Kriminalität: Treuchtlingen wird immer sicherer

5.4.2019, 06:04 Uhr
Kriminalität: Treuchtlingen wird immer sicherer

© TK-Archiv/privat

Nach Meldungen wie dem kürzlichen Raubüberfall im Treuchtlinger Kurpark, bei dem drei Angreifer einen jungen Mann mit einem Messer verletzten, wird stets viel über das Gefühl der schwindenden öffentlichen Sicherheit diskutiert. Die schnelle Verbreitung solcher Nachrichten im Internet trägt wesentlich zu diesem Eindruck bei. Die aktuelle Polizeistatistik spricht dagegen eine andere Sprache: Nach einem Anstieg im Jahr 2017 weist sie für 2018 im Gebiet der Treuchtlinger Inspektion einen „spürbaren Rückgang“ der Straftaten und eine weiterhin hohe Auflärungsquote aus.

Wie viele Straftaten wurden 2018 im Treuchtlinger Raum begangen?

Mit 767 angezeigten und aufgedeckten Straftaten mussten die Beamten der Polizeiinspektion Treuchtlingen 117 Fälle weniger als im Vorjahr bearbeiten, was einem Rückgang von 13,2 Prozent entspricht. Gleichzeitig sank die Aufklärungsquote von 76,1 auf 71,6 Prozent. Zum Vergleich: In Mittelfranken liegt die Quote bei 67,1, in ganz Bayern bei 64,5 Prozent. „Im Zehn-Jahres-Vergleich erreichten die Straftaten 2018 mit 767 Delikten den niedrigesten Wert“, so Treuchtlingens Polizeichef Dieter Meyer.

Wie sind diese Zahlen zu bewerten?

Um die Zahl der Straftaten vergleichen zu können, wird eine Häufigkeitszahl gebildet. Sie rechnet die Zahl der bekannt gewordenen Straftaten auf 100.000 Einwohner hoch und kann als Indikator für die Kriminalitätsbelastung einer Stadt oder Region herangezogen werden. Im Treuchtlinger Inspektionsgebiet, das die Städte Treuchtlingen und Pappenheim sowie die Gemeinden Polsingen, Solnhofen und Langenaltheim umfasst, liegt sie bei 3240 (Vorjahr 3691). Das ist deutlich niedriger als in Landkreis (3612), Bezirk (4770) und Freistaat (4571).

Von welchen Personen wurden diese Straftaten begangen?

Unter den insgesamt 419 ermittelten Tatverdächtigen (Vorjahr: 465) sind 16 Kinder (11), 32 Jugendliche (22) und 43 Heranwachsende (43). Die übrigen 299 mutmaßlichen Straftäter sind Erwachsene. Die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen ging um zehn auf 120 Personen zurück und macht damit wie im Vorjahr etwa 28,6 Prozent der Gesamtverdächtigen aus.

Wie nehmen die Bürger das Sicherheitsgefühl in der Stadt wahr?

„Das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung kann aufgrund der hohen Aufklärungsquote, die in den vergangenen fünf Jahre immer über 70 Prozent lag, weiterhin als gut bezeichnet werden“, meint Polizeichef Meyer. Die Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, sei in Treuchtlingen und Umgebung vergleichsweise niedrig, die Chance, dass Straftaten aufgeklärt werden, hingegen sehr groß.

Bei welchen Taten ist die Auflärungsquote am höchsten?

Vor allem bei den sogenannten Rohheitsdelikte – hier beträgt die Auflärungsquote 94,1 Prozent. Sie machten mit 169 Fällen im Jahr 2018 mehr als ein Fünftel der Gesamtstraftaten aus. Dazu zählten zwei Raubdelikte (2017: vier) und 127 Körperverletzungen (2017: 231). Die Zahl der schweren Körperverletzung ging um zehn auf 27 Fälle zurück.

Wie bewertet das die Polizei?

„Alle positiven Zahlen sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass Opfer von Gewalttaten oft länger an den physischen und vor allem psychischen Folgen leiden“, so Meyer. Auch sei die sogenannte Straßenkriminalität, zu der unter anderem Körperverletzungen und Vandalismus im öffentlichem Raum zählen, erneut gestiegen, nämlich von 99 auf 135 Taten – eine Steigerung um 36,5 Prozent. Die Aufklärungsquote lag hier mit 27,4 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres. Diese niedrige Quote begründet die Polizei damit, dass gerade Vandalismus ohne die Mithilfe der Bevölkerung sehr schwer aufzuklären sei.

