Neues vom Verkehrsverbund Nürnberg

365-Euro-Ticket: Bayern will frühestens 2023 über Förderung entscheiden

2.12.2021, 15:15 Uhr
Kommt das 365-Euro-Ticket im Großraum Nürnberg? Wenn ja, dann frühestens nach den nächsten bayerischen Landtagswahlen 2023.

© Stefan Blank Kommt das 365-Euro-Ticket im Großraum Nürnberg? Wenn ja, dann frühestens nach den nächsten bayerischen Landtagswahlen 2023.

Im Koalitionsvertrag von CSU und Freien Wählern hat auch das 365-Euro-Ticket einen Platz. Für die großen Städte im Freistaat soll es eingeführt werden, heißt es darin.

Ein Zeithorizont ist jedoch nicht vermerkt und inzwischen steht mit sehr großer Wahrscheinlichkeit fest, dass eine mögliche Umsetzung des Konzepts frühestens nach den nächsten bayerischen Landtagswahlen 2023 kommen wird - wenn überhaupt.

Vor wenigen Wochen präsentierte der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) ein selber in Auftrag gegebenes Gutachten, das von der Einführung einer solchen Jahreskarte für alle abriet. Die Kosten seien zu hoch, der zu erwartende Nutzen zu gering, urteilten die Experten. Sie kamen zu dem Schluss, dass der Ausbau des Angebots und die Einführung eines verbundweiten Sozialtickets deutlich mehr Effekte hätte.

Noch nicht gestorben

Endgültig gestorben ist das Thema deshalb noch nicht, wie aus den Ausführungen von VGN-Geschäftsführerin Anja Steidl auf der 96. Verbandsversammlung des Verbunds hervorging.

So will etwa die Stadt Nürnberg noch einmal zwei Modelle durchrechnen lassen. Zum einen geht es dabei um ein Zuschussmodell, dass sich an einem Sozialticket orientiert.

Zum anderen um ein Territorialmodell, also eine räumlich auf das Stadtgebiet begrenzte Einführung. Der Nürnberger Stadtrat hatte schon vor Veröffentlichung des Gutachtens beschlossen, 2023 ein 365-Euro-Ticket einzuführen. Dazu wäre aber in jedem Fall auch der einstimmige Beschluss aller VGN-Mitglieder nötig, wie Steidl betonte.

Erste Gespräche

In Sachen einer möglichen Finanzierung durch den Freistaat seien erste Gespräche mit dem VGN gelaufen, so Steidl. Klar sei aber nun auch, dass der Freistaat vor einer Prüfung erst die Evaluation des 365-Euro-Tickets für Schüler abwarten will, das beim VGN zum August 2020 eingeführt wurde - und die werde nicht vor 2023/2024 stattfinden, so Steidl.

Mit Blick auf die anhaltende Pandemielage und die Einnahmenentwicklung beim VGN erklärte Steidl, dass sich das Gesamtniveau 2021 in etwa auf dem des vergangenen Jahres bewegt habe. Im Vergleich zu einem "normalen" Jahr bedeute dies aber einen Rückgang von fast einem Viertel und damit einen herben Verlust von rund 65 Millionen Euro.

Dauerthema Infrastruktur

Wie es weitergeht, bleibt abzuwarten, zumal sich Corona inzwischen zu einem Dauerthema entwickelt hat. Davon gibt es beim Verkehrsverbund auch noch weitere, etwa was den Ausbau der Infrastruktur im Großraum angeht.

Andreas Mäder, ebenfalls VGN-Geschäftsführer, nahm in dieser Hinsicht vor allem das leidige Thema "Verschwenk" ins Visier. Immer noch ist unklar, wie es mit dem Streckenausbau zwischen Fürth und Erlangen weitergehen soll, ob also die S-Bahnen hier künftig entlang der bestehenden Gleise oder auf einer Trasse durch das Knoblauchsland rollen wird.

Eine Hängepartie

Auch vier Jahre nachdem das Bundesverwaltungsgericht den von der DB forcierten "Verschwenk" gestoppt hatte, weil der Ausbau entlang der Bestandsstrecke unter anderem nicht mit der gleichen Planungstiefe verfolgt worden war, bleibt das Verfahren "eine Hängepartie", so Mäder.

Zumal nun noch das Vorhaben der DB gekommen sei, die ICE zwischen Nürnberg und Erfurt zu beschleunigen. Sowohl dies als auch die Planungen für die Gleisführung für die S-Bahn müssten nun harmonisiert werden, so Mäder.

Unter dem Strich sei in den letzten vier Jahren also wenig passiert.

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