Treuchtlinger Heizwerk sucht Privatkunden

11.6.2020, 05:57 Uhr
Fabian Röhnisch (vorne) und Alfred Maderer von der FBG stehen vor dem Hackschnitzelbunker der Anlage. Im Sommer sorgt ein Gasbrennkessel für Wärme.

© Benjamin Huck Fabian Röhnisch (vorne) und Alfred Maderer von der FBG stehen vor dem Hackschnitzelbunker der Anlage. Im Sommer sorgt ein Gasbrennkessel für Wärme.

Seit bald zehn Jahren ist das Heizwerk in der Hahnenkammstraße in Betrieb. Nun möchten die Treuchtlinger Stadtwerke gemeinsam mit der Holzenergie Treuchtlingen GmbH, einer Tochterfirma der Forstbetriebsgemeinschaft Franken Süd, auch bei Privatkunden für die umweltfreundliche Art der Energieerzeugung werben. Denn bislang ist nur ein einziger Privatkunde an die Anlage angeschlossen.

Den Großteil der dort per Hackschnitzel aus den Wäldern der Region erzeugten Energie nahmen bisher die Grundschule und das Stadtkrankenhaus samt Altersheim ab. Doch die Schule ist in den vergangenen Jahren energetisch saniert worden und benötigt nicht mehr so viel Energie. Das Krankenhaus, das zwei Drittel der Wärme abgenommen hat, wurde Ende 2018 geschlossen und fällt komplett aus der Bilanz. Ob die Bezirkskliniken Mittelfranken ihre neue psychosomatische Fachklinik ab Mitte des Jahrzehnts ebenfalls an die Anlage anschließen wird, ist unklar, denn als öffentliche Einrichtung müssen sie den Wärmebezug ausschreiben. "Wir sind zuversichtlich, eine gemeinsame Lösung zu finden", sagt dazu Stadtwerke-Leiter Max Filser.

Reichlich Kapazität vorhanden

Doch auch wenn die neue Klinik mit im Boot wäre, hat das Heizwerk immer noch reichlich Kapazität, um Privatleute zu versorgen – die Leistung des Kessels beträgt 800 Kilowatt. Woran es bislang gescheitert ist: Für den Anschluss ans Wärmenetz müssen Leitungen in der Erde verlegt und somit auch die Straßen und Grundstücke bis zum betroffenen Haus aufgegraben werden. Das sei nur sinnvoll, wenn sich genug Kunden finden, so Filser.

Die Stadtwerke starten deshalb nun eine Werbeaktion bei Anliegern westlich der Bahnlinie bis zum südlichen Patrich. Weiter den Berg hoch, etwa ins Neubaugebiet im Winkel, ist es indes schwierig, eine Leitung zu verlegen. Denn der Transport des warmen Wassers bergauf kostet ebenfalls Energie. Zudem sind die neuen Wohnhäuser oft schon so gut gedämmt, dass nicht viel Wärme benötigt wird – die dann einfacher vor Ort erzeugt werden kann.

Das Heizwerk ist bei Weitem nicht ausgelastet.

Das Heizwerk ist bei Weitem nicht ausgelastet. © Foto: Benjamin Huck

Der städtische Energieversorger hofft allerdings, Privateigentümer für den Anschluss zu gewinnen, die ohnehin über einen Heizungswechsel nachdenken – etwa weil sie eine in die Jahre gekommene Ölheizung besitzen. Statt eines Tanks und eines Heizungsraums würde im Keller solcher Häuser nur eine kleine Übergabestelle installiert, von der aus das heiße Wasser wie gewohnt durch die bestehenden Heizkörper fließt.

Wie viel der Einbau der Heizung kostet und wie viel Geld den Kunden für die Wärme berechnet wird, darüber können die Stadtwerke noch keine Auskunft geben. "Wir warten den Rücklauf der Werbeaktion ab und können dann anhand der Interessenten die einzelnen Preise berechnen", sagt Filser. Zudem möchte er die möglichen Kunden dadurch ködern, dass auch gleich Glasfaserleitungen fürs schnelle Internet ins Haus verlegt werden können, wenn eh schon gegraben wird.

Die Verbrauchskosten seien jedoch relativ stabil und für ein Jahr festgelegt, so Filser. So fallen etwa die Schwankungen weg, die beim Ölpreis vorkommen. Außerdem müsse man sich keine Sorgen machen, dass der Öltank zum Ende des Winters leer ist und man teuer Kraftstoff nachkaufen muss.

