Angehörige haben große Hemmungen, ehrlich zu sein

12.11.2013, 17:11 Uhr
Angehörige haben große Hemmungen, ehrlich zu sein

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Der DVR hat zusammen mit dem Nürnberger Verkehrspsychologen und Altersforscher Heinz Jürgen Kaiser einen Leitfaden entwickelt, um Familien, Freunde und Partner dabei zu helfen, wenn sie ihrem Angehörigen Alternativen zum Autofahren aufzeigen wollen. "Ein vollständiger
Fahrverzicht ist nur bei schwerwiegenden gesundheitlichen Einschränkungen oder Einschränkungen der geistigen Leistungsfähigkeit notwendig, etwa bei Demenz", betont der DVR in dem Leitfaden.

  • Fahrverhalten ändern: Wenn alte Menschen nur in bestimmten Situationen unsicher fahren, reicht es meistens schon aus, sein Mobilitätsverhalten zu ändern, d.h. zum Beispiel nicht Nachts zu fahren oder nur auf Nebenstraßen.

  • Hausarzt-Check: Ein freiwilliger Check beim Hausarzt gibt den älteren Autofahrern einen guten Anhaltspunkt, ob sie noch fit genug sind, um sich ans Steuer zu setzen.

  • Mitfahren: Um im Zweifelsfall zu beurteilen, wie sicher der Angehörige mit dem Auto unterwegs ist, raten Experten bei Mitfahrten darauf zu achten, wie gut der Betreffende in den Verkehr hinein findet, ob seine Geschwindigkeit angemessen ist oder ob Fehler beim Abbiegen auftreten. Eine ausführliche Checkliste finden Sie in der Broschüre "Fit und Auto-mobil".

  • Gute Vorbereitung: Wenn Sie mit Ihrem Angehörigen über das Thema Fahrtüchtigkeit sprechen möchten, sollten Sie sich vorher darüber im Klaren sein, warum Sie sich Sorgen machen. Liegt es an der Fahrweise Ihres älteren Angehörigen, am Alter oder gibt es andere Gründe? Was könnte das Ergebnis des Gesprächs sein, z. B. ein Check beim Hausarzt, ein verändertes Fahrverhalten oder ein spezielles Training?

  • Den richtigen Zeitpunkt wählen: Wenn Sie vermuten, dass die Fahrtüchtigkeit Ihres Angehörigen nachgelassen hat und Sie mit ihm darüber sprechen möchten, fallen Sie nicht gleich mit der Tür ins Haus, sondern warten Sie eine passende Gelegenheit ab. Anlass können zum Beispiel Berichte im Fernsehen oder in der Zeitung über das Thema „Autofahren im Alter“ sein oder Autounfälle im Familien- oder Bekanntenkreis. Das Gespräch selbst sollte in einer ruhigen, entspannten Situation stattfinden.

  • Das Thema sachlich ansprechen: Sensibilität ist gefragt – aber auch Sachlichkeit, es geht um die Sicherheit Ihres Angehörigen und anderer Verkehrsteilnehmer. Aber natürlich auch darum, so lange wie möglich mobil sein zu können. Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie eventuell auf Ablehnung stoßen. Achten Sie zudem auf die Reaktionen Ihres Gegenübers und gehen Sie auf Befürchtungen und Ängste ein. Die Botschaft im Gespräch sollte lauten: „Ich stehe hinter dir, mache mir aber auch Sorgen um dein Wohlergehen.“

  • Nicht aufgeben bei Misserfolg: Wer bei seinem Angehörigen auf Unverständnis stößt, sollte nicht gleich aufgeben. Geben Sie Ihrem Angehörigen Zeit, über das Thema nachzudenken oder sich mit dem Gedanken an einen Check beim Arzt oder eine Veränderung in den Fahrgewohnheiten anzufreunden. Sie können sich auch Verbündete suchen. Bitten Sie zum Beispiel den Hausarzt Ihres Angehörigen, mit dem Betreffenden zu sprechen. Denn Umfragen haben gezeigt: Zwei Drittel aller Senioren würden auf den Ratschlag ihres Arztes hören, wenn es um das Thema Fahrtüchtigkeit geht.

Die aktuelle forsa-Umfrage mag viele Angehörige bestätigen, hat jedoch auch einige Überraschungen zu bieten:

  • Alter: 56 Prozent der Befragten haben sich aufgrund des Alters Sorgen um den Angehörigen gemacht.

  • Fahrfehler: 43 Prozent haben das Gefühl, dass der Angehörige häufiger Fahrfehler gemacht hat.

  • Medikamenteneinnahme: 43 Prozent machen sich Sorgen, weil ihr Angehöriger unter gesundheitlichen Beeinträchtigungen leidet oder Medikamente nehmen muss.

  • Fahrstil: 67 Prozent der Befragten haben gegenüber dem Angehörigen schon einmal Sorgen wegen des Fahrstils geäußert. Ein Drittel hat das bisher noch nicht getan. Als Grund gaben sie an, dass sie nicht glauben, dass ihr Angehöriger auf sie hören würde (46 Prozent), ein Drittel hatten sich bisher schlichtweg nicht getraut, sich zum Fahrstil des Angehörigen zu äußern.

  • Senioren reagierten aufgeschlossen: Die Mehrheit der älteren Autofahrer reagierte aufgeschlossen, wenn die Angehörigen das Thema ansprachen. Rund 36 Prozent der Befragten gaben dies in der Umfrage an. Allerdings empfanden ebensoviele Senioren die Sorge für übertrieben (35 Prozent), ein Viertel reagierte sogar ablehnend (25 Prozent).

  • Große Bekanntheit spezieller Angebote: Die Umfrage ergab auch, dass die meisten älteren Autofahrer die speziellen Angebote durchaus kennen, mit denen sie ihre Fahrtüchtigkeit überprüfen können. 77 Prozent kennen die Gesundheitschecks beim Arzt, 72 Prozent die Fahrsicherheitstrainings. 57 Prozent kennen überdies das Angebot für Senioren, Fahrstunden bei einem Fahrlehrer zu nehmen.

An der Umfrage, die zwischen September und Oktober 2013 durchgeführt wurde, haben 1004 Angehörige älterer Autofahrer teilgenommen.

 

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