Um Hinweise von Bürgern bittet die Polizei auch oft bei Sachbeschädigungen. Wie sehen hier die Zahlen aus?

Die Beschädigungen an Kraftfahrzeugen gingen 2018 um einen Fall auf 41 zurück, davon wurde knapp ein Viertel aufgeklärt. Im Vorjahr lag die Quote bei nur 14,3 Prozent. Der Vandalismus im öffentlichen Raum wuchs stark von 16 auf 26 Taten an. „Erfreulicherweise stieg aber auch die Aufklärungsquote auf 38,5 Prozent“, erklärt Dieter Meyer. Im Vorjahr betrug sie lediglich 18,8 Prozent. Gerade bei Straftaten, die sich in der Öffentlichkeit ereignen, will die Polizei das erreichte Niveau halten. Dafür appelliert der Polizeichef auch an die Bevölkerung: „Wir sind auf die Mithilfe der Bürger angewiesen und für jeden auch noch so unwichtig erscheinenden Hinweis dankbar. Scheuen Sie sich nicht, verdächtige Wahrnehmungen zu melden.“

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Diebstahls zu werden?

Die Zahl der einfachen Diebstähle stieg 2018 um zwei auf 113 Fälle. Schwere Diebstähle gab es 59, sechs mehr als im Vorjahr, von denen 25,4 Prozent geklärt wurden (Vorjahr: 34 Prozent). Die Zahl der Wohnungseinbrüche, die das Sicherheitsempfinden besonders negativ beeinflussen, ging von sechs auf zwei Fälle zurück, die der Ladendiebstähle von 27 auf 21. Der Diebstahl aus Autos spielt mit vier Fällen (Vorjahr: drei) eine statistisch untergeordnete Rolle.

Wie sieht es mit Drogen aus?

Die Rauschgiftdelikte stiegen 2018 erheblich an, und zwar von 29 auf 43 Fälle, was einem Plus von 48,3 Prozent entspricht. Die Aufklärungsquote betrug 95,3 Prozent (2017: 96,6 Prozent). Die jährlich großen Abweichungen in diesem Bereich rühren unter anderem daher, dass es sich bei Drogenmissbrauch um ein „Kontrolldelikt“ handelt. Wie viele Delikte bekannt werden, hängt also davon ab, wieviel Personal und Kontrollmöglichkeiten die Polizei hat. Die Zahlen im Drogenbereich müssen zudem laut Meyer „sehr sorgfältig betrachtet und bewertet werden“, da im Anschluss an Strafverfahren oft weitere Abnehmer oder Verkäufer bekannt würden, was die Statistik stark schwanken lasse.

Wie groß ist dieses Problem auf dem Land?

Letztlich seien Betäubungsmittelverstöße auch auf dem Land präsent und müssten „ständig intensiv beobachtet und aufgeklärt werden“, so Polizeichef Meyer. Die Treuchtlinger Polizei trete dem Drogenmissbrauch „in jedem Stadium und jedem Einzelfall mit einer Null-Toleranz-Strategie entgegen“. Die Rauschgiftkriminalität und deren Prävention seien nach wie vor „ein Schwerpunkt des polizeilichen Aufgabenspektrums“.

Gibt es in der Region einen besonderen Kriminalitätsschwerpunkt?

Einen augenscheinlichen Kriminalitätsschwerpunkt haben die Treuchtlinger Beamten nicht ausgemacht. Allerdings finden etwa 60 bis 80 Einsätze jährlich am oder im Zusammenhang mit dem Bahnhof statt. 2018 waren es 68, im Vorjahr 79. Diese leichte Entspannung liegt nach Einschätzung der Polizei unter anderem daran, dass die Durchreisewege von Fußballfans stärker überwacht würden. Außerdem habe die Inspektion Wohnungseinbrüche am Tag und in der Dämmerung stärker im Blick.

Besondere Polizeieinsätze im Jahr 2018

Zwei Großbrände

Am 17. März brach in einer Lagerhalle bei Büttelbronn ein Feuer aus. Rund 200 Einsatzkräfte rangen nicht nur mit dem Brand, sondern auch mit Schnee, Eis und Wassermangel. Es entstanden rund zwei Millionen Euro Schaden, Verletzte gab es nicht. Als Ursache ermittelte die Polizei einen Defekt an der Stromanlage. Am 10. Dezember geriet dann der Lohhof bei Rehlingen in Brand. Zehn Stunden lang waren 16 Feuerwehren im Einsatz, dennoch brannten Wohnhaus und Scheunen komplett nieder. Schaden: etwa 500.000 Euro. Auch hier war den Ermittlern zufolge ein Defekt an der Stromzufuhr die Ursache.

