Darf Grönhart sein Trinkwasser behalten?

2.4.2019, 06:04 Uhr
Darf Grönhart sein Trinkwasser behalten?

© Patrick Shaw

Das wollten in der Schreinerei Hüttinger fast 30 der 43 Dorfbewohner (Vorjahr: 44) genauer wissen. Auch Bürgermeister Werner Baum und Ortssprecher Ernst Auernhammer hatten erst kurz zuvor von den Problemen bei der Wasserversorgung erfahren. Die wird in Grönhart wegen der laut Stadtwerke-Technikchef Mathias Ersfeld „ziemlich maroden Leitung“ aus Richtung Holzingen sowie fast schon regelmäßiger Rohrbrüche immer unwirtschaftlicher. Die Weißenburger Stadtwerke, die seit der Auflösung des Zweckverbands Flüglinger-Berg-Gruppe im Jahr 2002 den Großteil der Wasserrechte haben und das Netz betreiben, werden deshalb Ersfeld zufolge „den Liefervertrag Anfang 2020 kündigen, wenn Treuchtlingen nicht die komplette Leitung übernimmt und erneuert“.

Die Frage ist nun, ob dies die Stadtwerke nicht teurer kommt, als Grönhart von der bisherigen Versorgung abzuhängen und über Graben ans Treuchtlinger Wassernetz mit dem gerade frisch sanierten Hochbehälter am Nagelberg anzuschließen. Um dies zu klären, soll es laut Ersfeld ein Gutachten geben. Die alte Leitung zu reparieren und weiter zu betreiben, sei aber wohl nahezu ausgeschlossen, bei beiden Varianten gehe es letztlich um einen Neubau. Zu berücksichtigen sei überdies, dass es immer schwieriger werde, die nötigen Grunddienstbarkeiten zu bekommen.

„Die Wasserqualität bleibt aber auf jeden Fall dieselbe“, betonte der Stadtwerke-Mitarbeiter. Dafür erntete er aus der Versammlung höhnisches Gelächter und musste einräumen, dass sich die Wasserhärte doch merklich unterscheidet. Rund 7,2 °dH (Grad deutscher Härte) beträgt sie derzeit in Grönhart, was gerade noch als „weich“ gilt. Bei rund 12,7 °dH liegt sie dagegen im Treuchtlinger Netz, knapp unter der Grenze zu „hart“.

Wem gehört das Wasser?

Die Frage eines Bürgers, warum die Stadt die Hoheit über ihren Anteil an den Wasserrechten der Flüglinger-Berg-Gruppe überhaupt ohne Not abgegeben habe, ließ sich vor Ort nicht beantworten. Während Rathauschef Baum betonte, dies alles sei vor seiner Zeit als Bürgermeister geschehen, mutmaßten andere, es habe mit den Entnahmerechten der Firma Altmühltaler zu tun. Diese habe vor Jahrzehnten immer wieder zu viel Tiefenwasser entnommen, sodass man wohl zusätzliche Rechte benötigt habe. Dem widersprach Baum und betonte zugleich, dass ihm „ein einheimisches Unternehmen wichtiger ist, als Trinkwasser durch die Klospülung zu jagen“.

Auch der dritte Bürgermeister Klaus Fackler nahm den Kritikern Wind aus den Segeln, indem er darauf verwies, dass „beim Trinkwasser viele mitreden, bis hin zum Landesamt für Umwelt“. Er habe „wenig Sorge, dass Grönhart hier vernachlässigt wird“. Allerdings müsse der Betrieb auch bezahlbar sein, so Rathauschef Baum. Als Präzedenzfall nannte er die Hirschberggruppe, die für nur rund 300 Abnehmer ein über 40 Kilometer langes Leitungsnetz betreibe. „Das kann nicht wirtschaftlich sein.“ Im Fall von Grönhart kämen auf die Abnehmer jedoch keine zusätzlichen Kosten zu, versprach Mathias Ersfeld – egal für welche Trasse sich die Stadt am Ende entscheide.

Einen kleinen Aufreger gab es wegen der Fortschreibung des rund 30 Jahre alten Flächennutzungsplans. Ortssprecher Auernhammer äußerte sich „enttäuscht, dass im Stadtrat die Eingabe aus dem Dorf nicht einmal verlesen wurde“. Die Grönharter hatten darin abgelehnt, alle alten Ortsteile als Mischgebiete zu belassen. Laut Auernhammer hatte Bürgermeis­ter Baum „Grönhart dabei einfach vergessen“. Dieser zeigte sich erbost und verwehrte sich gegen die Behauptung, woraufhin Auernhammer einräumte, er habe sich „vielleicht verhört“.

Am Weiher soll Ruhe herrschen

Keine Einwände hatte der Rathaus­chef dagegen, ein Verbotsschild für motorisierte Fahrzeuge am Weg zum Naßwieser-Weiher aufzustellen. Dort fühlen sich Jäger und Angler durch die zunehmende Freizeitnutzung gestört. „Der Weiher ist inzwischen ein beliebtes Naherholungsziel, nicht nur für Grönharter“, erklärte Baum. Dies nehme „bisweilen überhand“. Ein Schild allein bringe aber wenig, wenn das Verbot nicht kontrolliert werde.

Selbiges gilt für die Raser im Dorf, deren Zahl den Bürgern zufolge trotz zeitweiser Messungen im vergangenen Jahr nicht abgenommen hat. „Versetztes Parken ist die beste Bremse, das sagt auch die Polizei“, riet Baum. Außerdem sei ab Juli das kürzlich beschlossene kommunale Verkehrsmanagement auch mit für die Ortsteile zuständig.

Ärger von Seiten der Landwirte handelte sich das Stadtoberhaupt wegen seiner vermeintlichen Unterstützung des Artenschutz-Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ ein. „Die Bauern sind die Dummen, auf ihrem Rücken wird das ausgetragen“, so der Tenor. Angesichts der ständig wachsenden Auflagen gebe es bald keine kleinen Landwirte mehr. Die Initiative erreiche also genau das Gegenteil ihrer Intention: mehr indus­trielle Agrarwirtschaft. Baum widersprach, das Volksbegehren aktiv unterstützt zu haben. Treuchtlingen lobte er als „eine der grünsten Städte im Land“, für die es „das Volksbegehren nicht gebraucht hätte“.

Aus der Kernstadt wollte ein Grönharter schließlich noch wissen, wie es um die lange gehegten, aktuell aber wenig präsenten Pläne für ein größeres Hotel auf dem Gelände des ehemaligen Bauhofs stehe. „Dieses Filetstück ist und bleibt für ein Hotel vorgesehen“, bestätigte der Bürgermeister. Es gebe nach wie vor Gespräche, ein konkretes Projekt sei aber nicht absehbar. „Hier geht es um eine Investition von sicherlich 15 Millionen Euro“, verdeutlichte Baum die Schwierigkeit, einen Geldgeber zu finden.

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