Treuchtlingen hat ein neues Pfarrer-Ehepaar

29.3.2018, 06:05 Uhr
Treuchtlingen hat ein neues Pfarrer-Ehepaar

© Patrick Shaw

Jana Menke und Bastian Müller wechseln aus Erlangen in die Altmühlstadt und teilen sich hier eine Pfarrstelle. Die 32-Jährige aus dem nordrhein-westfälischen Altena und der 31-jährige gebürtige Kulmbacher haben gemeinsam in Neuendettelsau, Münster, Leipzig und Buenos Aires studiert. Weitere Auslandserfahrungen sammelte Menke in Bolivien und Ungarn. Ihr Vikariat absolvierte Menke in Uttenreuth und Müller in Forth (beides im Landkreis Erlangen-Höchstadt), bevor beide bis zum vergangenen Herbst ihren Probedienst im Dekanat Erlangen-Ost verrichteten. Beide sprechen neben Deutsch auch Spanisch und haben zusammen zwei kleine Kinder.

Das Motto „Wir sind die Neuen!“ zog sich auch durch Jana Menkes Antrittspredigt. „Ein Pfarrer-Ehepaar und eine junge Familie mit zwei kleinen Kindern, noch ziemlich am Anfang der beruflichen Laufbahn, mehr oder minder zufällig zu Ihnen geschickt“, zählte die Geistliche auf. Da hätten sich die Gemeindemitglieder im Vorfeld bestimmt schon ein Bild gemacht. Vielleicht ein erwartungsfrohes, „weil sie vermuten, dass wir als Familie bestimmt große Lust haben, Energie in die Kinder-, Jugend- und Familienarbeit zu stecken“. Oder ein eher skeptisches, da das Leben mit kleinen Kindern ja unberechenbar sei, die Neuen in der Gemeinde andere Schwerpunkte setzen oder möglicherweise ebenfalls des Öfteren wegen Familie oder Krankheit ausfallen könnten.

Letzteres habe sie angesichts einer aktuellen Erkältung auch tatsächlich umgetrieben, räumte Menke ein. „Ich kann doch nicht gleich den ersten Einsatz wegen Krankheit absagen – und ganz besonders nicht hier in Treuchtlingen. Was würde das für ein Licht auf mich werfen?“, habe sie sich gefragt.

Aber auch umgekehrt seien die Treuchtlinger nun erst einmal für die beiden Pfarrer „die Neuen“. Die Altmühlstadt und ihre Besonderheiten hätten sie zwar schon ein bisschen kennengelernt: „Wir verlaufen uns nicht mehr, kennen schon mindestens drei Cafés und haben den Spielplatz im Kurpark bereits unter die Lupe genommen.“ Auch das ein oder andere Gespräch habe es schon gegeben – „ein paar Puzzleteile, aber nichts, was schon ein fertiges Bild gäbe“.

So sei das wohl immer, mutmaßte die junge Seelsorgerin: „Wenn Menschen aufeinander treffen, begegnen sich auch Bilder, Vorurteile, Vermutungen, Sehnsüchte und Wünsche.“ Davon erzähle nicht zuletzt das Evangelium. Als Jesus in Jerusalem einzog, hätten die Menschen ebenfalls ihre Hoffnungen und Träume auf den vermeintlichen Befreier projiziert. Sie hätten ihn bejubelt, bevor sie ihn überhaupt kannten. Umso enttäuschter seien sie gewesen, als Jesus ihre Erwartungen nicht erfüllt, sich nicht als strahlender Gott, sondern als schwacher Mensch entpuppt habe. „Und aus dem begeis­terten ,Hosianna!‘ wurde innerhalb weniger Tage ein enttäuschtes ,Kreuzige ihn!‘“ , so die Pfarrerin.

Sich auf Neues einlassen

Das haben Jana Menke und Bas­tian Müller in Treuchtlingen natürlich nicht zu befürchten. Wohl aber wünschten sie sich von ihrer neuen Gemeinde ein bisschen von der bedingungslosen Unvoreingenommenheit, Neugier und Liebe, die kleine Kinder mit dem christlichen Gott gemein hätten. Auch wenn es sie nur befristet zur Entlas­tung der beiden erkrankten Treuchtlinger Geistlichen in die Altmühlstadt verschlagen habe – wohin sie gerade auch mit Kind(ern) und Kegel umziehen –, baten sie die Gläubigen, sich auf „die Neuen“ einzulassen.

Die Verbindung zwischen Pfarrer und Gemeinde sowie Gott und Mensch hatte zuvor Dekan Wolfgang Popp mit einem Jojo in der Hand verdeutlicht. Ähnlich wie der sich abspulende und aufrollende Faden des Spielzeugs entfernten sich auch Gott, Mensch und Kirche immer wieder voneinander und näherten sich dann wieder, die Verbindung reiße aber nie ganz ab.

Einige solche Verbindungen neu knüpfen konnten die beiden Pfarrer und ihre Gemeinde im Anschluss an den Einführungsgottesdienst beim Empfang im Gemeindehaus. Dort hießen sie neben den Gläubigen auch Landrats-Stellvertreter Robert Westphal, Bürgermeis­ter Werner Baum, der Kirchenvorstand sowie zahlreiche Kollegen und Wegbegleiter aus der alten und der neuen Heimat willkommen.

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