250. Geburtstag

Alois Senefelder und Solnhofen - eine Erfolgsgeschichte

6.11.2021, 05:21 Uhr
Alois Senefelder und Solnhofen - eine Erfolgsgeschichte

© Gemeinde Solnhofen, NN

Nachzulesen ist das etwa in dem über 400-seitigen Werk „Alois Senefelder – der Steindrucker“ von Chromolithograf und Autor Hanns Peter Schöbel, das vor fünf Jahren von ihm im Bürgermeister-Müller-Museum vorgestellt wurde. Der 85-jährige gebürtige Leipziger war lange Jahre Leiter der Druckvorstufe bei Burda und hat 1996 das damals neue Berufsbild Mediengestalter initiiert. Als Mitglied im Internationalen Arbeitskreis für Druck und Medien (IADM) gilt er als Experte für die Geschichte der Reproduktionstechniken.

Die Bedeutung Senefelders könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, betont Schöbel im Gespräch mit unserer Zeitung: „Erst durch das neue Druckverfahren ist es möglich gewesen, dass Farbe in Bücher und Zeitungen einziehen konnten.“ Doch ohne die Platten aus Solnhofen hätte auch diese neue Möglichkeit der Vervielfältigung keine Chance gehabt, wie der Experte betont.

Ein Wäschezettel brachte die zündende Idee

In seinem Werk erzählt er unter anderem von der Reise Senefelders in den Altmühlort, wo er auf jene Steinbeschaffenheit stieß, die sich als genau richtig für den Steindruck erwies: fein und hart. Ein Wäschezettel sei es wohl gewesen, der einst die zündende Idee zur Erfindung der Lithografie geliefert habe, deren Weiterentwicklung das heutige Hauptdruckverfahrens des Flachdruck (Offset) darstellt.

Alois Senefelder und Solnhofen - eine Erfolgsgeschichte

© Jürgen Leykamm, NN

Zum 250. Geburtstag des 1771 in Prag geborenen und 1834 in München verstorbenen Genius ist aus der Reihe „Kleine Druckgeschichte“ vom Bel-Art-Verlag in Schorndorf eine Broschüre mit 28 Seiten herausgegeben worden, die sich für 2,14 Euro plus Portokosten direkt dort (Freiburger Straße 81) bestellen lässt. In dem Büchlein zeichnet Schöbel den Weg vom Buchdruck bis zu Repro- wie Medientechniken nach.

An der Schnittstelle dieses Übergangs sieht er Senefelder – genauer gesagt: seinen Besuch in Solnhofen. Der Erfinder hatte sich überhaupt gerne auf weite Reisen gemacht. Doch während es bei solchen in die größeren Städte um den Informationsaustausch zu der neuen Lithografie-Technik ging, war jene Route über Solnhofen einst vor allem dem dortigen Plattenkalk gewidmet, schreibt Schöbel. „Es hatte sich in vielen Versuchen gezeigt, dass vor allem diese Platten die notwendige Lithografie-Steinqualität erreichten.“

Eine Kutsche voller Steine

Seine erste Reise auf den Spuren der neuen Technologie hat Senefelder mit der Pferdekutsche laut Schöbel 1799 zum Solnhofener Maxberg geführt, „um dort mit dem Hackstockmeister Steine zu begutachten und sie erwerben zu können“. Dort werden auch heute noch gelegentlich Lithografie-Platten abgebaut. Eigentliches Reiseziel war damals Offenbach. Auf dem Weg dorthin machte Senefelder laut eigenen Aussagen auch in Augsburg, Eichstätt und Pappenheim Station.

Der Rückweg dürfte beschwerlich gewesen sein. Denn „die schweren Lithosteine über solche Strecken mit der Kutsche zu transportieren war eine ganz besondere Herausforderung“.

Erst die Eisenbahn sorgte ab 1870 für Erleichterung. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden beispielsweise die nach Wien zu transportierenden Lithosteine zum Teil auf Flößen über die Donau verschifft.

Eine große Lebenskrise

„Bei Senefelders intensiver Druckforschung half ihm auch seine gute Schulausbildung am kurfürstlichen Gymnasium und Lyzeum in München, wie dem Studium der Rechte in Ingolstadt. Daraus resultierte auch sein naturwissenschaftliches wie ökonomisches Wissen“, weiß Schöbel. In der Biographie des Erfinders gibt es aber auch eine große Lebenskrise.

„Der Versuch, nach dem plötzlichen Tod seines Vaters, statt in Ingolstadt zu studieren, beim Militär Geld für die Mutter und seine Familie zu verdienen, hängt auch mit der Stadt an der Donau zusammen. Beim Militär wurde er nämlich nicht aufgenommen, da er in Prag geboren, für die Bayern als Ausländer galt. So ist ihm daraufhin eine recht große Not erwachsen – in der er sich auch mal auf der Donaubrücke wiederfand. Später war er sehr dankbar dafür, dass er diese Situation lebend überstanden hatte.“

Senefelders Erfindungen des Steindruckes und in der Folge die Mehrfarben-Chromolithografie führten allgemein zu einer stärkeren und farbigeren Bildlichkeit in den Drucksachen. Auch die von ihm angestoßenen neuen Reproduktionstechniken stießen schnell auf größtes Interesse. Vorgestellt hat er dies alles bei seinen Fahrten durch Europa selbst. Auch die Reise nach Offenbach über Solnhofen leistete für den Siegeszug Senefelders Erneuerung der Medientechnik einen entscheidenden Beitrag, für die so ein neues Zeitalter eingeläutet wurde.