Laut Landratsamt keine Gefährdung des Grundwassers

Umweltgift PFC aus US-Kaserne: Wie viele Flächen sind wirklich belastet?

24.1.2022, 15:52 Uhr
Das Flugfeld der US-Kaserne in Katterbach. Rechts unten ist einer der ehemaligen Feuerlöschübungsplätze zu erkennen.

© Stefan Blank, NN Das Flugfeld der US-Kaserne in Katterbach. Rechts unten ist einer der ehemaligen Feuerlöschübungsplätze zu erkennen.

"Es ist jetzt klar, dass das Kasernengift in alle Himmelsrichtungen strömt. Grund für den Flurschaden ist ganz offensichtlich die jahrelange Untätigkeit der US-Armee als Verursacherin. Das Katterbacher PFC verhält sich wie ein bösartiges Krebsgeschwür. Wenn der Schadensherd am Löschplatz und am Flugfeld nicht entfernt wird, streut er immer weiter", erklärt der Pressesprecher der Bürgerinitiative "Etz langt´s" Boris-André Meyer.

Die Kontaminierung von Gewässern und Boden sei "viel umfangreicher als bislang angenommen", teilt "Etz langt´s" mit. Es gehe dabei um "krebserregende Stoffe", die im Umfeld der Kaserne in Katterbach, wo die 12. Kampffliegerbrigade der US-Army mit Chinook- und Blackhawk-Transporthubschraubern sowie Apache-Kampfhelikoptern dauerhaft stationiert ist, nachgewiesen wurden.

Auch Felder sind betroffen

Die BI-Verantwortlichen verweisen auf Stichproben des Ansbacher Landratsamtes, die zeigen würden, dass "nach der großflächigen Belastung von Grundwasser, Fischweihern und Brunnen westlich der US-Militärbasis" und des Milmersbaches im Süden auch Felder östlich betroffen seien. Diese Informationen habe das Landratsamt "Etz langt´s"-Vorstandsmitglied Wolfgang Schmidt, mitgeteilt.

So will das Landratsamt das aber nicht stehen lassen. Auf Nachfrage erklärt Pressesprecher Fabian Hähnlein nach Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt Ansbach mit: "Ausgehend von den beprobten landwirtschaftlichen Flächen ist keine Gefährdung für den Wirkungspfad Boden-Grundwasser zu erwarten."

28.500 Kubikmeter Erde müssen raus

Die Bürgerinitiative sieht das deutlich anders und fordert: "Die laut Sanierungsgutachten am stärksten verseuchten 28.500 Kubikmeter Erde müssten unverzüglich ausgehoben und sicher gelagert werden, auch wenn dies auf Kosten des Flugbetriebs der US-Kampfschrauber ginge."

Noch sei aus ihrer Sicht unklar, wie viele landwirtschaftliche Flächen noch kontaminiert sind. Die BI fordert weitere Tests von Böden und Feldfrüchten. "Unser Wasser ist akut gefährdet", teilt Etz langt´s mit. "Wir müssen verhindern, dass das PFC-Gift auf den Tellern der Menschen in der Region landet."

Deutlich oder geringfügig überm Schwellenwert?

Laut Bürgerinitiative sei die Belastung auf einem landwirtschaftlichen Flurstück zwischen Flugfeld und dem Ort Neukirchen (Gemeinde Sachsen bei Ansbach) in einer Tiefe von 30 bis 40 Zentimetern der kritische Schwellenwert für den Pfad Boden-Grundwasser überschritten, mit 110 Nanogramm des giftigen Bestandteils PFOS.

Das Landratsamt zieht aus einer "orientierenden Untersuchung" auf verschiedenen Grundstücken östlich der Kaserne Katterbach etwas andere Schlüsse: Es sei laut Hähnlein "der Wirkungspfad Boden-Mensch, Boden-Nutzpflanze und Boden-Grundwasser auf Schadstoffbelastungen hin untersucht" worden.

Aus den Ergebnissen der Analyse von Mitte Juni 2021 gehe hervor, dass der vorläufige Schwellenwert für den PFC-Einzelstoff Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) auf dem Flurstück "geringfügig überschritten" wurde.

"Keine Gefährdung für das Grundwasser"

"Nach Einschätzung der Gutachterin sowie des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach geht jedoch aufgrund der Bodenbeschaffenheit und des Grundwasserabstands zur Oberfläche von den untersuchten Flächen keine Gefährdung für das Grundwasser aus", teilt Hähnlein weiter mit.

Etz langt´s nennt noch ein weiteres "stark belastetes" Areal, das in den Rippbach, also Richtung Norden entwässert. Zu diesem erklären Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt, dass "keinerlei Überschreitungen der vorläufigen Schwellenwerte für den Wirkungspfad Boden-Grundwasser festgestellt werden konnten". Für die Fläche sei "eine der geringsten nachgewiesenen Belastungen durch PFC im untersuchten Gebiet verzeichnet". Auch dort sei "keine Gefährdung des Grundwassers zu befürchten".

Ausgehend von Feuerlöschübungsplätzen

Anders sieht das bei den ehemaligen Feuerlöschübungsplätzen am Flugfeld der Kaserne aus. Eine Sanierungsuntersuchung und Machbarkeitsstudie, die auf der Internetseite der Stadt Ansbach der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wurde, zeigt die Kontaminierungen um zwei ehemalige Feuerlöschübungsplätze. Der eine liegt südwestlich des Flugfeldes der Katterbacher Kaserne, der andere nördlich davon, auf Höhe der Feuerwache.

Die Untersuchungen in Gang gebracht haben 2014 PFC-Befunde an diesen Feuerlöschübungsplätzen. Über das Oberflächenentwässerungssystem sei laut Angaben der Stadt Ansbach auch PFC-belastetes Wasser aus der Kaserne in den Katterbach abgeflossen. Die Stadt Ansbach bemühe sich seither um eine Eindämmung der Ausbreitung der Schadstoffe und eine Sanierung des Schadensherdes. "Grundwasserressourcen außerhalb des Standortes und Rezeptoren im weiteren Abstrom" seien aber laut diesem Sanierungsuntersuchung gefährdet.

Sanierung des Kanals

Unklarheiten hatte es jüngst auch um die Sanierungsmaßnahmen des Kanals unterhalb der Kaserne gegeben. Fertig sei laut Auskunft von Landratsamts-Pressesprecher Fabian Hähnlein der Regenwasser-Kanal unter dem Flugfeld, bis hin zum Milmersbach. Das sei aber nur ein Teilstück der Gesamtsanierungsmaßnahme. Von der Kanal-Sanierung erhofft man sich, dass keine Schadstoffe mehr in den Milmersbach gelangen würden.

Der Schaden insgesamt ist enorm. "Das ist eine der größten Altlasten Bayerns", sagte Wasserwirtschaftsamt-Chef Thomas Keller vor Kurzem der Fränkischen Landeszeitung. PFC seien schwierige Stoffe, was die Reinigung mit Aktivkohle angehe. Zuletzt seien laut Etz langt´s weiter hohe PFC-Werte im angrenzenden Milmersbach gemessen worden, doch alleine mit der Kanalsanierung wird das Problem wohl auch nicht gelöst werden können.

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