Tiefenwasser: Nutzungsrechte sollen nicht ausgeweitet werden

7.9.2019, 05:58 Uhr
Im Wasserhaus am Nagelberg wird das Treuchtlinger Fernwasser weiterverteilt. In Zukunft müssen vielleicht auch andere Versorger an die Fernleitung angeschlossen werden.

© Patrick Shaw Im Wasserhaus am Nagelberg wird das Treuchtlinger Fernwasser weiterverteilt. In Zukunft müssen vielleicht auch andere Versorger an die Fernleitung angeschlossen werden.

Der Landtagsabgeordnete Martin Stümpfig aus Feuchtwangen ist auf den Treuchtlinger "Mineralwasser-Streit" aufmerksam geworden und hat sich mit zwei Anfragen an das bayerische Umweltministerium gewandt. Ist er als Grüner gegen die gewerbliche Nutzung? Nein. Ist er dafür? Auch nicht wirklich. Denn die Debatte geht seiner Ansicht nach vielfach am eigentlichen Thema vorbei.

"Wir müssen nicht nur bei gewerblichen, sondern auch bei den öffentlichen Wasserversorgern gut überlegen, wer künftig Nutzungsrechte bekommt", sagt Stümpfig. Ein Satz, den viele nicht gern hören werden, die zuletzt so stark auf den Vorrang von Leitungswasser vor abgefülltem Mineralwasser gepocht hatten. Will heißen: Getrunken wird Wasser in beiden Formen, und das gehört unabdingbar zur Daseinsvorsorge – egal ob dafür ein Betrieb und dessen Angestellte sorgen und bezahlt werden, oder eine Kommune und deren Mitarbeiter. Deutlich weniger "Vorrang" hat es dagegen, sich mit Trinkwasser zu duschen, den Rasen zu gießen oder das Auto zu waschen.

Tiefenwasser: Nutzungsrechte sollen nicht ausgeweitet werden

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Dennoch springt Stümpfig mit den Rückschlüssen aus seinen Anfragen nicht der Firma Altmühltaler zur Seite: "Ja, diese Verwertung ist hochwertig, weil das Wasser zu 100 Prozent getrunken wird. Trotzdem können wir Nutzungsrechte nicht immer weiter ausweiten und müssen die wertvolle Ressource des Tiefenwassers mehr schätzen und schützen."

"Eine komplett neue Situation"

Stümpfig, der die Grünen im Landtag seit 2013 in den Bereichen Wirtschaft, Energie und Klimaschutz vertritt, warnt vor den Folgen des Klimawandels. Schon in den vergangenen Jahren habe sich die Niederschlagsmenge in der Region halbiert. "Außerdem steuern wir auf Temperaturen von eineinhalb bis zwei Grad mehr zu. Wir müssen die Wasserwirtschaft deshalb auf zwei bis drei Trockenjahre am Stück einstellen. Das ist eine komplett neue Situation", so der Abgeordnete. Die Landwirtschaft rufe schon jetzt nach mehr Bewässerung, etwa in den Hopfenanbaugebieten bei Spalt. "Aber sind immer mehr Entnahmen darstellbar? Da müssen auch die Verbraucher mit anpacken."

Der Knackpunkt ist laut Stümpfig jedoch nicht die Verfügbarkeit von Trinkwasser, sondern dessen Sauberkeit. Denn die weltweite Wassermenge verändert sich nicht, nur die regionale Verteilung und eben die Qualität. Schadstoffe wie Nitrat beschäftigen die Versorger schon jetzt.

"Eine einfache Lösung gibt es da nicht", warnt der Grünen-Politiker vor eindimensionalen Maßnahmen. So müsse man zum Beispiel bestehende Brunnen besser schützen und stillgelegte wieder aufbereiten, statt die "eiserne Reserve" des Tiefenwassers anzuzapfen. Besonders wichtig sei es, den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln zu senken. Und auch die Modernisierung von Abwasser- und Kläranlagen bringe viel, wie die Sauberkeit der Bäche und Flüsse in der Region schon jetzt zeige. Noch kaum ein Umdenken gebe es indes bei der Trennung von Trink- und Brauchwasser, etwa durch die Förderung von Zisternen.

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