Mit sechs Jahren Verspätung: Ausbau der Johann-Lindner-Straße

26.6.2019, 12:18 Uhr
Mit sechs Jahren Verspätung: Ausbau der Johann-Lindner-Straße

© Patrick Shaw

Mitreden sollten sie – über den Ausbau ihrer Straße am Treuchtlinger Galgenbuck: Sechs Jahre ist es her, seit die Anwohner der Johann-Lindner-Straße zu einer Bürgerversammlung eingeladen werden sollten, die es bis heute nie gab. Schuld war das Gezerre um die Straßenausbaubeitragssatzung, kurz "Strabs". Die gibt es inzwischen nicht mehr, und in der Johann-Lindner-Straße kann nun wieder gebaut werden. Noch im Juli soll es endlich zur geplanten Versammlung kommen.

Mitte 2013 hatte der Stadtrat die ersten Planungsaufträge für den Ausbau der U-förmig am Nordhang des Galgenbucks von und zur Schwarzfeldstraße verlaufenden Straße vergeben. Damals hatten die Ratsmitglieder mehrere Varianten diskutiert und sich schließlich für knapp fünf Meter breiten Ausbau mit durchlaufendem Gehweg auf der Nordseite entschieden – also genau gegenüber dem jetzigen Weg.

Gehweg soll durchlaufen

Dies hätte laut Karl-Heinz Hasselmeier vom gleichnamigen Ingenieurbüro den Vorteil, dass der Gehsteig dann nicht durch die Parkplätze und die vielen Grundstückszufahrten auf der Südseite unterbrochen würde und vor allem die Schulkinder aus dem umliegenden Wohngebiet nicht mehrfach die Straßenseite wechseln müssten. Auf der Südseite vor den Wohnblöcken im Osten und den Reihenhäusern im Westen würden sich bei dieser Version Längsparkplätze und Grüninseln abwechseln.

Zudem hatte der Stadtrat die Planer beauftragt, eine zweite Variante ("3a") zu prüfen. Bei ihr würden die Parkplätze im mittleren Abschnitt auf Höhe der Anwesen Nummer 42, 44 und 46 auf die Nordseite der Straße verlegt, da vor diesen drei Wohnblöcken wegen der breiten Zufahrten nur sehr wenig Raum dafür wäre. Der Gehweg würde in diesem Bereich dann "etwas verschlenkert".

Beide Varianten sehen eine Fahrbahnbreite vor, bei der "ein langsamer Begegnungsverkehr möglich ist", beinhalten wie schon jetzt um die 30 Parkplätze und kosten auch ungefähr dasselbe. Deshalb hatte der Stadtrat entschieden, die Eigentümer der angrenzenden Anwesen "mit ins Boot zu holen" und über diese beiden Varianten abstimmen zu lassen.

Schwarzfeldstraße vorgezogen

Doch dann schlug die Strabs mit ihren Fallstricken zu: Wegen Rechtsunsicherheiten bei der Abrechnung des südwestlichen Teilstücks der etwa 400 Meter langen Strecke beschloss der Stadtrat, die Planung vorerst "einzufrieren" und den Ausbau der Schwarzfeldstraße vorzuziehen. Die ist mittlerweile fast fertiggestellt, und so soll es nun mit der Johann-Lindner-Straße weitergehen.

Unschöner Nebeneffekt der Verzögerung: Die Baukosten sind mittlerweile erheblich gestiegen. Auf rund 350 000 Euro hatten die Planer die Bruttokosten ohne Kanalisation vor sechs Jahren geschätzt, nun sind es knapp 590 000 Euro. Das liegt laut Bauamtsleiter Jürgen Herbst sowohl am aktuellen Bauboom als auch an einem Preissprung beim Erdaushub durch die gesetzlich vorgeschriebene Beprobung. Ziel sei es dennoch, die überfällige Eigentümerversammlung noch im Juli durchzuziehen, bis September die endgültige Planung vorzulegen und im Frühjahr 2020 mit dem Ausbau zu starten. Die Baugrunduntersuchungen laufen bereits.

Die neue finanzielle Situation nach der Abschaffung der Strabs skizzierte Stadtkämmerer Dominik Wenzel. Zahlen des Städtetags zufolge stünden Treuchtlingen dieses Jahr über die anteilige, nach der Siedlungsfläche berechnete Ausbaupauschale und den "Härtefallfonds" des Freistaats etwa 100 000 Euro an Förderung zu. Dazu kommen noch die "Altfälle", zu denen vor Ort die Alte Burgstraße, die Schwarzfeldstraße und zwei Beleuchtungsprojekte zählen. Ob die sechs Jahre alten Planungsleistungen für die Johann-Lindner-Straße hier ebenfalls berücksichtigt werden, sei unklar.

Pauschale des Freistaats reicht nicht

Für die Jahre 2020 und 2021 gibt es dann laut Wenzel ebenfalls jeweils etwa 100 000 Euro, für 2022 rund 110 000 Euro und ab 2023 dann jährlich zirka 200 000 Euro aus München, die die Stadt projektunabhängig für den Straßenausbau verwenden darf. Im Fall der Johann-Lindner-Straße kein gutes "Geschäft": Über die alten Ausbaubeiträge hätte die Stadt die Anwohner mit etwa 40 Prozent der Kosten zur Kasse gebeten, was rund 236 000 Euro entspricht.

Das wiederum bedeutet, dass die als Ersatz dienende Pauschale des Freistaats in Treuchtlingen allein schon mit der Johann-Lindner-Straße für dieses und das nächste Jahr ausgereizt ist. Der ebenfalls vorgesehene Ausbau der Uhlengasse muss deshalb bis 2021 warten. Einsparungen erhofft sich die Stadt noch beim Kanalbau, der nach Ansicht von Marco Satzinger (CSU) nicht unbedingt mit einem neuen Trennsystem einhergehen müsste. Das Beibehalten des Mischwasserkanals oder ein "Trennsystem light" käme ihm zufolge auch für die Anlieger günstiger.

Ob dies eine Alternative ist, soll bis September feststehen. "Wenn wir das jetzt unabhängig von der Vorgeschichte nicht machen, wird es nur noch teurer", fasste Bürgermeister Werner Baum zusammen. Dem folgte der Stadtrat und sprach sich einstimmig dafür aus, den Ausbau anzugehen.

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