"Bei uns in Langenaltheim konnten wir viele Bürger von der Anlage überzeugen", sagt der dortige Bürgermeister Alfred Maderer, der zugleich Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Franken Süd ist. Im Hauptort habe der Anschluss beim Aufbau des Netzes je nach Lage des Grundstücks zwischen 4500 und 6000 Euro gekostet, "um mal eine Hausnummer zu nennen". Inzwischen seien die Kapazitäten dort aufgebraucht. Auch in den beiden Ortsteilen der Nachbargemeinde, Büttelbronn und Rehlingen, gibt es Nahwärmenetze.

Brennstoff aus heimischen Wäldern

Der Heizstoff für die Treuchtlinger Anlage kommt aus dem Wäldern im südlichen Landkreis. Die Waldbesitzer stecken vor Ort Bäume oder Astreste in den Häcksler und fahren das Material dann ins Treuchtlinger Heizwerk, wo es verbrannt wird. Dabei kann das Holz wegen der speziellen Technik sogar noch eine Feuchte von bis zu 40 Prozent haben. An Brennstoff mangelt es nicht, auch weil beispielsweise viele Fichten wegen Schädlingsbefall sowieso geschlagen werden müssen und keine anderweitige Verwendung finden.

Um die Versorgungssicherheit müssen sich die Verbraucher keine Sorgen machen, heißt es von den Betreibern. Als Notaggregat stehe noch ein großer Gasbrennkessel im Heizwerk. Der versorgt nun im Sommer auch die wenigen Gebäude, die bisher überhaupt angeschlossen sind.

Die Stadtwerke lassen den potenziellen Kunden demnächst eine Schreiben per Post zukommen. Weitere Informationen gibt es unter www.sw-trl.de/waerme

Ab 2026 sollen neue Ölheizungen nicht mehr erlaubt sein

Die Bundesregierung hat in ihrem Klimaschutzpaket vergangenes Jahr ein Verbot für den Einbau neuer Ölheizungen auf den Weg gebracht. Ab dem Jahr 2026 sollen keine neuen Ölheizkessel mehr aufgestellt werden.
 
Ausgenommen sind Gebäude in abgelegenen Gebieten, in denen keine andere Versorgung – etwa durch Gas oder Nahwärme – möglich ist. Außerdem sollen Ölheizkessel weiterhin erlaubt sein, wenn sie mit einer Anlage zur Erzeugung erneuerbarer Energien kombiniert werden.
 
Doch auch bestehende Gas- oder Ölheizkessel, die ab dem 1. Januar 1991 eingebaut wurden, dürfen nur noch 30 Jahre, ältere Anlagen gar nicht mehr betrieben werden. Das bedeutet, das viele Hausbesitzer ihre bestehenden Heizungen in den nächsten Jahren austauschen müssen. Ungefähr 41 Prozent aller Wohnhäuser in Bayern haben nach Angaben der Deutschen Energie-Agentur noch eine Ölheizung in Betrieb.
 
Um die Umstellung attraktiv zu machen, plant die Regierung eine Austauschprämie für alte Ölheizungen in Höhe von etwa 40 Prozent, außerdem gibt es günstige Kredite durch die staatliche Bank KfW. Zuschüsse zahlt auch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, etwa bei der Kombination mit einer Solarthermie-Anlage.
Neben den Hürden für die Heizung selbst wird die Einführung eines Preises für Kohlenstoffdioxid-Ausstoß (CO2-Steuer) das Heizen mit Öl und Gas künftig verteuern. Ab 2021 soll jede Tonne CO2, die beim Verbrennen von Öl freigesetzt wird, mit 25 Euro zu Buche schlagen. Bis 2026 soll der Preis auf mindestens 55 Euro pro Tonne steigen. Das hat die Bundesregierung Ende Mai beschlossen. Nach Angaben der Verbraucher-Stiftung „Finanztip“ kostet ein Liter Heizöl ab 2021 dann 7,9 Cent mehr, ab 2026 könnten es schon Mehrkosten von über 20 Cent pro Liter sein – unabhängig von der Entwicklung des Ölpreises.
 
Noch sind nicht alle dieser Regelungen in Kraft, das neue Gebäudeenergiegesetz wird derzeit im Bundestag beraten. Es führt das Energieeinspargesetz, die Energieeinsparverordnung und das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz zusammen.  

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