Parken in der Bahnhofstraße: Anwohner kritisieren Kontrollen

9.1.2020, 05:59 Uhr
Parken in der Bahnhofstraße: Anwohner kritisieren Kontrollen

© Foto: Benjamin Huck

Seit November ist die kommunale Verkehrsüberwachung auch in der Treuchtlinger Innenstadt unterwegs und kontrolliert, ob jedes Auto eine Parkscheibe auf dem Armaturenbrett liegen hat und die Uhrzeit darauf auch stimmt. Denn in der Bahnhofstraße zwischen Wallmüllerplatz und Marienkirche sowie in der Fischergasse darf werktags (wozu auch der Samstag zählt) zwischen 8 und 18 Uhr nur zwei Stunden geparkt werden. Dieses Gebot gilt zwar schon seit mehreren Jahren, wurde aber bislang kaum kontrolliert. Das ist jetzt anders, was bei einigen Anwohnern für Unmut sorgt.

Denn nicht alle Mieter der Mehrfamilienhäuser in der Bahnhofstraße haben für ihr Auto einen Stellplatz. Deshalb lassen sie ihren Wagen oft am Straßenrand stehen. Wer täglich dort entlang geht, sieht etwa ein halbes Dutzend Autos, die stets am selben Platz stehen.

"Hat niemanden gestört"

"Das hat jahrelang niemanden gestört, bei uns gibt es ja auch nicht so viele Geschäfte", meint ein Anwohner im stadtauswärtigen Bereich der Bahnhofstraße, der wie seine Nachbarn nun tägliche "Knöllchen" befürchtet. Er wundere sich, warum die Stadt nicht einfach Bewohnerparkausweise ausgibt. Dafür würde er auch eine jährliche Gebühr zahlen. Doch bei der Stadtverwaltung sei er mit seinem Vorschlag auf taube Ohren gestoßen.

Seinen Angaben zufolge hieß es aus dem Rathaus, dass Parkausweise nicht vorgesehen seien und die Anwohner doch auch am Bahnhof parken könnten. Ein Vorschlag, den wohl viele Pendler nicht gern hören, herrscht rund um die Gleise doch ebenfalls Parkplatzmangel, weshalb sogar der Bau eines Parkhauses diskutiert wurde. Aktuell verweist die Stadt die Anwohner für längeres Parken weiterhin auf die zeitlich unbegrenzten Parkplätze am nahegelegenen Stadtpark in der Ringstraße oder am etwa 750 Meter entfernten Volksfestplatz.

Die Stadtverwaltung verweist auf Anfrage des Treuchtlinger Kuriers darauf, dass die Überwachung seit Juli im einjährigen Probebetrieb durchgeführt wird. "Der Testbetrieb ist genau dazu da, Probleme und Kritikpunkte zu erkennen und hieraus entsprechende Lösungsansätze zu finden. Wir werden alle uns zugetragenen Punkte aufnehmen und in die Auswertung des Testbetriebes mit einfließen lassen", teilt Stadtsprecherin Marina Stoll mit.

Danach gelte es zu entscheiden, welche Probleme wie behoben werden können und ob die kommunale Verkehrsüberwachung weiter durchgeführt werden soll. "In diesem Zuge wird dann natürlich auch besprochen, ob die Ausstellung von Parkausweisen für die Anwohner in diesem Bereich sinnvoll ist, oder ob es alternative Lösungen gibt."

Warum hat die Stadt aber nicht bereits im Vorfeld gefragt, wie viele Anwohner betroffen sind? Nach Auskunft von Geschäftsleiter Christian Kundinger war dies aus Gründen des Datenschutzes nicht ermittelbar. Er verweist auch darauf, dass die Parkscheibenregelung bereits seit langem gilt und schon vorher stellenweise unberechtigt dort geparkt wurde.

Im Zuge des Testbetriebs will die Stadtverwaltung nun prüfen, ob es an manchen Stellen Probleme gibt. Eine verlässliche Zahl, wo wie viele Strafzettel ausgestellt wurden, gebe es noch nicht. "Sobald uns diese Zahlen vorliegen, werden sie in einem städtischen Gremium öffentlich diskutiert", sagt Kundiger. Es könne aber durchaus sein, dass sich erst der Mitte März neu gewählte und dann ab Mai im Amt befindliche Stadtrat damit befasst. Wer bis dahin ein "Knöllchen" bekommt, muss wohl oder übel zahlen. Sollte der Stadtrat den Probebetrieb einstellen oder zu einer anderen Regelung kommen, sei eine Rückerstattung wenig aussichtsreich, so Kundinger.

Der Geschäftsleiter widerspricht auch der landläufigen Meinung, dass die beauftragte Wach- und Schließgesellschaft eine Provision bekomme, wenn sie mehr Strafzettel ausstellt. Die Mitarbeiter der Parküberwachung würden nach Stundenlohn bezahlt, der gleich bleibe, egal wie viele Auto sie aufschreiben. Der Stadt gehe es nicht um die Gängelung einzelner Anwohner, vielmehr sei die gerechte Nutzung des Parkraums das Ziel. "In den vergangene Jahren gab es Beschwerden von Einzelhändlern, da deren Kunden keinen Parkplatz gefunden haben" sagt Kundinger.

Kulanz beim Halten

Zu einem Kritikpunkt des Anwohners hat die Stadt aber eine klare Meinung. Er bemängelte, dass oft Autofahrer ein "Knöllchen" erhielten, obwohl sie nur kurz in eines der Geschäfte gehen würden, um sich etwa ein Brötchen zu besorgen oder Geld abzuheben. Dabei könne man von "Parken" erst ab einer Dauer von drei Minuten sprechen, davor sei es "Halten".

Zur Thematik "Halten und Parken" sei mit dem Parkraumüberwacher ganz klar besprochen, dass "Knöllchen" erst ab einer Parkzeit von fünf bis zehn Minuten zu verhängen sind, so Marina Stoll von der Stadtverwaltung. Wie der Kontrolleur allerdings erkennt, ob ein Auto erst drei Minuten oder schon drei Stunden dort steht, ist nicht bekannt.

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