Treuchtlingen besiegelt Städtepartnerschaft mit Bonyhád

11.4.2011, 07:17 Uhr
Treuchtlingen besiegelt Städtepartnerschaft mit Bonyhád

© Leykamm

Dass es sich bei dem Festakt um die Besiegelung einer echten Partnerschaft handelte, daran ließen sämtliche Redner keinen Zweifel. Sie stellten die offizielle Beurkundung der guten Beziehungen zwischen den beiden Städten in den geschichtlichen Kontext. So erinnerte man an die Jahrzehnte während des „Eisernen Vorhangs“, der einst Europa spaltete. Und man rief ins Gedächtnis, wer seinerzeit die erste Masche jenes unseligen, überdimensionalen metallischen Textils auftrennte. Es waren die Ungarn, die durch die Öffnung der Grenzen nach Österreich im Mai 1989 den Zusammenbruch der kommunistischen Regime in Osteuropa einläuteten und damit „einen wichtigen Schritt für die Wiedervereinigung Deutschlands leisteten“, blickte Baum anerkennend zurück. „Dies wird unser Land nie vergessen!“

Noch im gleichen Jahr waren damals erste zarte Bande zwischen der Senefelder Schule Treuchtlingen und dem Sándor Petöfi Gymnasium in Bonyhád (auf deutsch „Bonnhardt“) geknüpft worden. Es entstand ein reger Austausch, der maßgeblich dafür ausschlaggebend ist, dass beide Orte nun eine Partnerschaft eingegangen sind. Aus geschichtlichen und persönlichen Gründen sei das Datum der Urkundenunterzeichnung „ein besonderer Tag für beide Städte“, unterstrich der Treuchtlinger Bürgermeister.

Die Partnerschaft solle nun „der gegenseitigen Unterstützung und den gegenseitigen Besuchen aller Bevölkerungsschichten und Altersklassen dienen“. So könne es gelingen, „Frieden und Völkerverständigung ein persönliches Gesicht zu geben“. Schon jetzt seien zahlreiche Freundschaften entstanden. Dies sei ein Beweis dafür, dass man sich auf dem richtigen Weg befinde. Es sei ein „kleiner, aber sehr lebendiger Beitrag“, den Bonyhád und Treuchtlingen zum freundschaftlichen Verhältnis der europäischen Völker leisteten.

Treuchtlingen besiegelt Städtepartnerschaft mit Bonyhád

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Ähnlich sah dies auch der Bürgermeister der ungarischen Kleinstadt im Süden Ungarns, Árpad János Potápi. Die Kontakte zwischen den beiden Orten würden wohl nun noch enger werden. Wie eng sie bereits in der Vergangenheit waren, führte er ebenso vor Augen. Denn es seien durch den regen Schüleraustausch nicht nur viele Freundschaften, „sondern auch eine Ehe entstanden“, wie Potápi erklärte. Die Partnerschaft der Städte habe nun den Weg geebnet, gemeinsam über Projekte nachzudenken und auch die wirtschaftlichen Beziehungen zu intensivieren.

Dass die Städtepartnerschaft eigentlich eine logische Folge der Schulfreundschaft ist, darauf zielten die Worte des Senefelder Schulrektors Johannes Novotný ab. Denn viele der Austauschschüler von einst seien heute in ihren Kommunen recht aktiv. Ebenso würden einige von denjenigen, die derzeit die Schulbänke in beiden Orten drückten, künftig „in die Gemeinden und deren politischen Gremien hineinwachsen.“ Für Novotnýs Ausführungen gab es am Festakt selbst geradezu ein Paradebeispiel: Silke Schebitz, eine der ersten Teilnehmerinnen am Schulaustausch zwischen Bonyhád und Treuchtlingen, sang nun beim Festakt zur Urkundenunterzeichnung und gab diesem gemeinsam mit Schülerinnen der „Sene“, der Stadtkapelle der Altmühlstadt sowie dem Treuchtlinger Trachtenverein einen würdigen Rahmen.

Es habe all die Jahrzehnte „eine große Empathie“ zwischen Treuchtlingen und Bonyhád gegeben, betonte auch der Leiter des dortigen Gymnasiums, Szabolcs Péter Ónodi. Gerade was die deutsche Affinität zu Ordnung und Regelmäßigkeiten aber auch zu karitativem Engagement anbelangt, habe man sich in Bonyhád inspirieren lassen, ließ der Rektor in seinen Worten durchblicken.

Freudig konnten im Anschluss an die Reden die beiden Bürgermeister gemeinsam mit Ilona Köhler-Koch von der Deutschen Minderheitenselbstverwaltung im Komitat Tolnau die Partnerschaftsurkunde unterzeichnen. Durch sie verpflichten sich die beiden Städte „im Bewusstsein der Gemeinsamkeiten und Unterschiede am Haus Europa weiterzubauen“, wie es im Text heißt. Zugrunde liegen der Besiegelung der Beziehungen die Beschlüsse der jeweiligen Stadträte, an welche die Vertreter der Schulen mit der Bitte herangetreten waren, eine Städtepartnerschaft ins Leben zu rufen.

Abschließend wurden Geschenke ausgetauscht. Während Baum seinem Kollegen ein großes Bild mit einer Impression aus dem Herzen Treuchtlingens schenkte, reichte Potápi ihm einen Dolch, gefertigt „in einer der besten Waffenschmieden Ungarns“. Natürlich war dies keine kämpferische Gäste, sondern eine der Wertschätzung und des Vertrauens. Die Ungarn hatten auch ein ganzes Fass Bonyháder Wein mitgebracht, um die gemeinsamen Beziehungen bei einem guten Tropfen zu vertiefen. Bevor man sich aber an ihm sowie Kaffee und Kuchen von Schülern der „Sene“ und deren Eltern gütlich tat, wurde noch eine Linde gepflanzt – zur Erinnerung an eine denkwürdige Feierstunde.