Schnelltests im Minutentakt: So läuft's im Foyer der Altmühltherme

24.3.2021, 06:01 Uhr
Schnelltests im Minutentakt: So läuft's im Foyer der Altmühltherme

© Foto: Stadt Treuchtlingen

Es beginnt wie ein Tag im Spaßbad: Der Besucher geht zur Empfangstheke der Treuchtlinger Altmühltherme und sagt, weshalb er gekommen ist. Dann bestätigt er auf einem Blatt Papier, dass er keine Erkältungssymptome hat und die Daten, die er online angegeben hat, korrekt sind. Kurz darauf wird er schon aufgerufen und getestet.

Birte Bayerköhler in voller Montur: Sie ist eine der Apothekerinnen, die jetzt täglich im Schnelltest-Zentrum Abstriche durchführen. 

Birte Bayerköhler in voller Montur: Sie ist eine der Apothekerinnen, die jetzt täglich im Schnelltest-Zentrum Abstriche durchführen.  © Lidia Piechulek

Birte Bayerköhler steht der Testperson in Vollmontur gegenüber: FFP2-Maske, Visier, Kittel und Handschuhe trägt sie als Schutz vor den möglicherweise vorhandenen Corona-Viren. Selbst der Stuhl, auf dem der Patient Platz nimmt, wird anschließend von einer weiteren Mitarbeiterin desinfiziert.

Die Apothekerin fragt immer nach, warum die Menschen sich testen lassen wollen. Damit überprüft sie – unabhängig von den Angaben des Besuchers auf dem Formular – ob dieser ein Gesundheitsrisiko für sie darstellt. Die Gründe, die genannt werden, sind ganz unterschiedlich: Sie reichen vom Coronafall eines Arbeitskollegen, mit dem man nicht direkt in Kontakt stand, bis hin zum bevorstehenden Besuch älterer, noch nicht geimpfter Familienmitglieder.

Etwa 50 Tests pro Tag

Binnen eines Tages testen die Apotheker in der Altmühlterme etwa 50 Menschen. Wie Bayerköhler am ersten Tag feststellte, sind darunter auch viele Kinder. Hintergrund ist, dass diese seit vergangener Woche zwingend einen negativen Corona-Test vorweisen müssen, wenn sie nach einem oder mehreren Erkältungstagen wieder zurück in den Kindergarten oder die Schule wollen.

Eines dieser Kinder nimmt soeben auf dem Schoß ihrer Mutter Platz. Das Mädchen ist noch keine fünf Jahre alt. Einen Test hat es noch nie gemacht, verhält sich aber sehr ruhig, als die Apothekerin ihm mit einem Teststäbchen tief in die Nase fährt. Tatsächlich reagiert die Kleine gelassener als manch ein Erwachsener. Einem älteren Mann steigen die Tränen in die Augen,ser winkt dann allerdings doch ab: "Beim Zahnarzt ist es schlimmer", erklärt er augenzwinkernd.

System ist noch nicht fehlerfrei

Alle fünf Minuten wird hier ein neuer Abstrich gemacht, dabei entfernt jeder Besucher nur etwa 15 Sekunden lang seine FFP2-Maske. Innerhalb von 20 Minuten erhält man sein Ergebnis. Die Software, die zur Datenerfassung und Übermittlung der Testergebnisse verwendet wird, wurde erst vergangene Woche fertiggestellt. Entwickelt hat sie eine Apotheken-Kooperation, in der auch die Apotheke an der Altmühltherme Mitglied ist.

Das Programm bereitet vor allem an Tag eins des Angebots noch vereinzelt Probleme: Einige Terminbuchungen tauchen im System nicht auf, zwei andere wiederum wurden im selben Zeitfenster gebucht. Gesa-Ulrike Bayerköhler ist sich aber sicher, dass diese Defizite mit den nächsten Updates behoben werden und zieht insgesamt ein sehr positives Fazit.

Das Ziel war ein Angebot vor Ort

Dass die Schnelltests nun in der Altmühltherme angeboten werden, ist auch für Badleiter Ulrich Schumann eine Freude. Damit würden zumindest das Foyer trotz der weiterhin andauernden Schließung der Therme wieder genutzt und ein Teil der insgesamt 28 Mitarbeiter zurückgeholt, die derzeit in Kurzarbeit sind. Kurzum: Es gibt auch eine Aufwandsentschädigung für die Therme.

Zustande gekommen ist das Angebot durch die Zusammenarbeit dreier Lokalpolitiker, die allesamt selbst einen medizinischen Hintergrund haben. Nach Angaben der Stadtverwaltung haben sich diese, Bürgermeisterin Kristina Becker sowie die beiden Stadtratsmitglieder Dr. Peter Löw und Dr. Manfred Kreß gemeinsam Gedanken darüber gemacht, wie ein Schnelltestzentrum in Treuchtlingen umgesetzt werden könnte. Als Anfang März Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verkündet hatte, dass jeder Bürger einmal in der Woche Zugang zu einem kostenlosen Schnelltest bekommen soll, gab es nämlich im gesamten Landkreis nur in Gunzenhausen die Möglichkeit, sich testen zu lassen.

Dies war den Verantwortlichen nicht genug, und so kamen recht schnell die Apotheker ins Spiel. In einer gemeinsamen Videokonferenz wurde die Thematik mit ihnen besprochen, wobei sich herauskristallisierte, dass die Bereitschaft, die Tests in den Apotheken durchzuführen, recht gering war. Zum damaligen Zeitpunkt und auch weiterhin ist unklar, ob und wie deren Mitarbeiter als Anbieter von Schnelltests eine höhere Impfpriorisierung erhalten sollen.

Birte Bayerköhler und ihr Team von der Apotheke an der Altmühltherme haben sich nun, obwohl noch keiner von ihnen geimpft ist, für die Einrichtung des Corona-Testzentrums entschieden. Erst vor wenigen Tagen hat der Leiter des Gesundheitsamts, Dr. Johannes Rank, vor Ort das Hygienekonzept begutachtet. Für die gegenüberliegende Apotheke stellte sich der Standort aufgrund der räumlichen Nähe als sehr vorteilhaft heraus. Wie die Stadt in einer Pressemitteilung hervorhebt, ist die Altmühltherme außerdem barrierefrei zugänglich und bietet im Foyer genug Platz.

Wie es mit dem Angebot auf lange Sicht weitergeht – etwa wenn die Therme wieder öffnen darf – ist zum aktuellen Zeitpunkt noch offen. Laut Ulrich Schumann könnten dann einige Sicherheitsanforderungen vielleicht nicht mehr erfüllt werden. Derzeit gibt es beispielsweise keinen separaten Eingang für Thermenbesucher und jene Treuchtlinger, die für einen Schnelltest vorbeikommen.

Der Weg zum Schnelltest

Testtermine können (vorzugsweise) online unter www.schnelltest-apotheke.de sowie unter Telefon 09142/2 04 99 00 vereinbart werden.

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