Corona im Treuchtlinger BRK-Heim: "Wie ist das Ding reingekommen?"

12.1.2021, 06:04 Uhr
Corona im Treuchtlinger BRK-Heim:

© TK-Archiv, Patrick Shaw

Der massive Corona-Ausbruch im Pflegeheim der Arbeiterwohlfahrt in Heidenheim hat in den vergangenen Tagen das Infektionsgeschehen andernorts im Landkreis überschattet. Doch Covid-Fälle gibt es nach wie vor in etlichen Senioren- und Pflegeeinrichtungen – so auch im Seniorenzentrum des Rotkreuz-Kreisverbands Südfranken an der Treuchtlinger Altmühltherme.

Zeitweise waren in der Treuchtlinger Einrichtung 36 Bewohner mit dem Coronavirus angesteckt, am gestrigen Montag waren es noch 16 Senioren, wie Rotkreuz-Kreisgeschäftsführer Rainer Braun mitteilt. "Es scheint, dass wir den Peak überschritten haben", hofft er.


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20 der Infizierten seien inzwischen genesen, insgesamt sechs seien im Heim oder im Krankenhaus verstorben – allerdings nicht alle an den Folgen der Viruserkrankung, sondern auch durch alterstypische Gebrechen sowie einen Unfall. "An der zynischen Diskussion, ob diese Menschen ,anʻ oder ,mitʻ Corona gestorben sind, werde ich mich nicht beteiligen", so Braun.

Pflegen trotz Infektion

Hinzu kommen in Treuchtlingen seit Beginn der Pandemie insgesamt 26 mit Corona infizierte Heimangestellte, von denen derzeit allerdings 20 genesen und nur noch sechs zuhause in Quarantäne sind. Infizierte Mitarbeiter ohne Krankheitssymptome durften nach Auskunft des Geschäftsführers mangels Ersatzpersonal zeitweise mit Zustimmung des Gesundheitsamtes sowie unter Vollschutz auf einer von den übrigen Bereichen des Hauses getrennten "Corona-Station" weiterarbeiten.

"Wir wissen nach wie vor nicht, wie das Ding trotz voller Schutzmaßnahmen und des vorgeschriebenen Testumfangs reingekommen ist", ist auch Rainer Braun ratlos. Er vermutet einen Eintrag durch einen Krankenhaus-Rückkehrer unter den Bewohnern. Diese würden zwar penibel auf das Virus getestet – befindet sich die Infektion aber noch in der Inkubationszeit, schlägt der Test nicht an. "Eigentlich müssten wir Rückkehrer komplett isolieren, aber vor allem bei dementen Bewohnern geht das nicht – die müssten wir sonst fesseln", macht Braun deutlich.


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Dass der Rotkreuz-Chef eine Ansteckung durch die Heimmitarbeiter für weniger wahrscheinlich hält, liegt am Vergleich mit dem zweiten Heim des BRK-Kreisverbands Südfranken in Heideck im Nachbarlandkreis Roth. "Dort haben wir exakt dasselbe Sicherheitskonzept, aber noch keinen einzigen Corona-Fall", so der Kreisgeschäftsführer.

"Saubere" Heime zuerst

Das ist im Übrigen auch der Grund, warum die Heimbewohner in Heideck schon größtenteils geimpft sind, die in Treuchtlingen aber noch nicht. "Die mobilen Impfteams gehen jetzt zuerst primär in ,saubereʻ Heime, weil man dort durchimpfen kann und nicht zwischen Infizierten, Genesenen und Nichtinfizierten differenzieren muss", erklärt Braun. "Heideck war da quasi priorisiert in der Priorisierung." Allerdings habe beim ersten Durchlauf der Impfstoff nicht für alle Heimbewohner gereicht, sodass es demnächst einen zweiten Termin gibt.

Generell sollen die mobilen Teams in den kommenden Wochen auch andere, nicht in Heimen lebende Senioren und Risikopersonen impfen, die nicht in die zentralen Impfzentren kommen können. Dass die großen Einrichtungen zuerst an der Reihe sind, ist vor allem der Möglichkeit geschuldet, dort viele Risikopersonen effizient auf einen Schlag immunisieren zu können.

Im Treuchtlinger Seniorenzentrum rückt das mobile Impfteam am Dienstag, 12. Januar, an. Von den 24 Bewohnern, die sich noch nicht mit dem Coronavirus angesteckt haben, sind laut Rainer Braun 21 für die Impfung angemeldet. Nur drei hätten Vorbehalte oder kein Interesse. Im Heidecker BRK-Heim möchten sich sogar 57 der 60 Bewohner immunisieren lassen – eine Impfbereitschaft von 95 Prozent.

Anders sieht es bei den Pflegekräften aus. Von den 70 Mitarbeitern des Treuchtlinger Rotkreuz-Heims wollen sich dem Geschäftsführer zufolge nur etwa 30 impfen lassen – das sind gerade einmal 43 Prozent. Allerdings stammt diese Zahl noch aus der Zeit vor dem Corona-Ausbruch im Seniorenzentrum. Erfreulich ist für Braun zudem eine weitere Statistik: "Alle anderen Erkrankungen in der Belegschaft sind derzeit gleich null. Das Team steht wie eine Eins."

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