Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern

Aiwanger will bei Wasserstoff Tempo machen und Russland raushalten

Anne Kleinmann

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25.4.2022, 14:12 Uhr
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger will im Freistaat künftig noch viel mehr auf Wasserstoff setzen. 

© Tobias Hase/dpa/Archivbild Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger will im Freistaat künftig noch viel mehr auf Wasserstoff setzen. 

Von den Negativschlagzeilen zum Wasserstoff und dessen Potenzial wollte Hubert Aiwanger am Montag bei der Vorstellung der Wasserstoff-Roadmap Bayern in Nürnberg nichts hören. "Der Krieg in der Ukraine hat uns ein Mal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, von fossilen Energieträgern unabhängig zu werden und stattdessen auf Alternativen zu setzen", so der bayerische Wirtschaftsminister. Um das zu erreichen, brauche man Wasserstoff und "zwar nicht als Nischenanwendung, sondern als Massenprodukt. Wir haben in Bayern dafür bereits im Mai 2020 Weichen gestellt, und diese Suppe lassen wir uns jetzt nicht verderben."

Das ist grüner Wasserstoff

Tatsächlich verfolgt Bayern ein ambitioniertes Ziel: Bis 2040 will der Freistaat klimaneutral sein - ein Plan, der unter anderem mit dem Einsatz von Wasserstoff erreicht werden soll. Im Mai 2020 erarbeitete das Wasserstoffbündnis Bayern - eine Gruppe aus über 250 Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik - erste Ziele und Maßnahmen, um das Thema voranzutreiben. Nun erfolgte im Zukunftsmuseum in Nürnberg die Vorstellung der sogenannten Wasserstoff-Roadmap Bayern mit konkreten Handlungsanweisungen. Demnach sollen bis 2025 bayernweit 500 Wasserstoffbusse im Öffentlichen Nahverkehr und 500 Wasserstofflastwagen fahren.

Insgesamt rechnet der Freistaat aufgrund seiner Ziele künftig mit einem erhöhten Bedarf an Wasserstoff. Um diesen zu decken, will die bayerische Politik langfristig vornehmlich auf Importe setzen. Denn vor allem was grünen Wasserstoff angeht, fehlt dem Freistaat für die eigene Herstellung das Potenzial. Dafür muss man wissen: Wasserstoff ist ein farbloses Gas. Je nach seinem Ursprung trägt es aber verschiedene Farben in seinem Namen. Grüner Wasserstoff wird durch Elektrolyse von Wasser hergestellt. Dafür wird Strom aus erneuerbaren Energiequellen, etwa Wind- oder Sonnenergie, verwendet. Grüner Wasserstoff soll dadurch CO2-frei sein.

Um Wasserstoff zu importieren, will Bayern wiederum an das europäische "Wasserstoff-Backbone" angeschlossen werden. Nach der Vorstellung des Plans sollen an diesem Wasserstoffnetzwerk über 20 europäische Länder beteiligt sein, die dann über Leitungen Wasserstoff beziehen.

Hierzulande will der Freistaat versuchen Wasserstoff aus organischen Reststoffen zu gewinnen und damit auch selbst zu produzieren. "Wichtig ist, wir müssen offen sein für vielfältige Anwendungen bei der Wasserstoffproduktion und wir müssen sie schnell ausbauen", erklärte bei der Vorstellung des Plans Veronika Grimm, die unter anderem Vorstand des bayerischen Wasserstoffzentrums ist. Bis zum Jahr 2030 sollen die ehrgeizigen Pläne umgesetzt sein.

Kritik für russische Beteiligung

Laut Wirtschaftsminister Aiwanger will man dafür auch auf russische Beteiligung verzichten: "Natürlich werden die Russen weiter versuchen, sich Türen offen zu halten, aber wir werden als Standort Bayern versuchen, Wege zu gehen, wo uns nicht irgendwo Diktatoren einholen."

Zuletzt hatte das bayerische Wasserstoff-Projekt BayH2 des Energieversorgers Vattenfall und Bayerns größter Raffineriegesellschaft Bayernoil für Wirbel gesorgt. Vattenfall will im Bayerischen Wald Windräder aufstellen, deren Strom soll per Elektrolyse grünen Wasserstoff auf dem Gelände von Bayernoil erzeugen. Allerdings: Die zweitgrößte Anteilseignerin der Bayernoil-Raffinerie ist Rosneft Deutschland, eine Tochter des gleichnamigen russischen Staatskonzerns. Für das Projekt wurde nun laut Aiwanger eine eigene Bayernoil-Tochter gegründet. An dieser gebe es keine russische Beteiligung, erläuterte er weiter. "Das ist eine wasserdichte Sache, hier ist Rosneft nicht dabei."

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