Wie sieht Treuchtlingen in 20 Jahren aus?

3.10.2018, 06:04 Uhr
Wie sieht Treuchtlingen in 20 Jahren aus?

© Grafik: TB Markert

Die Stadt stößt an ihre Grenzen – geographisch gesehen. Im Kernort selbst gibt es nicht mehr viele freie Flächen für Wohnungen oder Gewerbebetriebe. Um festzulegen, was darauf geschieht, steht regelmäßig die Aktualisierung des Flächennutzungsplans (FNP) an.

Treuchtlingen hat sich für die Aufstellung des FNP etwa das Ziel gesetzt, den Kurstandort zu stärken und hierfür die Talauen in unmittelbarer Nähe zu Treuchtlingen von anderweitigen Nutzungen freizuhalten. Ein weiterer Schwerpunkt ist eine Siedlungsentwicklung nahe am Hauptort Treuchtlingen sowie in den größeren Ortsteilen und der damit einhergehenden Auslastung bestehender Versorgungsstrukturen. Das führt umgekehrt dazu, dass in den kleineren Ortsteilen keine größeren Neubaugebiete angestrebt werden.

Grundlage für diese Planungen ist die Einwohnerentwicklung der Stadt. Eine Prognose von 2014 hatte einen Rückgang der Bevölkerung vorhergesagt. Allerdings leben aktuell mehr Menschen als geplant in der Stadt, weshalb auch der Flächenbedarf für Wohnungen steigt: Statt 15,4 Hektar neuer Fläche bei rückläufiger Bevölkerung werden nun 29,9 Hektar Wohnbaulandbedarf bei stagnierender Bevölkerungszahl benötigt. Doch wohin mit den Neubauten, wenn die Fläche im Tal begrenzt ist?

Diese Frage soll im FNP beantwortet werden. Die aktuelle Version stammt aus dem Jahr 1989 und ist an mehreren Stellen überholt. Die Wünsche der Verwaltung hat das zuständige Planungsbüro TB Markert aus Nürnberg bereits seit drei Jahren gesammelt und auch schon die Ortsausschüsse angehört sowie Stellungnahmen von Bürgern und Behörden eingeholt. Für jede Teilfläche entstand dann eine Ergebnisliste mit Ampelsystem. Die grünen Änderungen sind ohne Probleme möglich, bei den gelben gibt es leichte Bedenken, bei den roten muss auf jeden Fall umgeplant werden.

Im Idealfall hätte der Stadtrat über die vom Stadtplanungsbüro TB Markert in Zusammenarbeit mit der Verwaltung vorgelegten Änderungen des FNP als Ganzes abgestimmt. Doch immer wieder mussten einzelne Punkte extra beschlossen werden, da es Vorbehalte aus dem Stadtrat gab. Der folgende Bericht präsentiert deshalb nur die am meisten diskutierten Einwände aus der über zweistündigen Behandlung des Tagesordnungspunktes in der Sitzung.

Zahlreiche Einwände

In Treuchtlingen beispielsweise waren am Ortseingang in der Nürnberger Straße noch Sonderflächen für den Neubau des Feuerwehrhauses eingezeichnet. Das kommt nun bekanntlich in die Elkan-Naumburg-Straße, weshalb die Flächen wieder aus dem Plan entfernt werden. Drinbleiben soll hingegen die mögliche Nutzung der Kleingärten an der Nürnberger Straße als Gewerbefläche. Die Stadt möchte diese Fläche für eine mögliche Erweiterung nicht ausschließen, wobei Bürgermeister Werner Baum die Anlieger beruhigen will: „Das bedeutet nicht, dass hier sofort etwas gebaut wird.“ Immerhin seien die Flächen schon jetzt als Gewerbeerweiterung ausgewiesen.

Doch Kristina Becker (CSU) wollte den Ortseingang in der Nürnberger Straße nicht mit noch mehr Gewerbe verbaut wissen, da es sich dabei um den repräsentativen Ortseingang zur Therme hin handele und Treuchtlingen „immer noch mit dem Kurort-Titel werben möchte“. Letztlich fand ihr Vorschlag keine Mehrheit.

