40 Millionen Euro werden ins neue "Schlossbad" investiert

2.1.2019, 16:00 Uhr
40 Millionen Euro werden ins neue

© Foto: Fritz-Wolfgang Etzold

Was war der größte Aufreger?

Worüber sich die Neumarkter immer trefflich aufregen können, ist die Zahl der Stellplätze in der Innenstadt. Immer wenn irgendwo Parkplätze verschwinden sollen, kocht die Volksseele hoch. So auch im Zuge der Umgestaltung des Stadtparks: Ein Behelfsparkplatz am Rande, den viele über die Jahrzehnte lieb gewonnen haben, müsste weichen, dafür könnte der Grünzug Richtung Unteres Tor erweitert werden. Nun sollen auf der gegenüberliegenden Straßenseite neue Parkplätze angelegt werden, der Plan der Landschaftsarchitekten fand breite Zustimmung — bis sich der Bund Naturschutz ins Zeug legte und sich insbesondere für den Erhalt einer alten Hainbuchen-Hecke stark machte, die eigentlich abgesägt werden und den Blick auf das ehemalige Pfalzgrafenschloss freigeben sollte. Aktuell laufen die Vorbereitungen für ein Bürgerbegehren. Auch an den hohen Kosten von über fünf Millionen Euro gibt es massive Kritik. Doch der Stadtrat will schnell handeln, um die in Aussicht gestellten drei Millionen Euro Zuschuss nicht zu verlieren.

Handlungsbedarf besteht auch in Sachen Außenstelle der TH Nürnberg, die bisher als Übergangslösung im Haus St. Marien untergebracht ist. Ein Neubau am Residenzplatz ist ebenso beschlossene Sache wie die Erweiterung der dortigen Tiefgarage. Insgesamt sind dafür an die 15 Millionen Euro veranschlagt. Die Stadt Neumarkt hat genügend auf der hohen Kante, um das problemlos schultern zu können. Doch die beiden Stadträte der Freien Liste Zukunft (Flitz) wollen sich nicht damit abfinden, dass die Stadt die Baukosten für eine Hochschule übernimmt, das sei Aufgabe des Freistaats. Deshalb haben sie den Rest des Stadtrats wegen "Untreue" angezeigt.

In Pyrbaum erregte ein geplantes neues Baugebiet die Gemeinde: Zwar sollten dort am Ortsrand am alten Forsthaus gerade mal drei Mehrfamilienhäuser mit 18 Wohneinheiten errichtet werden, doch die Anwohner brachten ein Bürgerbegehren durch. Die Kommune setzte dem ein Ratsbegehren entgegen, die Entscheidung fiel mit 50,43 zu 49,57 Prozent denkbar knapp aus. Den Unterschied machten 17 Stimmen; es kann gebaut werden.

Welches Thema wurde von der Kommunalpolitik vernachlässigt?

Diskutiert wird darüber seit langem, vor drei Jahren nahm die Innenstadtsanierung in Neumarkt nach einem Architektenwettbewerb klare Konturen an, doch das Thema war schnell zerredet und verschwand in der Schublade — zu viele Parkplätze fallen weg, befürchteten vor allem die Einzelhändler. Bis 2018 wurde das Thema auf Eis gelegt. Mit der Folge, dass der Preisträger, ein Team von Landschaftsarchitekten aus Berlin, nun die Stadt zur Kasse bittet: Angeboten wurde ein Vergleich, um den Vertrag offiziell aufzulösen. Doch das Thema soll wieder auf die Tagesordnung kommen, schließlich gilt es, die Einkaufsstadt zu stärken, Leerstände zu beseitigen. Ein Arbeitskreis hat sich schon getroffen.

Was hat sich 2018 zum Guten gewendet?

