Startschuss fürs Treuchtlinger Sport- und Familienbad

18.8.2018, 18:12 Uhr
Startschuss fürs Treuchtlinger Sport- und Familienbad

© Patrick Shaw

Rund 1,2 Millionen Liter 29 Grad warmes Wasser luden am Samstag im großen Sportbecken die ersten Gäste zum Schwimmen, Planschen und Hineinspringen ein. Neu ist das Kletternetz im durch eine flache Mauer vom tiefen Beckenteil getrennten Nichtschwimmerbereich, das zumindest ein bisschen den Spaßfaktor des Wellenbetriebs ersetzen soll. Denn den gibt es nach 45 Jahren „Welle“ nicht mehr. Er fiel dem Sparzwang zum Opfer – das Bad ist nach wie vor stark defizitär.

Um effizienter zu werden, will sich die Therme künftig mehr auf ihre Stärken in den Bereichen Sport, Familie und Heilwasser konzentrieren und kein „Gemischtwarenladen“ mehr sein. „Weniger ist mehr“, lautet das Credo von Badchef Ulrich Schumann, das sich sowohl in der entschiedenen Konzeption als auch in der minimalistischen Gestaltung wiederfindet.

Erhalten blieben im Hallenbad die drei Sprungtürme. Sie wurden zweisprachig beschriftet: der Einser „bassd scho“, der Dreier ist „ned schlamberd“, und der Fünfer warnt „bischd narrerd?“. Trotz Sprungbetriebs bleiben aber stets mindestens zwei Bahnen für Schwimmer offen, eine davon als „Schnellschwimmbahn“ für ambitioniertere Sportler.

Auch die beiden Röhrenrutschen sind weiterhin vorhanden, die große mit 110 Metern Länge hat nun sogar eine Zeitmessanlage. Für die Kleins­ten gibt es einen komplett neuen, mit Spritzkanonen, Wasserfontänen und zwei Minirutschen ausgestatteten Kinderbereich. Er ersetzt das weggefallene Kinderbecken im Freibad und hat eine Wassertemperatur von 32 Grad. Ebenfalls neu sind darüber hinaus die entspannende Himalaya-Salzgrotte und ein großer Seminarraum. Lediglich umgestaltet wurden das 34 Grad warme Kursbecken mit Aquacyling und Liegelounge sowie der gesamte Umkleidetrakt.

Auch die generelle Anordnung der Badbereiche hat sich geändert und ist logischer geworden, wie Wolfgang Gollwitzer bei der Wiedereröffnung des ersten Bauabschnitts betonte. „Anfangs war das ein großes Durcheinander“, so der Architekt, Gastronomie, Sauna und Umkleiden seien willkürlich über den Komplex verteilt gewesen. Dabei habe das Gebäude „großes Potenzial“, das die Planer nun ausgeschöpft hätten. Die Altmühl­therme sei nun „ein Bad für alle – Einheimische und Kurgäste, Erwachsene, Jugendliche und Kinder“. Ziel des Umbaus, der mit dem Thermalbad nun in die zweite Phase geht, sei es, „dass Treuchtlingen wieder stolz auf diesen Ort ist“.

Auf die Zahlen und Hürden der Modernisierung blickte Bürgermeister Werner Baum zurück. 3500 Quadratmeter Brutto-Geschossfläche, 80.000 Kubikmeter Gebäudevolumen, 40 Baufirmen, 230 Planungssitzungen, 440 Bautage sowie mehr als 50.000 Arbeitsstunden – das sind die Eckdaten.

Lange Verzögerungen und Mehrkosten

Bedauern äußerte der Rathauschef darüber, dass Bauzeit und Kosten nicht eingehalten wurden. Während man das rund sieben Millionen Euro schwere Budget für den ersten Abschnitt allerdings nur um knapp sechs Prozent überschritten habe, sei die Verzögerung um mehr als ein halbes Jahr wirklich ärgerlich. Hauptgründe dafür seien die unerwartet aufwändige Betonsanierung und der komplexe Brandschutz gewesen. Zudem habe es massive Differenzen mit einigen (nicht heimischen) Handwerkern gegeben, weshalb Anfang dieses Jahres auch die Bauleitung umbesetzt wurde. Er könne „mitfühlen, was Herr Schumann und sein Team in den vergangenen Monaten aushalten mussten“, so Baum.

