ADAC warnt vor Reisewelle: Droht am Wochenende das Stau-Chaos in Franken?

24.7.2020, 09:38 Uhr
Am Wochenende dürfte es sehr voll werden auf Bayerns Autobahnen.

© Peter Steffen, dpa Am Wochenende dürfte es sehr voll werden auf Bayerns Autobahnen.

Die Karte verheißt nichts Gutes. Auf allen Autobahnen rund um Nürnberg rechnet der ADAC mit heftigen Staus. Egal, ob die A3, die A6 oder die A9: Auf der ADAC-Karte sind alle dunkelrot eingefärbt. Und das geht so weiter. die A8 ist rot von Karlsruhe bis zur bayerisch-österreichischen Grenze in Bad Reichenhall, die A7, längste innerdeutsche Autobahn und europaweit auf Platz zwei, trifft es ebenfalls. Natürlich auch die Inntalautobahn, die Garmischer Strecke oder die Lindauer Autobahn.


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"Wir rechnen mit ganz massiven Behinderungen", sagt Alexander Kreipl. Dies gelte nicht, wie sonst üblich, vor allem für die Routen nach Süden, sondern diesmal genauso für die Strecken in den Norden. Der Grund ist, natürlich, die Corona-Pandemie. Viele Urlaubsziele fahren erst allmählich wieder hoch, andere wie die Türkei sind vorerst nicht erreichbar. Die Urlauber orientieren sich um.

Und viele bleiben lieber im Land, als dass sie in die Ferne reisen. Der ADAC hat aus seinen Routenplanern die beliebtesten Urlaubsziele herausgefiltert. Auf Platz eins stehen Oberbayern und das Allgäu, dicht gefolgt von Schleswig-Holstein und der Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern.

Tagesausflügler drängen an die Hotspots

Das bringt besondere Probleme mit sich. Denn die Reisewelle trifft auf die Karawane der Tagesausflügler, die an die touristischen Hotspots drängen. Und so gehen die Fachleute des Automobilclubs davon aus, dass sich die Staus nicht klassisch auf den Samstag beschränken werden, sondern sich durch das ganze Wochenende ziehen dürften.


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Das gilt auch für die Zeit der Rückreise. Urlauber sollten Geduld mitbringen, empfiehlt Alexander Kreipl, und sich etwa darauf einstellen, dass sie "die eine oder andere Stunde bei den Grenzkontrollen verbringen werden." Deutschland zieht weiterhin die Kontrollen an den Autobahnübergängen zwischen Österreich und Bayern durch.

Wer glaubt, er könne sie über Nebenstraßen umfahren, der dürfte sich täuschen. Salzburg hat bereits am vergangenen Wochenende alle Strecken für Touristen gesperrt, die kein Ziel in der Gegend anvisiert hatten. Im benachbarten Tirol gibt es ähnliche Pläne. Die beiden Bundesländer wollen damit verhindern, dass sich eine zweite Blechlawine durch die Ortschaften wälzt.

Ohnehin hält Alexander Kreipl vom beliebten Stauumfahren wenig. Ratsam sei das nur, wenn der Verkehrsfunk dazu auffordert, etwa, weil die Autobahn nach einem Unfall gesperrt ist. Erfahrungsgemäß breche aber der Verkehr auf den Ausweichrouten ebenfalls zusammen. Oft dauere es dort noch länger als auf der Hauptstrecke.


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Ein neuer Service, der vor allem Kurzurlaubern helfen kann, ist die Internetseite http://Ausflugticker-Bayern.de der Bayerntourismus Marketing. Sie empfiehlt nicht nur touristische Ziele im ganzen Freistaat, sondern füttert die Datenbank zunehmend auch mit Live-Informationen über die Lage vor Ort, etwa, welche Ziele überlaufen und die Parkplätze besetzt sind oder wie lange die Schlange an den Kassen bereits ist. Noch fließen die Informationen allerdings spärlich, die Datei ist erst im Aufbau.

Dass sich das Urlaubsverhalten der Deutschen gerade grundlegend ändert, leitet der ADAC nicht nur aus den Stauprognosen ab. Miriam Hördegen und ihre Kollegin Heike Kaufmann betreuen für den ADAC touristische Projekte. Die beliebteren Urlaubsregionen wie etwa das Allgäu, sagen beide, erlebten gerade einen derartigen Ansturm, dass das komplett verloren gegangene Frühjahrsgeschäft annähernd wieder aufgeholt ist.

"Viele wollen die Saison jetzt bis in den Oktober verlängern", sagt Hördegen. Es werde sich allerdings erst noch zeigen, ob das funktioniert. Eine zweite Coronawelle im Herbst könnte das zunichte machen.

Gleichzeitig stellt Heike Kaufmann fest, dass vor allem Ferienwohnungen gefragt sind, das Campen wieder voll in Mode kommt oder der Urlaub mit dem Wohnmobil. Vieles sei bereits bis Oktober ausgebucht, warnt Kaufmann. Wer noch vereisen will, solle deshalb schnell die Angebote durchgehen. "Die Menschen wollen für sich bleiben", sagt sie, das sei eine offenkundige Folge der Corona-Pandemie.

Für die Daheimgebliebenen hat sich der ADAC eine nette Idee ausgedacht, die "Bayerische Weltreise. Ein Zwilling kommt selten allein." Die Touristiker des Clubs sammelten Ziele im Freistaat, die berühmte Pendants auf der Welt haben. Die Walhalla etwa, die sie mit der Akropolis gleichsetzen. Oder das Felsendorf in Tüchersfeld.

Die in den Fels gebauten Fachwerkhäuser in der Fränkischen Schweiz könnten es mit den griechischen Metéora-Klöstern aufnehmen. Und die Pottensteiner Teufelshöhle sei vielleicht nicht ganz so groß wie die Höhle von Postojna in Slowenien. Aber mindestens so beeindruckend.

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