeklügelte Hygienepaket ist absolut ernst gemeint. "Wir setzen auf das bewährte Einwege-Konzept", so Sabrina Aisenbrey. Die gekennzeichneten Laufwege lassen dabei keinen Zweifel, wo es langgeht. Die Größe der Räumlichkeiten kommt dabei zur Hilfe.

Nicht so einfach wäre die Handhabung in der Grundschule oder im Forsthaus gewesen, wo früher Blut gespendet wurde. "Durch Corona hat sich der Organisationsaufwand schon deutlich erhöht", gibt Aisenbrey zu bedenken. Und man habe sich von etwas trennen müssen, was weithin ein Alleinstellungsmerkmal war.

Sicherheit geht vor

Blutspenden in Corona-Zeiten: So läuft es ab

© Foto: Jürgen Leykamm

Denn vor der Pandemie wurde eigens gekocht für die Blutspender – vor Weihnachten gab es sogar Braten mit Knödel. "Das vermissen wir schon sehr", spiegelt die Aktionschefin die Rückmeldungen wider. Aber Sicherheit geht natürlich vor.

Beim Ausfüllen der Fragebögen bekommt jeder einen eigenen Kugelschreiber, die Behälter mit den Utensilien für die Blutspende dürfen von den Teilnehmern nicht selbst an die Liege gebracht werden – das übernehmen die behandschuhten Helfer. Die Stimmung bei den Spendern selbst ist trotz allem ausgesprochen gut.

Auch so mancher Witz mit derber Assoziation zur Blutwurst darf nicht fehlen. "Viele freuen sich, einfach mal unter andere Menschen zu kommen", so Aisenbrey. Wenn das auch noch im Zeichen der Nächstenliebe geschieht – umso besser.


Hilfsbereitschaft groß: Viel mehr Blutspender in Corona-Krise


So sehen dies wohl auch jene Teilnehmer, die schon seit langer Zeit mit von der Partie sind. Wie etwa Peter Loy aus Langenaltheim: Er wird schon das 110. Mal zur Ader gelassen. Ganz ohne Corona-Panik. "Da gibt es ganz andere Infektionsquellen!" Eine solche sieht im Blutspenden auch Aisenbreys Verwandte Leah Straßner nicht. Sie ist selbst beim BRK engagiert und lässt sich zum zweiten Mal für den guten Zweck pieksen. "Angenehme Spende", kommt es derweil des Öfteren aus dem Munde von René Müller, Laborkraft und Fahrer des mobilen Blutspendedienstes.

Ein kleines Dankeschön

Heute ist er zu Fuß unterwegs und versorgt die auf den Liegen wartenden Teilnehmer mit ihren Sets. Das Spenden selbst bekommt allen in der Regel recht gut. Nur in Ausnahmefällen müssen die Beine mal etwas höher gelegt werden, um den Kreislauf zu stabilisieren. Ein Schluck Orangensaft und ein Biss in die Käse- oder Wurstsemmel – und schon ist alles wieder in Ordnung.

Neben den essbaren Köstlichkeiten gibt es am Ausgang kleine Geschenke: vom Handtuch bis zum Honig, vom Regenschirm bis zum Reinigungsmittel. Alternativ können Stempel für Gutscheine für den Einkauf in Treuchtlingen gesammelt werden. Sogar ein kleines Spiel-Drumkit ist dabei, mit dem ordentlich die Werbetrommel für die nächste Aktion im Juni gerührt werden kann.

Nach dem Ende der jetzigen ist indessen Aufräumen angesagt. Für Aisenbrey selbst endet die Aktion um 22 Uhr – nach acht Stunden ehrenamtlichen Engagements, für das sie der Arbeitgeber freigestellt hat.

Das sind die nächsten Termine

Am Donnerstag, 29. April, wird in der Turnhalle der Volksschule Nennslingen Blut gespendet, am Dienstag, 11. Mai, findet in der Gunzenhausener Grundschule eine Aktion statt. Im Treuchtlinger Adventure Campus besteht die Chance zur Blutspende erneut am 17. Juni. Weitere Termine und Details gibt es unter www.drk-blutspende.de/blutspendetermine. Es kann je nach Lokalität sein, dass eine vorherige Anmeldung nötig ist.

Blutspenden kann – fast – jeder. Voraussetzung ist, dass man sich gesund fühlt. Eine Erstspende ist zwischen dem 18. und 65. Geburtstag möglich. Die Blutspende dauert nur wenige Minuten, Mit der Aufnahme der Spenderdaten, Registrierung, ärztlicher Untersuchung und der Erholungsphase sollte man aber etwa eine Stunde einplanen.

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