Unmut in den Dörfern

Für viel Unmut sorgte der Entwurf des FNP in den Dörfern, wo er in den Ortsausschüssen besprochen wurde. Zum einen beklagten manche Ortssprecher, dass der Zeitraum zwischen Bekanntgabe des Entwurfs und der Frist für Rückmeldungen zu gering gewesen sei. Und manche Rückmeldungen seien auch nicht beachtet worden, klang leicht als Vorwurf mit. Doch Bürgermeister Baum meinte dazu, dass in der Verwaltung keine einzige Rückmeldung angekommen sei, „weder von einer Fraktion, noch von einem Einzelstadtrat.“

Weil es dennoch einigen Redebedarf gibt, hat der Dietfurter Ortssprecher Christian Früh zusammen mit dem zweiten Bürgermeister Richard Zäh durchgesetzt, den Plan im Ort nochmals durchzugehen. Im Stadtrat wurden zwar schon die groben Änderungen besprochen, etwa zur möglichen Größe einer Gewerbefläche zwischen Bauhof und Dietfurt. Darüber soll der Ortsausschuss aber nun nochmal im Detail sprechen.

Gleiches gilt in manchen Punkten für Wettelsheim, wo wohl die größten Änderungen in den nächsten Jahren anstehen. So sieht die Stadt das dortige Gewerbegebiet in Richtung Markt Berolzheim als einzige verfügbare Fläche für die Ansiedlung von Unternehmen im Ort. Nur über die Größe der Erweiterung bestand Uneinigkeit.

Im Anschluss an die Firma Sanipa sieht der FNP momentan noch 8,1 Hektar Erweiterungsfläche vor. Zwischen Staatsstraße und Bahnfläche sollten nochmal rund 15 Hektar dazukommen, was der Ortsausschuss als zu wuchtig empfand. Die Planer haben erneut nachgebessert, nun sollen zu den bereits gewidmeten 8,1 Hektar bloß 6,3 Hektar dazukommen – also am Ende 14,4 Hektar statt der geplanten rund 22 Hektar Gesamtfläche.

Für Kristina Becker ist das ganze Gebiet immer noch zu groß, auch wegen der Nähe zum Altmühlradweg. Sie befürchtet auch hier, dass große Industriebauten das Ortseingangsbild beeinträchtigen. Ihr Parteikollege Uwe Linss hielt hingegen ein Plädoyer, die ursprünglich geplanten 22 Hektar Fläche beizubehalten, da sich nur noch hier die Industrie im Ort entwi­ckeln könnte. Fünf Stadtratsmitglieder – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen – stimmten schließlich gegen den Konsens von 14,4 Hektar.

Im Westen von Wettelsheim kommt noch eine Fläche für ein Wohngebiet zwischen Oberer Bühlstraße und Falbenthaler Straße in Betracht. Die ursprünglichen Pläne gingen dem Ortsausschuss zu weit, auch hier wurde die Fläche annähernd halbiert sowie um 90 Grad gedreht, um genügend Abstand zu einem landwirtschatlichen Betrieb einzuhalten. In Möhren und Graben wurden noch Korridore für mögliche Wohnbebauungen ausgelotet, in Windischhausen für ein Mischgebiet und in Gundelsheim Flächen für Gewerbebetriebe. In den anderen Dörfern gab es nur wenig entscheidende Stellungnahmen.

Ortsstruktur erhalten

Eine wiederkehrende Änderung in vielen Dörfern war die Umwandlung der bestehenden Mischgebiete in reine Wohngebiete. Die Stadtplaner haben alle Ortsteile besucht und beobachtet, wie die Flächen genutzt werden. Nach dem Gesehenen hatten sie ihre Pläne erstellt. Das stieß beispielsweise in Bubenheim auf Unverständnis, dort sollte das Mischgebiet zu einem Wohngebiet umgewidmet werden, da die Planer keine Anzeichen für eine Landwirtschaft sehen konnten. Doch wie Ortssprecherin Kristina Becker mitteilt, seien viele Bewohner noch landwirtschaftlich aktiv, wenn auch in kleinem Rahmen und nicht sofort ersichtlich.

Ähnliche Kritik kam auch aus anderen Ortsteilen, wie etwa Dietfurt. Dort ist die Rosengasse als reines Wohngebiet eingezeichnet, was die Ortsansässigen sehr verwundert hat. „Das war schon immer ein Mischgebiet mit landwirtschaftlicher Nutzung“, so Ortssprecher Christian Früh. Stadtplaner Adrian Merdes von TB Markert gab allerdings an, die Einteilung aus dem alten FNP übernommen zu haben – ein weiterer Punkt, der nun zu prüfen ist.