Einbrüche geklärt

Anfang 2018 kam es im Langenaltheimer Freibad und der gegenüberliegenden Kleingartensiedlung zu insgesamt sieben Einbrüchen in Gartenhäuser, Diebstählen und Hausfriedensbrüchen. Es entstand ein Schaden in Höhe von etwa 4000 Euro. Mithilfe von Bildern einer Überwachungskamera ermittelte die Polizei zwei Verdächtige im Alter von 23 und 34 Jahren, die kurzzeitig in Langenaltheim wohnten.

Das Maibaumunglück

Am 30. April stürzte nach dem Aufstellen des Maibaums in Wettelsheim die Baumspitze ab und verletzte eine junge Frau tödlich. Die Beamten der Treuchtlinger Polizei waren mit als erste vor Ort, die weiteren Ermittlungen übernahm die Kriminalpolizei aus Ansbach. Das abschließende Gutachten kam zu dem Schluss, dass der Unfall „höhere Gewalt“ gewesen sei und es keinen Schuldigen gebe.

Straftaten-Tour durchs Land

Im August kam es in Polsingen zu mehreren Sachbeschädigungen, Diebstählen und Unfallfluchten. Schnell gerieten ein 19-Jähriger, der bei seinen Großeltern wohnte, und dessen 28-jähriger Freund aus Neu-Ulm ins Visier der Polizei. Die beiden waren jedoch bei Bekanntwerden der Taten bereits mit einem gestohlenen Auto zu einem „Roadtrip“ durch Deutschland losgezogen. Dabei verwendeten sie immer wieder geklaute Kennzeichen und begingen eine Vielzahl von Tankbetrügereien. Schließlich nahm die Polizei das Duo auf dem Rückweg nach Polsingen an einer Rastanlage fest.

Tankstelle überfallen

Am 26. Oktober überfielen zwei Männer eine Tankstelle in Pappenheim. Sie bedrohten die Kassiererin mit einer Schusswaffe und erbeuteten Bargeld im dreistelligen Eurobereich. Dann flüchteten sie zu Fuß in Richtung Bahnhof. Die Kriminalpolizei sucht weiterhin nach den Tätern.

Sohn attackiert Eltern

Mit Unterstützung von Kollegen der Nachbarinspektionen gelang es den Treuchtlinger Beamten am 14. Dezember in Auernheim, einen 32-Jährigen in Gewahrsam zu nehmen. Der psychisch auffällige Mann hatte seine Eltern mit Spiritus bespritzt und gedroht, sie anzuzünden. Die erste Streife am Tatort griff der Mann mit einem Maurerhammer an, sodass sich die Ordnungshüter zunächst in Sicherheit brachten. Die Verhandlungsgruppe Mittelfranken und das Sondereinsatzkommando Nordbayern waren schon verständigt, als dennoch die Polizisten vor Ort die Festnahme durchziehen mussten, da der Mann das Haus verlassen wollte. Dabei zogen sich zwei Beamte leichte Verletzungen zu, der 32-Jährige schnitt sich mit einem Messer in die Hand.

„Stalker“ verletzt sich selbst

In der Nacht des 16. Dezembers wollte ein 52-jähriger Oberbayer einer Frau aus einem Pappenheimer Ortsteil zum wiederholten Mal seine Liebe offenbaren und drang in ihr Haus ein. Die Angebetete machte ihm klar, dass sie keine Beziehung wolle, woraufhin sich der Mann ein Messer in den Bauch rammte. Er kam in eine psychiatrische Fachklinik.

Streit an Heiligabend

An Heiligabend gerieten zwei syrische Großfamilien in Pappenheim in Streit. Eigentlich wollten die insgesamt 25 Beteiligten „Ungereimtheiten und Dissonanzen“ beilegen, am Ende kam es zu einer Rangelei mit Messern, Stöcken und Aschenbechern. Sechs Personen wurden verletzt, zwei davon schwerer. Der Polizeieinsatz zog sich bis in die frühen Morgenstunden.

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