Zu den Mehrkosten bemerkte das Stadtoberhaupt: „Das drückt im Stadtsä­ckel, die Modernisierung ist aber ein Zukunftsprojekt, das Treuchtlingen voranbringen wird“. Bis Weihnachten 2019 müsse nun auch der zweite Bauabschnitt mit Thermalbad, Saunalandschaft und Restaurant umgesetzt werden, da es „wirtschaftlich nicht vertretbar wäre, das Wintergeschäft auszulassen“.

Zu spüren bekommen die Badegäste die zweite Umbauetappe schon jetzt: Am Freitag hatte der Thermalbereich letztmals geöffnet. Im Kürze zieht dann auch der Therapie- und Wellnessbereich von „Altmühlvital“ ins Ausweichquartier unterhalb der Umkleiden um. Er bleibt aber während der Bauzeit durchgehend geöffnet.

+++ Der Kommentar +++

Meckerei auf höchstem Niveau

Keine zehn Minuten hat es gedauert, bis nach der Neueröffnung des Sport- und Familienbads der Altmühltherme die ersten Beschwerden kamen. Das 34 Grad warme Wasser im Kursbecken sei zu kalt und das Sportbecken für ältere Menschen ungeeignet, weil man per Leiter hineinklettern muss (der Nichtschwimmerbereich ist künftig durch eine kleine Mauer vom tiefen Teil getrennt).

Kaum länger dauerte es mit den Klagen bei Facebook. Der neue Kinderbereich (vorher gab es keinen) sei für größere Kinder unbrauchbar und kein Ersatz für das einstige Planschbecken im Freibad. Ohnehin sei das Bad „schon immer Mist“, man fahre lieber anderswo hin.

Liebe Badkritiker, ist das Euer Ernst? Ihr habt statt Kaltwasser eine Thermalquelle und fordert Badewannentemperatur? Im Schwimmbecken können Senioren nun ungestört ihre Bahnen ziehen, und Ihr beklagt Euch über einen normalen Beckenzugang? Ihr habt jetzt einen Kinderbereich für den Winter und nörgelt, weil die Kids im Sommer „nur“ das normale Freibad nutzen können? Und Jugendliche haben keinen Badespaß, wenn es nicht zehn verschiedene Rutschen, Wellenbe­cken, Strömungskanäle gibt?

Treuchtlingen hat ein Bad, das für eine 13.000-Einwohner-Stadt nicht nur beachtlich, sondern völlig überdimensioniert ist. Das ist nur möglich, weil das Heilwasser auch Kurgäste von außerhalb anzieht und weil die Stadt seit Jahren das finanzielle Defizit auffängt. Die Altmühltherme ist nicht das „Palm Beach“. Die eierlegende Wollmilchsau, die zudem nichts kostet, gibt es nicht.

Ob das jetzige Konzept trägt, bleibt offen. Es ist ein letzter Versuch, das Bad zu halten. Viele deutlich größere Städte haben schon lange kein öffentliches Hallenbad mehr – etwa das benachbarte Roth, wo es übrigens auch vor der Schließung nur ein 25-Meter-Becken ohne Schnickschnack gab. Treuchtlingen hat sieben Becken samt Sprungturm, Rutschen, Sauna und vielem mehr. Und die Stadt investiert nochmals fast 16 Millionen Euro – ein Betrag, über den andere Städte nicht einmal bei einem Neubau nachdenken würden.

Wenn die Therme aber irgendwann doch schließen muss, werden es alle besser gewusst haben. Das Bad hätte familienfreundlicher sein müssen, es habe sich zu wenig auf Kurgäste und Senioren konzentriert, oder es sei kein richtiges Spaßbad gewesen... Dabei wäre es so einfach, den Luxus eines so großen Schwimmbads vor Ort zu erhalten: Einfach hingehen!

[Der Kommentar wurde ergänzt am 19.08.2018, 16.28 Uhr]

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