"Alle nachprüfbaren Behauptungen zutreffend"

13.11.2012, 00:00 Uhr

© Kasperowitsch

Der 17 Seiten lange „Sonderrevisonsbericht“ der HypoVereinsbank trägt den Zusatz „vertraulich“. Insgesamt 98 Tage lang, so steht es da, haben die internen Prüfer die Niederlassung der Bank in der Nürnberger Innenstadt unter die Lupe genommen. „Prüfungsgebiet“ war unter anderem „gravierendes Fehlverhalten von Mitarbeitern“.

Das brisante Papier stammt aus dem Jahr 2003. Ausgelöst hatte die bankinterne Betriebsamkeit jener Mollath der seit rund sieben Jahren in der Psychiatrie sitzt, weil er nach dem Urteil verschiedener Gerichte und Gutachter dem krankhaften und allgemeingefährlichen Wahn unterliegt, Opfer eines Bankensystems zu sein (wir berichteten mehrfach).

Neben Spitzenvertretern der Bank hatte Mollath auch die Nürnberger Staatsanwaltschaft informiert. Die Justiz erkannte damals aber nicht einmal einen „Prüfungsansatz“ für Ermittlungen. Das sieht die Staatsanwaltschaft bis heute so. Sie kennt den mittlerweile fast zehn Jahre alten Sonderrevisionsbericht offenbar nicht — und hat ihn wohl auch nie angefordert.

Akribische Suche

Anders als die Justiz hat sich die HypoVereinsbank schon seinerzeit mit Akribie an die Aufarbeitung von Mollaths Anschuldigungen gemacht. „In Teilbereichen klingen sie zwar etwas diffus“, heißt es in der Zusammenfassung des Bank-Berichts von 2003, „unzweifelhaft besitzt er jedoch Insiderwissen“.

Die Bankleute gehen sogar noch weiter. Alle nachprüfbaren Behauptungen des Mannes, der seit Jahren zusammen mit psychisch kranken Straftätern in Bayreuth eingesperrt ist, „haben sich als zutreffend herausgestellt“, steht als Fazit in dem Bericht, der unserer Zeitung vorliegt.



Es sei nicht auszuschließen, dass Mollaths die Transfers von Geldern von Deutschland in die Schweiz in die Öffentlichkeit bringe. „Er selbst spricht in diesem Zusammenhang auch vom ,größten und wahnsinnigsten Steuerhinterziehungsskandal, in den auch die HypoVereinsbank verstrickt ist‘.“ Und die Revisoren warnen. Mollaths sei bisher auf die finanzielle Hilfe seiner Frau angewiesen. „Dies birgt die Gefahr, dass er eventuell versucht, sein Wissen zu verkaufen.“ Hinzu komme, dass Mollaths möglicherweise noch über vertrauliche Belege oder Unterlagen aus dem Besitz seiner Frau verfüge.

Streit über Millionen-Geschäfte

Die Frau von Mollaths war damals Mitarbeiterin der HypoVereinsbank. Das Paar, das längst geschieden ist, war vor über zehn Jahren in Streit über die nach Absicht des Mannes verwerflichen und illegalen Millionen-Geschäfte der Frau geraten. Mollath wollte sie davon abbringen. Das gelang ihm aber nicht. Vielmehr drohte sie im Gegenzug, ihn „fertigzumachen“. Sie habe gute Beziehungen. Die entsprechenden Unterlagen hat die Staatsanwaltschaft bis hinauf zur bayerischen Justizministerin Beate Merk seit Jahren in Händen.

Auf dem Höhepunkt des Streits zwischen den damaligen Eheleuten zeigte die Frau von Mollath ihren Mann wegen einer schweren Misshandlung an und brachte vor Gericht seinen ihrer Ansicht nach merkwürdigen Geisteszustand ins Spiel. Vor Gericht erfolgte ein Freispruch wegen Schuldunfähigkeit. Gutachter attestierten aber ein „paranoides Gedankensystem“, eine wahnhafte psychische Störung sowie Allgemeingefährlichkeit. Seither sitzt Mollath in der Bayreuther Forensik.

Die Revisoren der Bank kamen schon 2003 zu einem ganz anderen Schluss. Sie haben sich neben anderen Mitarbeitern auch mit ihrer damaligen Mitarbeiterin, der Frau von Mollath, intensiv beschäftigt. Sie schlüsseln ihren fragwürdigen Umgang mit Summen in Millionenhöhe „von Kunden aus dem Nürnberger Raum“ auf. Sie habe sich „gravierende Verstöße“ zuschulden kommen lassen und zeige sich „wenig kooperativ“. Unter der Rubrik des Berichts „Empfehlung/Maßnahme“ steht: „Der Mitarbeiterin wurde am 25. 2. 2003 außerordentlich gekündigt.“

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