Lange wurde im Vorfeld gerungen: Soll es komplett abgerissen und eine Dreifach-Turnhalle gebaut werden oder bleibt doch der historische "Kopfbau" des alten Turnerheims stehen und es gibt dahinter nur eine Zweifachhalle. So ist es gekommen, die Schülerinnen und Schüler der benachbarten Theo-Betz-Schule können wieder Sport treiben, der Theaterverein Schloss-Spiele hat nun dort wieder seine Heimat — eigens wurde dort wieder eine Bühne errichtet — wie auch die Ringer. Die Wettkampfgemeinschaft Neumarkt/Feucht feierte zur Eröffnung einen spektakulären Heimsieg und legte den SC 04 Nürnberg aufs Kreuz.

Über die Baukosten von über zehn Millionen Euro spricht heute kein Mensch mehr.

Auch nicht über die Autobahnausfahrt bei Traunfeld. Dort hat der Gemeinderat ein Machtwort gesprochen, die Ausfahrt ist gestorben, die Anwohner atmen auf. Genauso wie in Mühlhausen. Dort wird mit dem Bau der Ortsumgehung der Ausbau der B 299 von Neumarkt bis Beilngries vorangetrieben.

Was war das größte Projekt in der Stadt/im Landkreis?

Es ist die größte jemals getätigte Einzelbaumaßnahme der Stadt Neumarkt, wird OB Thomas Thumann nicht müde zu betonen. Über 40 Millionen Euro wird das Ganzjahresbad kosten. In diesem Hitzesommer mussten die Badegäste mit Baustelle und kleinerer Liegefläche zurecht kommen. Demnächst wird das alte Hallenbad abgerissen, bis Ende 2019 soll dann das "Schlossbad" auf dem Gelände des jetzigen Freibades fertig sein. Mit Sportbecken, Erlebnisbereich und Saunalandschaft.

Welche Veranstaltung bleibt besonders in Erinnerung?

Es waren eher die vielen Veranstaltungen in den Monaten vor der Landtagswahl, die im Gedächtnis haften geblieben sind. Nahezu omnipräsent der CSU-Direktkandidat, der erst im Februar zum Finanzminister gekürte Albert Füracker aus Degerndorf bei Lupburg. Dank seinem "Dienstsitz" im Nürnberger Heimatministerium konnte er ein enormes Pensum im Heimatwahlkreis absolvieren und brachte mehr als einmal gleich den Ministerpräsidenten mit, auf das Parsberger Volksfest, zum Berchinger Rossmarkt oder, gleich zum Auftakt des Jahres, zum Neujahrsempfang der Neumarkter CSU. Der Aufwand hat sich gelohnt, Füracker holte über 50 Prozent und wurde "Stimmenkönig" in ganz Bayern — und war als Finanzminister im neuen Kabinett gesetzt.

Was muss in den nächsten Jahren angepackt werden?

Es ist höchste Eisenbahn: Die Neumarkter Flieger räumen den Flugplatz an der Nürnberger Straße, 2020 läuft der Pachtvertrag mit der Flug-sportvereinigung aus. Was der Stadtrat dort gerne hätte, ist schon lange klar, Wohnbebauung, Gewerbe, aber auch noch genügend Grün zwischen Neumarkt und Pölling. Auf einer Fläche von 58 Hektar bieten sich enorme Möglichkeiten der Stadtentwicklung. Doch viele Grundstückseigentümer stellen sich quer, wollen ihre Flächen nicht verkaufen, zumindest nicht unter Wert. Bei den bisherigen Treffen gab es mehr Streit als konstruktiven Dialog. Hier müssen noch viele Einzelgespräche geführt werden.

Große Kreisstadt Neumarkt

Oberbürgermeister Thomas Thumann (Freie Wähler), Einwohner 40147, Bevölkerungszunahme: +147, Fläche 79 Quadratkilometer, Pro-Kopf-Verschuldung 209 Euro, Wichtige Firmen Klebl, Pfleiderer, Dehn, Bionorica

Landkreis Neumarkt

Landrat Willibald Gailler (CSU), Einwohner 133152, Bevölkerungszunahme: +2002, Fläche 1344,12 Quadratkilometer, Pro-Kopf-Verschuldung 225 Euro, Wichtige Firmen Max Bögl, Huber SE, Fit AG, Siebenwurst Werkzeugbau

 

 

 

Keine Kommentare