Treuchtlingen, deine Wässerlein: Wo ist der Unterschied?

21.10.2017, 06:05 Uhr
Treuchtlingen, deine Wässerlein: Wo ist der Unterschied?

© Patrick Shaw

Wer in der Altmühlstadt den Wasserhahn aufdreht, hat kein Altmühl-Wasser im Becken, sondern Trinkwasser aus dem Mündungsgebiet des Lechs in die Donau. Der Zweckverband Wasserversorgung Fränkischer Wirtschaftsraum bringt es via Fernleitung nach Altmühlfranken und ganz Nordbayern.

Die Bezeichnung "Trinkwasser" oder "Leitungswasser" steht laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) für "alles Wasser, das zum Trinken, Kochen, zur Zubereitung von Speisen und Getränken, zur Körperpflege und -reinigung, zum Abwaschen von Geschirr oder Wäschewaschen (...) verwendet wird". Es unterliegt der Trinkwasserverordnung, die strenge mikrobiologische und chemische Grenzwerte festlegt.

Mit dem relativ harten und sauerstoffarmen Lechwasser versorgen die Treuchtlinger Stadtwerke über den Hochbehälter am Nagelberg die Kernstadt sowie die Dörfer Gundelsheim, Graben und Heumödern. Auernheim ist an die Wettelsheimer Gruppe angeschlossen, Grönhart an die Stadtwerke Weißenburg. Schambach hat einen eigenen Brunnen, der aber mit hohen Nitratwerten infolge der Landwirtschaft zu kämpfen hat und nächs­tes Jahr aufgegeben wird.

Ähnlich streng wie beim Trinkwasser sind die Regeln für natürliches Mineralwasser. Damit es sich so nennen darf, muss es am Quellort abgefüllt und amtlich anerkannt werden. Rund 800 solche Wasser gibt es laut BVL in Deutschland. Die Mineral- und Tafelwasser-Verordnung regelt, dass natürliches Mineralwasser "aus unterirdischen, vor Verunreinigung geschützten Wasservorkommen stammen" und – im Unterschied zu Quellwasser – "von ursprünglicher Reinheit" sein muss.

Mineralien und Spurenelemente können variieren und erlauben Zusatzbezeichnungen wie "mit geringem/hohem Gehalt an Mineralien", "natriumhaltig", "magnesiumhaltig" oder "calciumhaltig". Steht auf der Flasche "Säuerling" oder "Sauerbrunnen", enthält das Wasser besonders viel natürliches Kohlendioxid. Weitere Hinweise auf die Zusammensetzung sind zum Beispiel "Sprudel", "mit Kohlensäure versetzt" oder "geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung".

Außerdem gibt es Höchstwerte für Arsen, Blei oder Cyanid. Unerwünscht sind auch Rückstände von Süßstoffen oder Pflanzenschutzmitteln, die zwar nach allgemeinem Dafürhalten keine schädliche Wirkung haben, aber dem Grundsatz der "ursprünglichen Reinheit" widersprechen. Sogenanntes Tafelwasser kann dagegen abgefülltes Trinkwasser oder eine Mischung verschiedener Wasserarten sein und weitere Zutaten wie Meerwasser oder Mineralsalze enthalten. Es muss jedoch ebenfalls die Grenzwerte für Trinkwasser einhalten.

Mehrere Tausend Jahre alt

Das Mineralwasser der Firma Altmühltaler erfüllt laut Werkleiter ­Andreas Widemann all diese Voraussetzungen. Es stammt aus zwei Brunnen in rund 240 Metern Tiefe und ist zwischen 3000 und 4000 Jahre alt. So lang ist es also her, dass es das letzte Mal als Regen niedergegangen ist.

