Hörsaal nach Preisträgerin benannt

Bildungspreis der Hochschule Ansbach geht an Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal

3.7.2022, 14:26 Uhr
Bildungspreis der Hochschule Ansbach geht an Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal

© Günter Blank

Düzen Tekkal ist nicht nur Journalistin, die aus dem Krieg berichtet, sondern auch aktive Menschenrechtsaktivistin. Wegen ihres Engagements würdigte die Jury der Ansbacher Hochschule ihren Einsatz im Bereich Bildung und Menschenrechte, den die Studierenden für 2022 als Thema auserkoren hatten, mit dem diesjährigen Bildungspreis.

Hochschul-Präsident Prof. Dr. Sascha Müller-Feuerstein übergab den mit 2500 Euro dotierten Preis im Düzen-Tekkal-Hörsaal, ist die Trägerin des Bildungspreises doch nun ein Jahr lang Namensgeber dieses Saals. Dies werde täglich daran erinnern, wie wichtig es sei, sich gegen Gewalt und Extremismus zu stellen und für Toleranz und Aufklärung einzustehen, sagte der Präsident.

Tekkals Kampf gegen Rassismus und religiösen Fanatismus, bei dem sie große Risiken in Kauf nehme, lasse sich gar nicht hoch genug bewerten.

Die Politik- und Literaturwissenschaftlerin Düzen Tekkal ist für Müller-Feuerstein "ein leuchtendes Beispiel dafür, was Bildung bewirken kann". Für Tekkal selbst ist Bildung der "Schüssel in die Freiheit" gewesen, sagte sie bei dem von Franziska Langer mit Liedern garnierten, von den Studierenden Mathieu Knapp, Josefine Hau und Jacob Schmette moderierten Festakt.

Filme und Berichte vom Krieg

Die 43-jährige Filmemacherin und Kriegsberichterstatterin Tekkal, deren Eltern in ihrer Heimat im Südosten der Türkei als Kurden und Teil der jesidischen Glaubensgemeinschaft verfolgt worden und in den 1970er-Jahren nach Deutschland gekommen waren, ist in Hannover geboren und mit zehn Geschwistern aufgewachsen.

Ihre Eltern galten als bildungsfern, weil ihre Mutter nicht lesen und schreiben konnte, seien aber Aktivisten gewesen, erklärte Tekkal. Die Auslöschung ihrer Religionsgemeinschaft sei der Auslöser für die Gründung ihrer Organisation HAWAR.help gewesen und zugleich der Grund dafür, dass Düzen Tekkal ihr "schönes Deutschland verlassen" und ins Kriegsgebiet in den Irak gezogen sei, um ihren ersten Dokumentarfilm über den Völkermord gegen die im Nordirak ansässigen Jesiden und die gegen Frauen ausgeübte Gewalt zu drehen.

Inspiriert von amnesty international

"Ich bin Journalistin geworden, damit ich irgendwann die Geschichte eines Volkes erzählen kann, für das sich niemand interessiert", sagte sie in dem Saal, der bereits die Namen des Fußballers Philipp Lahm, der Sängerin Lena Meyer-Landrut und des Schauspielers Hannes Jaenicke getragen hatte.

In jungen Jahren inspiriert hätten sie die Gesellschaft für bedrohte Völker und die Menschenrechtsorganisation amnesty international. Mittlerweile hat Tekkal neben HAWAR.help auch die Bildungsinitiative GermanDream ins Leben gerufen, in die das Preisgeld fließen wird. Die Organisation geht in den Dialog mit jungen Menschen, um ihnen die Werte der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu vermitteln und beschreibt mit dem Projekt School Talk die Situation von Jesiden. Sie selbst habe als Kind einer kurdisch-jesidischen Flüchtlingsfamilie in Deutschland Chancen erhalten, von denen andere nur träumen könnten, sagt Tekkal.

Dank an ehemaligen Lehrer

Ihr Dank galt auch ihren Eltern für deren Unterstützung und Toleranz, ebenso ihren Geschwistern. Einer, dem sie ebenfalls sehr viel zu verdanken habe, war eigens als Laudator mit seiner Ehefrau aus Hannover angereist: ihr früherer Deutsch- und Politiklehrer Peter Richter. Der gab nicht nur Einblicke in seine Erinnerung an die Schülerin Düzen, sondern berichtete von einer Begegnung mit deren Eltern, die für ihn ein "Lehrstück in Respekt, Toleranz und Zuneigung" gewesen sei.

Düzen Tekkal dankte Richter, der sie stets gesehen, gefördert, geschützt und bei anderen verständig gemacht habe. Sein Unterricht habe ihr etwas fürs Leben gegeben. "Ich hätte mir keinen besseren Laudator vorstellen können." Als erste Laudatorin hatte die Journalistin Arezao Naiby, als 23-Jährige aus Afghanistan nach Deutschland geflüchtet, Tekkal ihren Respekt gezollt. Sie berichtete zudem über das Leid, das aktuell Frauen in ihrem Heimatland erdulden müssten – "die Liste der Verletzungen durch die Taliban ist lang".

Dritter Laudator war Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, wegen einer Kabinettssitzung nur per Videobotschaft zu sehen. Özdemir würdigte nicht nur die Tekkal als "echte Menschenrechtsaktivistin und Vorbild, quasi ein Role Model", sondern auch das diesbezügliche Engagement der Hochschule Ansbach als "großartig und wichtig". Sein Resümee: "Ein Hörsaal, der nach Düzen Tekkal benannt ist: Wow!" Zum Abschluss gab Düzen Tekkal den Studierenden einen Ratschlag: "Glaubt an eure verrückten großen Träume und lasst euch nicht einreden, dass ihr nicht gut genug seid. Glaubt an euch und bleibt euch treu."

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