Verabschiedung von Pfarrer Gagesch: "Ein Staffellauf der Menschlichkeit"
29.7.2021, 05:50 UhrMit dem September tritt er seinen Ruhestand in Würzburg an. Im Rahmen eines Gottesdienstes wurde er nun bei bestem Sommerwetter in der Pappenheimer Weidenkirche feierlich verabschiedet.
Viele Besucher
"Ein schöneres Ambiente für eine solche Veranstaltung kann es eigentlich gar nicht geben", betonte dort die Markt Berolzheimer Pfarrerin und stellvertretende Pappenheimer Dekanin Myriam Krug-Lettenmeier anstelle des erkrankten Dekan Wolfgang Popp. Kunstwerke der einheimischen Künstlerin Renate Gehrcke bereicherten wie eigenwillige Kirchenfenster das botanische, coronagerecht bestens gefüllte Gotteshaus.
Nur dank davor noch aufgestellter Bänke fanden alle Besucher Platz. Eine Ruhebank gab es zudem seitens der Kirchenvorstände als Abschiedsgeschenk für den Seelenhirten, der sich in den kommenden Wochen noch an allen vier Orten in eigenen Gottesdiensten verabschieden wird.
Gagesch begann seinen Pfarrdienst 1980 in Rumänien, seit drei Jahrzehnten ist er unter dem Dach der evangelischen Landeskirche in Bayern unterwegs. Nach langer Tätigkeit in Münchner Gemeinden wagte er schließlich den Sprung ins beschauliche Altmühltal.
Ort der Gemeinschaft
Nun also will er im "Staffellauf der Menschlichkeit" seinen Hirtenstab weitergeben. Er selbst habe vor allem "den menschlichen Begegnungen hier viel zu verdanken". Und die sind, so seine Überzeugung, niemals zufälliger Art. Auch nicht jenes unbeabsichtigte Treffen, als sich dem radelnden Pfarrer ein Dietfurter Spaziergänger im Treuchtlinger Kurpark in den Weg stellte. Mit dem Hinweis, dass hier Fahrrad fahren verboten sei. Er habe seinen Fehler sofort eingesehen und der Fußgänger sei ihm darauf zu einem guten Gesprächspartner geworden. "So stelle ich mir Kirche vor – ein Ort der Gemeinschaft und der Korrektur", bekannte der Pfarrer.
Im Namen Popps erinnerte Krug-Lettenmeier an Reisen nach Prag und Jerusalem und schilderte den scheidenden Seelsorger als einen Brückenbauer zwischen Menschen und Gemeinden.
Gerade im vor fünf Jahren entstandenen Verbund habe er "kräftig bauen dürfen – aber das ist Dir auch gelungen! Du hast Glaube und Zuversicht gepredigt und auch daraus gelebt!" Die Vertrauensfrauen der Kirchenvorstände, Lore Glungler (Dietfurt) und Margarete Regler (Schambach) würdigten sein Engagement um die vier Standorte und ihre Gläubigen: "Sie haben sich immer stark für unsere Gemeinden eingesetzt!"
"Wir werden dich vermissen"
In Schambach für den Neubau eines Kindergartens, in Dietfurt für die Renovierung der Kirche, in Graben für die Restaurierung der Orgel.
In Dettenheim wiederum galt es den Verkauf eines Pfarrhauses abzuwickeln. Nun kommt die Umsetzung der Landesstellenplanung auf die Pfarrei Dietfurt-Dettenheim (so der Name des Viererbundes) und das Dekanat zu, was Pfarrerin Manuela Reißig als Vertrauensfrau des Pfarrkapitels ausriefen ließ: "Jetzt, da es spannend wird, verabschiedest du dich leider – wir werden dich vermissen!"
Poesie durchzog indes die Worte von Bettina Cempik, die als Präsidiumsmitglied der Synode des Dekanats für dessen gesamten Ausschuss sprach: "Wenn wir der Dankbarkeit Raum geben, leuchtet der Abschied wie der See unter der Abendsonne". Gagesch habe mit seinem Tun "eine Heimat im Glauben geschaffen und die Seelen der Gläubigen reich gemacht."
Tiefe Spuren hinterlassen
Ähnlich klang es bei Treuchtlingens Bürgermeisterin Kristina Becker an: "Sie haben immer den richtigen Ton getroffen, tiefe Spuren hinterlassen und sich in die Herzen der Gemeindeglieder eingegraben," so das Treuchtlinger Stadtoberhaupt.
Die Offenheit des Seelsorgers sowie sein Humor stieß bei den Grußwortrednern ebenso auf einhelliges Lob. Das gab es auch vom katholischen Dekan Konrad Bayerle, der die "Freundlichkeit und Einfühlsamkeit" des evangelischen Pfarrers würdigte – und seine Fähigkeit, zur Vernetzung beider Konfessionen beizutragen.
Keine lange Schlussrede
Gagesch selbst zeigte sich überwältigt von der Welle der guten Worte, die ihn da überspült hatte. So sehr, dass er selbst auf eine ausgiebige Schlussrede verzichtete und den Anwesenden schlicht, aber ehrlich gemeint, "eine gute Zukunft" wünschte. Umso mehr Zeit blieb daher noch für den Austausch bei einem kalten Buffet.
Umrahmt wurde der Gottesdienst von einem musikalischen Kirchentrio. Für Gagesch heißt es nun sich auf die vier weiteren Abschiedsgottesdienste einzustimmen, bevor er Ende August schließliche endgültig seinen Hut nimmt und nach Würzburg zu seiner Frau Petra Paling zieht. Die Pfarrei Dietfurt-Dettenheim wird ab dann von der Region West betreut.
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