Der Mineralstoffgehalt des Treuchtlinger Exportschlagers bewegt sich im mittleren Bereich, Probleme mit Nitrat oder Süßstoffen gibt es nicht. Das liegt nach Worten von Manuela Peipp, Leiterin der Qualitätssicherung bei Altmühltaler, nicht zuletzt an der großen Tiefe der Brunnen. Neben den gesetzlichen Kontrollen werde zudem jede Charge hausintern chemisch und mikrobiologisch untersucht. "Die Anforderungen vieler Kunden sind strenger als die gesetzlichen", erklärt sie.

Wie viel Wasser Altmühltaler aus der Schicht pumpen darf, ist in der wasser- und bergrechtlichen Genehmigung geregelt und wird vom Wasserwirtschaftsamt überwacht. Die tatsächliche Fördermenge ist Betriebsgeheimnis. "Darüber gab es schon große Debatten", blickt Andreas Wiedemann zurück. Vor 20 Jahren, als die Diskussion über die mögliche Endlichkeit der Vorräte das letzte Mal hochkochte, habe der Anteil der Firma an der Gesamtentnahme aber bei lediglich zehn Prozent gelegen. Den Großteil fördern dem Werkleiter zufolge die Trinkwasserversorger.

Und auch den von der Spezialisierung des Unternehmens auf die Belieferung von Discountern genährten Vorwurf, mit einem Grundnahrungsmittel das große Geld zu machen, weist Wiedemann von sich. Das sei wie bei jeder Firma, die natürliche Ressourcen abbaut, und bei Wasser auf jeden Fall nachhaltiger als beispielsweise bei der Seefischerei.

Treuchtlingen, deine Wässerlein: Wo ist der Unterschied?

© Patrick Shaw

Die dritte große "Wassersorte" in der Stadt ist das staatlich anerkannte Heilwasser der Altmühltherme. Als solches zählt es laut BVL nicht zu den Lebens-, sondern zu den Arzneimitteln, und unterliegt einer Zulassungspflicht. Seine gesundheitsfördernde Wirkung muss nachgewiesen sein. "Wir sind eine klassische Heilwasser-Therme, die diesen Namen auch verdient", erläutert Badleiter Ulrich Schumann. Die Bezeichnung "Therme" sei nicht geschützt, in vielen anderen Bädern werde aber nur normales Trinkwasser erwärmt. "Die Verbraucher werden so ein Stück weit in die Irre geführt", so Schumann.

Das Treuchtlinger Thermalwasser stammt größtenteils aus der rund 600 Meter tiefen Lambertusquelle am Burgstall. In dieser Tiefe ist das Wasser an die 10.000 Jahre alt, stark natrium-, fluor- und hydrogencarbonathaltig sowie von Natur aus 26 Grad warm. In der Therme wird es um weitere zehn Grad erwärmt, gefiltert und zur Desinfektion mit Chlor versetzt. "Damit gilt es streng genommen immer noch als Trinkwasser", erklärt Schumann. Helfen soll es bei Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen, Weichteilrheumatismus, nach Operationen und bei neurologischen Behinderungen.

Drei Kontrollinstanzen überwachen den Status als Heilwasser. Alle zwei Jahre ist das Institut für Wasserchemie und Chemische Balneologie der TU München für eine "kleine" Analyse vor Ort, alle zehn Jahre für eine "große". Die Hygiene überprüft die Therme mehrmals täglich selbst.

Mit der Nachhaltigkeit hat sich die Therme intensiv beschäftigt. 70.000 Kubikmeter pro Jahr entnimmt sie der Tiefenwasserschicht. Mit Pumpversuchen wurden vor einiger Zeit die Auswirkungen auf das Grundwasser getestet. "Dabei haben wir herausgefunden, dass keine andere Entnahmestelle beeinträchtigt wird", sagt Schumann. Dass der unterirdische Vorrat versiegt, würden laut Wasserwirtschaftsamt "wir und die nächsten drei Generationen nicht erleben". Die neue Genehmigung erteilt die Behörde in den nächs­ten Wochen.

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