Aldi-Gelände in Roth: "Kleine Art von Erpressung"

8.4.2021, 10:52 Uhr
Das Gewerbegebiet im Osten von Roth von oben: Hinter dem früheren Aldi-Zentrallager soll aus dem Waldstück ein weiteres Gewerbegebiet werden.

© e-nn-rot-20210408_105527-1.jpg, NN Das Gewerbegebiet im Osten von Roth von oben: Hinter dem früheren Aldi-Zentrallager soll aus dem Waldstück ein weiteres Gewerbegebiet werden.

Deutliche Worte im Rother Stadtplanungsausschuss: Als es um einen Bebauungsplan für das Gewerbegebiet "Südlich der Norisstraße" - nördlich des früheren Aldi-Zentrallagers - ging, wurde ein Vorwurf in Richtung des Einzelhandelsunternehmens laut.

Das Wort Erpressung wollte er eigentlich nicht in den Mund nehmen, tat's dann aber doch. Richard Radle, Vertreter der Grünen-Stadtratsfraktion im Ausschuss, hält das Vorgehen von Aldi schon für eine "kleine Art von Erpressung". Denn der Einzelhandelskonzern, dem die 4,5 Hektar große Fläche im Rother Osten gehört, will klare Vorgaben machen.
Rückblick: Vor einem Jahr sperrte das Unternehmen seine Regionalgesellschaft Roth und damit auch das hiesige Zentrallager zu, der Gebäudekomplex wird seitdem an die Logistikfirma Fiege vermietet. Die Waldfläche im Norden davon (4,5 Hektar groß) gehört ebenfalls dem Konzern, sie soll jetzt zum Gewerbegebiet entwickelt und Betriebe dort angesiedelt werden.


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Die Stadt Roth, die dabei die "Federführung", also die Planungshoheit behält, will das Gebiet "kleinteiliger" entwickeln, also kleineren ortsansässigen Betrieben die Chance zum Niederlassen geben. Grundstücksgrößen von 1500 bis 3000 Quadratmetern seien dafür in den meisten Fällen ausreichend, hat das Stadtbauamt aufgrund der Anfragen ermittelt. Neben der Grundflächenzahl von 0,8 (also könnte auf 4,5 Hektar mal 0,8 gebaut werden) wolle man die Höhe der künftigen Gebäude 15 Meter eigentlich nicht überschreiten lassen. Auch zur Ausrichtung gibt es schon Vorstellungen: Lebensmittel- und Einzelhandel sollen dort wegen der Konkurrenz zur Innenstadt nicht zugelassen werden, ebenso wenig wie Bordelle, Spielhallen und Krematorien. Auf "Durchgrünung" und genügend Platz für das Tierheim, das "aus allen Nähten platzt und Parkplätze braucht", werde man ebenfalls achten.

Wenig Aufwand, viel Ertrag

Aber just bevor im Stadtplanungsausschuss über die Modalitäten zum Bebauungsplanentwurf abgestimmt werden sollte, hatte der Bürgermeister den Eigentümer des Grundstücks an der Strippe gehabt. "Was wir uns überlegt haben, ist sinnvoll für die Stadt und kleine Handwerksbetriebe", betonte Ralph Edelhäußer. "Aber die Intention des Eigentümers ist eher: wenig Aufwand mit ordentlichem Ertrag. Wenn das Gelände kleinteilig zerpflückt wird, ist der Ertrag? Eher klein." Tja, und Anfragen gebe es, so teile der Eigentümer mit, nicht nur von Interessenten an kleinen Flächen, sondern auch an einer großen. Auch die maximale Gebäudehöhe solle nicht auf 15 Meter reduziert werden, sondern bei 20 Metern (wie in einem ursprünglichen Entwurf) bleiben. Fazit des Bürgermeisters: "Wenn wir auf die Kleinteiligkeit setzen, könnte es sein, dass der Eigentümer das Gebiet nicht weiter gestalten will - und es bleibt liegen." Über Jahrzehnte habe man mit dem Unternehmen "gut zusammengearbeitet", aber jetzt "sitzen die Entscheider nicht mehr vor Ort, sondern weiter weg".

In dem Moment rutschte Richard Radle der Satz von der "kleinen Art von Erpressung" raus, und er fragte: "Gibt es ein Mittel, das wir anwenden können?" Stadtbaumeister Wolfgang Baier wollte dann aus dem Beschluss zunächst die Kleinteiligkeit streichen, doch schließlich war man einer Meinung, diese sowieso moderat formulierte "Anregung" im Beschluss beizubehalten. Denn, so stellte Sonja Möller (Freie Wähler) klar : "Es ist natürlich zulässig, dass das Unternehmen das so haben will. Aber es ist auch legitim, dass wir als Stadt Möglichkeiten für unsere Handwerksbetriebe schaffen wollen."

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