Für die betroffenen Anwesen bestünde zwar keine Gefahr, da es einen Bestandsschutz gibt. Unklar war allerdings, was passiert, wenn etwa der Nachwuchs auf einer noch ungenutzten Fläche bauen und auch eine Kleinlandwirtschaft betreiben will. Klaus Fackler (Freie Wähler) beantragte deshalb, eine Grundsatzentscheidung zu fällen. In den Ortskernen der Dörfer sollen die schon vorhandenen Mischgebiete auch bestehen bleiben, um den dörflichen Charakter zu wahren. Dem schlossen sich die Stadtratsmitglieder einstimmig an.

Die Punkte, über die Klarheit herrscht, wurden von den Ratsmitgliedern letztlich akzeptiert. Bei zahlreichen anderen Punkten müssen die Stadtplaner noch nacharbeiten, diese werden dann erneut den Ortsausschüssen und dem Stadtrat vorgelegt.

Nach der endgültigen Billigung der Stellungnahmen aus der frühzeitigen Beteiligung geht der Plan dann in die Entwurfsphase und wird erneut öffentlich ausgelegt, damit die Bürger weitere Stellungnahmen abgeben können. Im Laufe des nächsten Jahres soll dann eine endgültige Entscheidung fallen. Die vierjährige Ergebnisfindung geht dann zu Ende – und der Flächennutzungsplan soll für mindes­tens 20 Jahre bestehen.

Was ist ein Flächennutzungsplan?

Das Wort steht eigentlich fast schon für sich. Im Flächennutzungsplan (FNP) legt eine Kommune fest, was auf den Flächen im Ort passieren soll. Dabei ist es noch nicht relevant, ob die Flächen der Stadt gehören oder einem privaten Eigentümer. Er bildet eine Vision über die zukünftige Gestalt des jeweiligen Siedlungsgebietes ab.

Das System räumlicher Planung in Deutschland ist hierarchisch aufgebaut: Auf Bundes- oder auch europäischer Ebene werden vorrangig programmatische Zielaussagen festgelegt. Auch auf Landesebene erfolgen Planaussagen zu überörtlich relevanten Themen. (Windkraft, Hochwasser usw...). Eine flächende­ckende Konkretisierung räumlicher Planungsziele erfolgt dann erst auf kommunaler Ebene.

Um ihre Vorstellungen der Siedlungsentwicklung zu formulieren, stehen den Gemeinden verschiedene Bauflächentypen zur Verfügung, die im Rahmen vertiefender Planungen und bei Bedarf bereits im FNP konkretisiert werden können. Die Haupttypen sind Wohnbauflächen, in denen neben Wohnhäusern nur Läden des täglichen Bedarfs oder nicht störende Handwerksbetriebe zulässig sind. In Mischgebieten sind auch Gewerbebetriebe erlaubt, die das Wohnen nicht wesentlich stören. Unter diese Kategorie fällt etwa die Treuchtlinger Innenstadt als Kerngebiet mit zentralen Einrichtungen der Wirtschaft, der Verwaltung und der Kultur. Zu den Mischgebieten zählen auch die Dorfgebiete mit land- und forstwirtschaftlichen Betrieben.

Der dritte Haupttyp sind die Gewerbeflächen, die in Gewerbegebiete und Industriegebiete unterteilt sind. Vereinfacht gesagt sind in letzterem Typ etwa Fabriken erlaubt, wohingegen in Gewerbegebieten auch leisere Betriebe untergebracht sind. Außerdem gibt es Sonderbauflächen, die in keine dieser Kategorien passen. In Treuchtlingen sind etwa der Kurpark oder die Altmühltherme ein Sondergebiet.

Für die Kommunen besteht der Mehrwert der Planung darin, dass ein FNP die Vorarbeit für die verbindliche Bauleitplanung darstellt. Schon bei dessen Aufstellung werden neben den Bürgern die sogenannten Träger öffentlicher Belange gehört, etwa Naturschutzbehörden und andere Ämter sowie Unternehmen wie die Bahn oder Telekommunikationsanbieter.

Ziel ist es, bereits bei der Erstellung des FNP auf mögliche Einwände einzugehen, etwa wo sich Gewerbe ansiedeln soll, um diesen Punkt nicht weiter ausführlich bei einem konkreten Bauvorhaben behandeln zu müssen.

Quelle: TB Markert

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