Abschiebung: SEK-Einsatz in fränkischer Asylunterkunft

25.6.2019, 15:06 Uhr

Gegen 7 Uhr rückte die Kitzinger Polizei mit Kräften des sogenannten Operativen Ergänzungsdienstes Würzburg (OED), einer Art Bereitschaftspolizei, an. Sie sollten eine Familie abholen und zur Abschiebung an den Frankfurter Flughafen bringen. "Die gesamte Familie ist seit dem 29. Mai 2018 vollziehbar ausreisepflichtig, nachdem ihre Asylanträge als offensichtlich unbegründet abgelehnt worden waren", teilt das Präsidum Unterfranken mit. "Vorherige Angebote zur freiwilligen Ausreise wurden von der Familie abgelehnt." Details zu den Umständen, etwa warum die Familie das Land verlassen sollte, sind bislang nicht bekannt. 

Als die Polizei die Wohnung betrat, habe der 32 Jahre alte Familienvater plötzlich ein Messer gezogen und gegen sich selbst gerichtet. Die Streife zog sich zurück und forderte umgehend Unterstützung an, das Areal rund um die Asylbewerberunterkunft am Oberen Mainkai abgeriegelt. Man habe versucht, über einen Dolmetscher Kontakt zu dem Mann aufzunehmen, heißt es in einer Pressemitteilung - doch vorerst vergeblich. 

Ehefrau und Kinder zum Frankfurter Flughafen gebracht

Ein Spezialeinsatzkommando sowie Experten der Verhandlungsgruppe des Landeskriminalamtes (LKA) rückten an, auch zum Schutz der Polizisten und des 32-Jährigen. Gegen 11 Uhr habe man den Mann schließlich zum Weglegen des Messers bewegen können. Er wurde unverletzt in Gewahrsam genommen und zur ärztlichen Behandlung in eine Klinik gebracht. "Über den weiteren Verbleib des 32-Jährigen wird Kontakt mit der zuständigen Regierung von Unterfranken aufgenommen", teilt die Polizei mit.

Die Ehefrau und die drei Kinder des Mannes blieben ebenfalls unverletzt. Sie wurden auf Anordnung der Regierung von Unterfranken von einer Streife zum Frankfurter Flughafen gebracht, um dort abgeschoben zu werden.


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