Für Kinder und Anwohner: Treuchtlingen setzt auf Tempo 30

11.2.2021, 06:04 Uhr
Für Kinder und Anwohner: Treuchtlingen setzt auf Tempo 30

© Patrick Shaw

Um die Wettelsheimer Kinder besser zu schützen, werden demnächst rund 200 Meter der Falbenthaler Straße auf Tempo 30 begrenzt. Das teilte die Stadtverwaltung diese Woche schriftlich mit. "Als dreifache Mutter kann ich die Ängste der Eltern sehr gut nachvollziehen, ob ihre Kinder sicher in der Schule ankommen – vor allem wenn sie sich zum ersten Mal allein auf den Schulweg machen", schließt sich Bürgermeisterin Kristina Becker in dem Schreiben den Eltern und weiteren Bürgern an. 342 von ihnen hatten sich mit einer Unterschriftenliste für die Begrenzung stark gemacht und die Liste Ende November öffentlichkeitswirksam an Rathauschefin und Stadtrat übergeben.


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Der neue 30er-Bereich ist allerdings zeitlich begrenzt: Nach Abstimmung mit dem für die Falbenthaler Straße als Kreisstraße zuständigen Landratsamt gilt er nur während des Schul- und Kindergartenbetriebs von 7 bis 17 Uhr. Der Kreisbauhof werde die nötigen Schilder "so schnell wie möglich aufstellen", heißt es aus dem Rathaus.

Für Kinder und Anwohner: Treuchtlingen setzt auf Tempo 30

© Grafik: Stadt Treuchtlingen

Deutlich weniger schnell ging es im Treuchtlinger Westen. Schon vor zehn Jahren diskutierte der Stadtrat erstmals über einen Tempo-30-Bereich für Hahnenkamm-, Rappenberg-, Grüntälein-, Patrich- und Gunzenhausener Straße. Damals votierte er dagegen. An der Sachlage hat sich seither laut Bauamtschef Jürgen Herbst nichts geändert – wohl aber am Zeitgeist und der öffentlichen Wahrnehmung. "Die Polizei sieht positive Auswirkungen, und die Kosten wären für die Stadt wegen der geringeren Unterhaltskosten für die reduzierte Beschilderung langfristig sogar geringer", ließ Herbst kaum Zweifel an seiner Sicht der Dinge.

"Ich habe das Gefühl, dass mittlerweile fast alle Anwohner in Wohngebieten Tempo 30 begrüßen", pflichtete ihm dritter Bürgermeister Hubert Stanka (UFW) bei. "Außerdem tut es keinem weh." Dies könne er "als junger Stadtrat nur bestätigen", schloss sich Max Böhm (SPD) an. "Am Patrich und am Galgenbuck haben wir auch Tempo 30 – warum nicht hier?"

Tempo 30: Ganz oder gar nicht?

CSU-Fraktionschef Uwe Linss blieb dagegen bei seinem Nein: "Ich war vor zehn Jahren dagegen und bin es auch jetzt." Man könne im betreffenden Bereich ohnehin fast nirgends schneller fahren, und er habe von den Bürgern eher das Gegenteil von Stankas Feststellung gehört.

Zweiter Bürgermeister Hans König (TBL) bekannte, ebenso "kein Freund von 30er-Zonen" zu sein. "Warum machen wir dann nicht gleich am Ortsschild Tempo 30?", fragte er. Wenn jedoch örtliche 30er-Bereiche Überhand nähmen, verwässere dies sinnvolle Beschränkungen wie beispielsweise an der Grundschule.


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Als Kompromiss brachte Linss’ Fraktionskollegin Katja Schmid die (ohnehin als Beschlussvorschlag vorliegende) Möglichkeit ins Gespräch, die Anwohner nach ihrer Meinung zu befragen. Dagegen sprach sich indes Klaus Fackler (UFW) aus. Er sei zwar ebenfalls "gegen Tempo 30 überall", halte den konkreten Bereich aber für sehr geeignet. "Es wäre ein Teil der Verkehrswende in Treuchtlingen, dass Radfahrer und Autofahrer dort gleichberechtigt sind. Und das kann der Stadtrat schon auch allein entscheiden und einfach mal ausprobieren", so Fackler.

Am Ende votierten lediglich Katja Schmid und Stefan Biber (CSU) für eine Anwohnerbefragung sowie König, Linss und Biber generell gegen die 30er-Zone. Stefan Fischer (SPD) konnte es sich danach nicht verkneifen, ein wenig "nachzutreten" und zu betonen, dass "die SPD das schon immer so wollte".

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