Günstig Bus und Bahnen nutzen

9-Euro-Ticket: So sieht die Bilanz nach einem Monat in der Region aus

30.6.2022, 10:02 Uhr
Das Interesse am günstigen Fahrticket ist groß.

© Jan Woitas, dpa Das Interesse am günstigen Fahrticket ist groß.

Der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) ist einen Monat nach der Einführung des 9-Euro-Tickets zufrieden. Im Großen und Ganzen sei der Start im VGN "sehr gut gelungen", erklärt Geschäftsführerin Anja Steidl.

Bisher meldeten die mehr als 100 Verkehrsunternehmen, die zum VGN gehören (Stand 27. Juni), rund 347.000 verkaufte 9-Euro-Tickets. Diese Zahl sei jedoch nur ein "Ausschnitt", heißt es seitens des VGN. Teilweise könnten die verkauften Tickets nicht dem VGN zugeordnet werden, zum Beispiel bei den Bahnen, oder sie seien nicht gemeldet worden.

"347.000 Tickets, das ist eine stolze Zahl, gerade wenn man bedenkt, dass alle bisherigen VGN-Abo-Fahrgäste sowie Schülerinnen, Schüler, Azubis und Studierende darin noch gar nicht enthalten sind", betont Steidl.

Laut VGN war der Zuwachs der Fahrgastzahlen im Juni vor allem an den Wochenenden spürbar. Dabei gab es allerdings je nach Region erhebliche Unterschiede: Während in den Bahnen in pendlerrelevanten Netzen wie dem Dieselnetz Nürnberg der Zuwachs moderat ausfiel, gab es zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Regionen auch hohe bis zu hohe Auslastungen.

"Vor allem die touristischen oder klassischen Ausflugsstrecken sowie die Verbindungen zwischen den großen Städten Bayerns, wie zum Beispiel die Verkehre zwischen Bamberg und Nürnberg, sind deutlich stärker nachgefragt", sagt Steidl. "Die Verkehrsunternehmen haben, wo es ihnen möglich war, vorsorglich ihr Angebot aufgestockt. Wir bitten aber weiterhin darum, wenn möglich, besonders gefragte Strecken und Hauptverkehrszeiten zu umgehen sowie auch das Fahrrad zuhause zu lassen."

Bei der VAG ist die Zahl der Fahrgäste im Juni wieder etwa auf das Vor-Corona-Niveau gestiegen. Bei den Busunternehmen im ländlichen Raum stiegen die Fahrgastzahlen kaum merklich an.

Es gab auch Kritik

Von einzelnen Fahrgästen gab es laut VGN auch Kritik: Einige wünschen sich ein 9-Euro-Ticket auch für ihren Hund oder ihr Rad. "Die Bundesregierung hat sich zu diesem vergünstigten Angebot entschlossen, um vorrangig Berufspendelnde zu entlasten. Daher sind Fahrräder und Hunde in den Regelungen des Bundes zum 9-Euro-Ticket nicht eingeschlossen. Dies können wir nicht eigenmächtig ändern", erläutert Steidl.

Wie es nach dem 9-Euro-Ticket weiter geht, ist noch nicht entschieden: "Nach derzeitigem Stand gelten ab September im VGN wieder die normalen Tarife."

Dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zufolge wurden bundesweit rund 21 Millionen der Sonderfahrkarten verkauft. Umfragen des VDV zufolge haben die Menschen auch für Juli eine ähnlich hohe Kaufbereitschaft signalisiert.

Wie wird das Ticket genutzt?

Schwerer zu ermitteln als die Verkaufszahlen ist indes, wie das Ticket genutzt wird. Die Deutsche Bahn, über deren Kanäle ein Großteil der Sonderfahrkarten verkauft wurde, spricht von einem Fahrgastzuwachs von 10 bis 15 Prozent im eigenen Regionalverkehr im Juni im Vergleich zum Niveau vor der Corona-Krise. Allerdings vergleicht das Unternehmen dabei unterschiedliche Zeiträume, nämlich den Juni 2022 mit der Nachfrage von Ende 2019. Die Aussagekraft des Vergleichs ist somit begrenzt.

Fakt ist: Insbesondere auf den touristischen Strecken waren Busse und Bahnen voll. Weil gleichzeitig auf Rekordniveau gebaut wird, kam es vielerorts immer wieder zu Zugausfällen und Verspätungen.

Kein Rückgang im Berufsverkehr

Wie wirkt sich das Ticket auf den Berufsverkehr aus? Gibt es weniger Staus? "Unsere Zahlen zeigen keinen signifikanten Rückgang der für uns relevanten Berufsverkehre. Eine Entlastung im Freizeitverkehr ist durchaus erkennbar, das trifft Nürnberg aber nur eingeschränkt", sagt Nürnbergs Planungs- und Baureferent Daniel Ulrich. Zu bedenken sei, dass in der Regel die Staukataster nach Regionen, nicht nach konkreten Städten geführt sind. "Bei uns also inklusive der A3, A6, A9."

Sein Fazit zum 9-Euro-Ticket fällt verhalten aus. "Für die überregionalen- und touristischen Verkehre scheint es vorrangig zu wirken. Es lenkt jedoch leider nicht sichtbar viele neue Pendler in den ÖPNV, was uns in den Städten sehr helfen würde." Immerhin lenke es den Fernverkehr in die Bahn.

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