70 Meter Höhe: Slackliner balancieren durchs Stadion

28.9.2020, 19:11 Uhr
Eine Slackline-Gruppe balanciert 230 Meter von Flutlichtmast zu Flutlichtmast.

© Michael Matejka Eine Slackline-Gruppe balanciert 230 Meter von Flutlichtmast zu Flutlichtmast.

Das mulmige Gefühl, sagt Jens, ist immer dabei. Die Aufgabe eines Slackliners ist, die Angst zu kontrollieren, ergänzt Peter. Das gilt erst Recht, wenn man in 70 Metern Höhe balanciert. So wie die beiden Freunde. Vor sieben Jahren haben sie und ihre Gruppe mit Slackline angefangen, heute wachsen sie regelmäßig über sich hinaus. Schluchten haben sie schon überwunden, Täler, Flüsse.

Aber noch nie den Innrenraum eines Stadions. Bis jetzt. Am Montag haben die „Konnektonauten“ das Max-Morlock-Stadion durchquert, auf einer 2,5 Zentimeter breiten und 230 Meter langen Highline, wie eine Slackline ab fünf Metern Höhe genannt wird. Die „Konnektonauten“ haben ihre Line zwischen die höchsten Punkten des Stadions gespannt: die Flutlichtmasten.

Drei Stunden haben Jens, Ruben, Ines, Sören und Peter ihre Aktion vorbereitet. Dafür hat die Slackline-Gruppe, die inzwischen auch ein Verein ist, eine Angelschnur und eine Drohne im Gepäck. „Mit der Drohne haben wir die Schnur nach oben geflogen, um über sie die Line nach oben zu ziehen.“ Beziehungsweise beide: Denn die Slackline-Profis haben zwei Bänder über den Rasen gespannt. „Die zweite ist eine zusätzliche Absicherung, falls die Line reißt“, sagt Jens.

Er ist der erste, der sich mit Klettermontur auf die Highline wagt. Der einzige Unterschied ist ein spezieller Karabiner mit Rollen. „Das ist wichtig, falls einer es nicht schafft“, erklärt Ruben. Dann nämlich können sich die Slackliner mit dem Karabiner in das Band einhaken und einfach abrollen.
„Der schwächste Muskel aber ist die Konzentration“, sagt Peter. Ohne die ist die andere Seite kaum zu erreichen. Daneben sind es nicht die Beine, die zuerst schlapp machen – sondern die Arme.

Warum demonstriert Jens hoch oben über dem Stadionrasen. Nachdem er wenige Meter „rausgerutscht“ ist, steht er auf und balanciert über die Highline. Am meisten bewegen sich dabei seine Arme, mit denen er immer wieder Gleichgewicht findet. Bis er sich, ungefähr bei der Hälfte der Strecke, doch nicht mehr auf der Slackline halten kann.

Eine Viertelstunde zum Rekord

Doch Jens fällt nicht tief. Wie seine Freunde, die später alle noch die Strecke überwinden, ist er an einer Leash, einem Sicherungsseil, festgemacht. Doch das Hochziehen kostet Kraft. Zweimal muss Jens wieder aufsteigen, ehe er nach ungefähr einer Viertelstunde den zweiten Flutlichtmast erreicht und wieder umdreht.

Damit schaffen die „Konnektonauten“, die inzwischen auch ein eingetragener Verein sind, einen Rekord. „230 Meter ist noch niemand durch ein Stadion auf einer Slackline gelaufen“, weiß Peter. Auch für die Profis eine ganz neue Erfahrung.

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