A6-Brücke Unterrieden: Droht ein zweites Genua?

18.4.2019, 05:55 Uhr
Knapp 630 Meter lang und bis zu 43 Meter hoch überspannt die A6-Talbrücke das Dörfchen Unterrieden und den im Tal fließenden Raschbach. Ab September wird der nördliche Teil der Brücke abgerissen.

© Oliver Acker, www.digitale-luftbilder.de Knapp 630 Meter lang und bis zu 43 Meter hoch überspannt die A6-Talbrücke das Dörfchen Unterrieden und den im Tal fließenden Raschbach. Ab September wird der nördliche Teil der Brücke abgerissen.

Es war vor allem ein Satz, der einige Leserinnen und Leser aufschrecken ließ, als wir vor Kurzem über den bevorstehenden Neubau der beiden parallel verlaufenden, 630 Meter langen Brücken an der A6 bei Unterrieden (Landkreis Nürnberger Land) berichteten. „Beim Bau wurde ein Spannstahl eingesetzt, welcher unter bestimmten Umständen zu Spannungsrisskorrosion und einem Versagen ohne vorherige Ankündigung neigen kann“, hieß es da vonseiten der Autobahndirektion.


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Dieser Satz ließ einige Leser schon ein zweites Genua befürchten. Zumal während der Bauzeit der nördlichen Brücke für mehr als zwei Jahre der gesamte Verkehr auf das südliche Bauwerk verlegt wird, die Belastung dort also deutlich höher sein wird als zuvor. Geplant sind vier Fahrstreifen auf der Brücke, zwei pro Richtung.

Doch die Autobahndirektion betont die Sicherheit der Brücke und zählt auf, was sie alles unternimmt lange bevor die zitierten „bestimmten Umstände“ auftreten können.

Ständige Überwachung durch Messgeräte

So haben die Experten errechnet, dass die südliche Brücke die Verkehrslast während der Bauzeit ohne Probleme tragen kann. Während der Arbeiten wird das Bauwerk zudem durchgehend messtechnisch überwacht. Sollte ein Riss auftauchen, wird sofort reagiert, etwa indem die Fahrstreifen reduziert werden.

„Ziel der messtechnischen Überwachung ist es, Verformungen zeitnah zu erfassen“, teilt die Autobahndirektion mit. Die eingesetzten Spannstähle habe man aufwendig rechnerisch bewertet, um beurteilen zu können, ob sich Schäden frühzeitig durch Risse erkennen lassen, bevor kritische Zustände eintreten. Durch dieses Vorgehen kann die Stand- und Verkehrssicherheit abgesichert werden, ist die Autobahndirektion überzeugt.

Brücke-Zustand gilt als "nicht ausreichend"

Ohnehin werden alle Autobahnbrücken regelmäßig überprüft. Alle sechs Jahre wird eine Art Brücken-TÜV, also eine große Hauptprüfung durchgeführt. Nach drei Jahren erfolgt jeweils eine Zwischenprüfung. Darüber hinaus gibt es eine jährliche Besichtigung und eine halbjährliche Beobachtung.

Dabei werden jeweils Zustandsnoten von Eins bis Vier vergeben. Die A6-Brücke in Richtung Nürnberg hat die Note 3,0 und fällt knapp in die Kategorie „nicht ausreichend“, die Brücke in die Gegenrichtung schneidet mit der Note 2,9 ab und gilt damit als „ausreichend“. Ab der Note 3,5 können Stand- und Verkehrssicherheit beeinträchtigt sein, auf jeden Fall gibt es dann aber erhebliche Mängel. Die 1967 entstandenen Brücken bei Unterrieden sollen bis Ende 2024 ersetzt werden.

 

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