Überraschendes zur Energienutzung in Treuchtlingen

3.4.2017, 13:59 Uhr
Überraschendes zur Energienutzung in Treuchtlingen

© Patrick Shaw

Alexander Schrammek von der Energieagentur präsentierte die Erhebung. In ihr geht es hauptsächlich um die Fragen, wie viel Energie die Altmühlstadt verbraucht, wo es zum Beispiel durch Gebäudeisolierung Einsparpotenzial gibt und ob die Wärmeversorgung effizient ist.

Beim Thema Strom ist der mit Abstand größte Verbraucher mit 59 Prozent die Industrie, gefolgt von den Privathaushalten (28) und dem Handwerk (11). Der Verbrauch der Kommune selbst spielt mit 2,4 Prozent eine eher untergeordnete Rolle, wobei hier laut der Analyse die Straßenbeleuchtung der größte Brocken ist. Insgesamt werden im Stadtbereich gut 60.000 Megawattstunden Strom im Jahr verbraucht.

Knapp ein Fünftel davon wird bereits heute über Photovoltaik erzeugt. Und es gibt laut Schrammek noch viel Potenzial, vor allem auf den Dächern. Rein rechnerisch könnte die Stadt damit ihren kompletten Strombedarf decken.

Anders sieht es beim Biogas aus. Die 13 Anlagen im Stadtgebiet schöpfen die lokalen Möglichkeiten mehr als aus. Sie erzeugen rund 25.000 Megawattstunden Strom, obwohl das örtliche Potenzial nur bei rund 15.000 Megawattstunden liegt. Das heißt, dass bereits heute viel Material (Mais) von außerhalb angefahren wird.

Wasserkraft spielt im Energienutzungsplan nur eine minimale Rolle. Windkraft kommt überhaupt nicht vor, da es kein einziges Windrad gibt. Trotzdem werden rund 60 Prozent des in Treuchtlingen benötigten Stroms regenerativ erzeugt.

Der Heizwärmebedarf in den Privathaushalten liegt in der Altmühlstadt bei etwa 75.000 Megawattstunden jährlich – bei einer Gesamtwohnfläche von etwa 600.000 Quadratmetern. Laut Schrammek könnte theoretisch rund die Hälfte davon ein gespart werden, wenn mehr Gebäude saniert würden.

Der Gesamtwärmebedarf inklusive dem der Industrie liegt bei gut 200.000 Megawattstunden pro Jahr. Knapp die Hälfte der Wärme wird noch mit Öl erzeugt, rund 30 Prozent mit Erdgas. Biomasse, also Holz und Pellets, machen knapp 15 Prozent aus, Biogas etwa sechs Prozent. Letzteres könnte über Wärmenetze besser genutzt werden. Das Thema Wärmepumpen ist aktuell beinahe zu vernachlässigen, wobei hier viel Luft nach oben ist.

Das größte Potenzial in Sachen Wärme gibt es bei der Solarthermie. Anlagen auf den Dächern könnten theoretisch rund ein Viertel des Bedarfs decken. Bei der Biomasse sieht es anders aus. Hier sind die lokalen Möglichkeiten komplett ausgeschöpft. Insgesamt kann aktuell etwa ein Viertel des Wärmebedarfs mit erneuerbaren Energien erzeugt werden. Neben den regenerativen Energien steckt aber auch in den fossilen Energieträgern noch Effizienzpotenzial, beispielsweise durch die Nutzung von Kraftwärmekopplung.

Interessant ist der Energienutzungsplan in Bezug auf das bestehende und ein zusätzliches Wärmenetz. So versorgt das Hackschnitzelheizwerk in der Hahnenkammstraße derzeit die Grundschule, den Kindergarten und das Gesundheitszentrum. Beim Neubau der Klinik könnte dieser Gebäudekomplex aber wegfallen. Bereits jetzt wird deshalb über Alternativen nachgedacht, wie etwa das Einbinden von Wohngebäuden und der Hochschule.

Ein zweites Wärmenetz könnte rund um die Altmühltherme entstehen. Der Neubau der Senefelder-Schule soll bereits von dort aus mitversorgt werden. Dieses Netz könnte dann deutlich erweitert werden und sowohl die Firma Alfmeier als auch das Wohngebiet am Galgenbuck mit einbeziehen.

Gute Gesamtbilanz

In der Gesamtbilanz könnten von den aktuell rund 270.000 Megawattstunden verbrauchter Energie pro Jahr etwa 50.000 eingespart werden. Insgesamt ist die Energienutzung in Treuchtlingen im bundesweiten Vergleich aber nicht schlecht. So ist im Durchschnitt jeder Einwohner des Landes für etwa 7,5 Tonnen Kohlendioxid-Ausstoß pro Jahr verantwortlich. In Treuchtlingen sind es nur 6,3 Tonnen. Bei der Nutzung des kompletten Sparpotenzials könnte das aber noch auf 4,3 Tonnen reduziert werden, wie Schrammek erläuterte.

Im Bauausschuss drehte sich die anschließende Diskussion hauptsächlich um die beiden Wärmenetze und deren Möglichkeiten. Von „interessanten Optionen“ war dabei die Rede. Klaus Fackler bedauerte in diesem Zusammenhang das Scheitern des Bürgerwindparks bei Auernheim. Dieser hätte dafür gesorgt, dass sich Treuchtlingen bereits jetzt zu 100 Prozent mit selbst erzeugtem Strom hätte versorgen können.

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